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Die Mars-Stadt

Die Mars-Stadt

Titel: Die Mars-Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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des Parkplatzes wird
ein Kopf zurückgezogen.
    Um weitere Neugierige abzuschrecken, feuert Dee einen Schuss
auf die Ecke ab, hinter der der Kopf verschwunden ist, und steigt
die Treppe hinunter. Ax tritt ein paarmal auf ihren
nachschleifenden Umhang. Sie zieht ihn entrüstet hoch.
    Am Fuß der fünfundzwanzig Betonstufen gelangen sie
in einen großen Kellerraum; die Decke ist so niedrig, dass
Dee gerade eben stehen kann. Von organischen Leuchtstoffen
trübe erhellt, ähnelt er einem unterirdischen
Parkplatz, obwohl es in dieser Gegend gar nicht genügend
Fahrzeuge gibt, als dass eine solche Verwendung gerechtfertigt
wäre. Stattdessen sind hier alte Maschinen gelagert,
Kabelrollen und – zu Dees Verblüffung – offenbar
auch Module für Raumfahrzeuge. Sie weiß, dass die
Türme der Stadt teilweise aus original Raumschiffteilen
gefertigt sind, doch die Bestätigung ist beinahe ein Schock
für sie. Es ist, als wäre sie im Innersten ihrer Welt
angelangt. Von hier aus geht es nicht mehr tiefer
hinab.
    Sie vernimmt Geräusche am Kopf der Treppe, dreht sich um
und feuert eine weitere Kugel ab. Der Querschläger schwirrt
sehr zufriedenstellend durchs Treppenhaus. Dann rennt sie los.
Ihr Instinkt und die Hinweispfeile leiten sie in dieselbe
Richtung; durch den Kellerraum hindurch, auf den Wassergeruch
zu.
    Sie können nicht geradeaus laufen, sondern schlagen Haken
zwischen Kisten und Hardwareteilen, deren vom Weltraumstaub
zernarbte Oberflächen mit Warnhinweisen, Instruktionen und
Markierungen bepflastert sind – Dee fallen die Aufschriften
›Weltraumhändler, Karaganda‹ und
›Projekt Jupiter‹ ins Auge, und ein Teil ihres
Bewusstseins hat Zeit, sich über diese Antiquitäten zu
wundern. Hinter ihr und Ax, zwischen den Echos und dem Jaulen
elektromagnetischer Interferenzen, macht sie Verfolger aus. Mehr
als eine Person, und sie bewegen sich mit zielstrebiger
Entschlossenheit.
    Auf Bodenebene zeigt sich vor ihnen ein Lichtstreifen. Die
Pfeile, die ihr die Leitsoftware ins Blickfeld projiziert, enden
hier und blinken. (Als wenn sie nicht von selbst darauf gekommen
wäre.) Im Laufen zapft sie die Steuersysteme eines breiten
Rolltors an. Unter lautem Knirschen und Quietschen bewegt es sich
nach oben. Als es dreißig Zentimeter hochgefahren ist,
kommt es zur Ruhe. Dee bombardiert es mit Kurzdistanzradar,
jedoch vergeblich.
    Der Laserpunkt einer Zielvorrichtung taucht darauf auf. Dee
lässt sich fallen und reißt Ax mit sich, sodass er
weich fällt, was ihr weniger gut bekommt. Sie wälzt
sich unter ihm hervor und schießt durch eine Gasse in die
Richtung, wo sie die Bewegung ausgemacht hat. Hastig rammt sie
einen neuen Ladestreifen in die Pistole und feuert erneut. Es
blitzt, dann sirrt eine Kugel über ihre Nase hinweg. Sie
schießt den Ladestreifen wahllos leer. Der Verfolger duckt
sich hinter eine Kiste, und Dee wälzt sich abermals herum
und kriecht auf den Torspalt zu. Er ist zu schmal für
sie.
    »Mach schon!«, zischt sie Ax zu. Sie braucht ihn
nicht zu drängen. Er wälzt sich durch den Spalt und
springt beiseite.
    Sie hört ihn »Nicht!« rufen, dann verstummt
er. Zwei mechanische Füße tauchen in der Lücke
auf, stapfen bis zur Mitte der Tür. Metallklauen greifen
unter der Tür durch und heben sie an. Die Tür rollt
sich auf wie eine Alujalousie. Die Maschine, die das Tor anhebt,
senkt gleichzeitig den Rumpf zwischen die Beine ab. Über
Dees Kopf leuchtet ein schmaler Streifen Staubpartikel auf, als
ein Laserstrahl von Industriestärke die Dunkelheit des
Kellers durchschneidet.
    Dee stößt verzweifelt den leeren Ladestreifen aus
und setzt einen neuen ein, den sie aus ihrer Handtasche gekramt
hat. Die Munition wird allmählich knapp. Sie wendet sich dem
neuen Gegner zu. Es handelt sich um einen gedrungenen, auf dem
Boden hockenden Roboter. Der Laser, der zwischen den beiden
Rumpfhälften hervorschaut, feuert, schwenkt herum, feuert
erneut. Viel zu dicht hinter ihr ertönt ein Schrei.
    »Ich habe die Kopfgeldjäger geblendet«, sagt
der Robot. »Aber ich glaube, du solltest jetzt
rauskommen.«
    Dee starrt ihn verblüfft an, dann erkennt sie, dass dies
der Robot ist, den sie am Vortag in Wildes Gesellschaft gesehen
hat.
    »Ach, du bist es«, meint sie unfreundlich und
kriecht ins Freie. Der Robot lässt das Tor herunterrattern
und bringt obendrein noch den Schließmechanismus aus
nächster Nähe mit einem Laserstrahl zum Schmelzen. Sie

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