Die Mars-Verschwörung
sich mit den Fingern am Gitter fest. Die Fingerspitzen sind schwarz verkohlt, die Nägel abgelöst. »Mein Name ist Thela. Ich habe zu Hause ein Kind und einen Mann. Bitte. Haben Sie Erbarmen.«
Ich reiße dem Wachmann die Schlüsselkarte aus dem Gürtel. »Ich kann sie nicht hier lassen. Wir müssen ihnen helfen.«
»Zur Hölle mit dir«, sagt Vienne, deren Blicke zwischen dem Ausgang und mir hin und her huschen. »Deinetwegen werden wir noch geschnappt.«
»Diese Leute sind hilflos, und wir sind immer noch Regulatoren.«
Ich öffne die Tür zum Bau. Drei Bauern – zwei Frauen und ein Mann – in zerfledderten, blutigen Overalls stürzen aus der Zelle. Ihr Haar ist schmutzig und verfilzt, und sie stinken nach menschlichen Ausscheidungen. Sie schlurfen wie Schlafwandler, doch ihre Augen blicken wirr und wild, und die Regenbogenhäute sind rosa verfärbt.
»Das ist Ekstase «, sage ich zu Vienne, während ich die drei langsam den Korridor entlangführe.
»Dann sind sie jetzt schon so gut wie tot«, sagt sie. »Lass uns gehen. Ich übernehme die Führung.«
Ich schleife den Wachmann in die Zelle und schließe ihn ein. »Warum bist du auf einmal so hartherzig?«
»Warum musst du ...«, sie sieht sich am Ausgang nach Gegnern um, »immer deine Versprechen brechen?«
»Ich …...«, setze ich an, als mich ein Schrei aus einer anderen Zelle unterbricht. »Es gibt noch mehr!«
»Ich empfange Signaturen in der direkten Umgebung, Cowboy«, sagt Mimi.
»Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«
»Du hast nicht gefragt.«
Mit der Schlüsselkarte des Wachmanns schließe ich sämtliche Zellen auf, öffne jede Tür und helfe den Gefangenen hinaus. Alles in allem sind es vierzehn Personen, und jede weist Spuren von Folterungen auf – Verbrennungen, Peitschenmale, blaue Flecken – und hat rosa verfärbte Regenbogenhäute.
»Los, los«, sage ich immer wieder, als sie sich in einer Reihe an der Wand aufstellen wie lebende Tote.
Ich gehe zu Vienne, die immer noch am Ausgang wartet. »Das ist eine ganze Menge.«
»Vierzehn Geiseln, die kaum laufen können?« Sie schlägt mir die flache Hand an die Brust. »Wenn du die Gefangenen nach draußen führst, wird die Sturmnacht sie für Zielübungen missbrauchen! Wie willst du diese Rettungsaktion durchziehen?«
»Ganz einfach«, sage ich, »ich werde einen Truck klauen.«
»Aber natürlich.« Sie schlägt sich mit der Hand an die Stirn. »Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?«
»Weil ich die ganze Weisheit für mich gepachtet habe?«
»Nein«, sagt sie mit erhobener Stimme. »Weil es dir wichtiger ist, ein Held zu sein, als ein Lieb... ein Soldat.«
»Siehst du? Ich wusste, du bist sauer.«
»Hör auf damit! Ich bin nicht sauer!«
»Dein Mund sagt nein, aber deine zusammengebissenen Zähne und die schmalen Augen in deinem furchteinflößenden Gesicht sagen ja.«
Ihre Faust bewegt sich so schnell, ich sehe sie gar nicht kommen. Da ist nur eine verschwommene Bewegung, die mich in den Rippen erwischt. Trotz der zwei Panzerschichten um meinen Körper lande ich auf dem Hinterteil.
» Jetzt bin ich sauer!«
»Das sehe ich.« Ich springe auf.
»Du hast es verdient«, sagt Mimi.
»Wenigstens hat sie mich nicht erschossen. Hör mal, Vienne, es tut mir leid. Ich ...«
»Hör auf!« Sie klopft mir den Staub aus den Klamotten. »Ich behalte die Gefangenen im Auge. Du musst einen Truck klauen.«
»Ja, Ma’am.« Es hat keinen Sinn, mich noch einmal zu entschuldigen, zumal ich meine Zähne mag.
»Deine Zähne danken dir«, sagt Mimi.
»Ja, Mom. Hast du schon den Scan für mich?«
»Auf dem Gelände gibt es in ungefähr fünfzig Metern Entfernung mehrere Fahrzeuge.«
Hervorragend. Ich zeige Vienne die offene Handfläche. »Kann ich mal den Blaster sehen, den du dem Wachmann abgenommen hast?«
Sie schlägt mir auf die Hand. »Der wird dir bei einem Schusswechsel wenig helfen.«
»Ich habe nicht vor, mich auf einen Schusswechsel einzulassen. Ich möchte nur den kleinen Trick anwenden, den Fuse mir in den Höllenkreuzminen gezeigt hat.«
Ihre Lippen zucken. »Jeder Trick, den dieser Schürfer dir gezeigt hat, dürfte geeignet sein, dir die Hand abzureißen.«
»Sei nicht so ungnädig, Vienne. So übel war er auch nicht.« Ich zerre die Verkabelung aus dem Griffstück, zwirble den roten und den grünen Draht zusammen und stelle den Blaster so ein, dass er sich überladen muss. »Okay, er war ein Drecksack, aber mit Explosionen hat er sich
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