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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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dass es jedoch einer Flucht gleichkam. Jeder
Versuch einer Kontaktaufnahme blieb so ohne Erfolg. Sie
lachte, tänzelte, hüpfte hinweg, in den Cañon hinein, und sie
war so behände und geschickt, dass Mac bei der Verfolgung
stets den Kürzeren zog. Und auf keinen Fall wollte er dem
Wesen in irgendeiner Weise Gewalt antun.
    Aber seit nunmehr vier Tagen zehrte Mac von einer
Entdeckung. An der Bewässerungsmaschine 4 hatte er bereits
mehrmals frische Fußspuren vorgefunden, die ohne Zweifel
von ihr stammten. Er hatte es dann so eingerichtet, dass er –
und das war vor vier Tagen – den Ort mehrere Stunden
hintereinander beobachten konnte. Und als sich Sunnyboy über
den Horizont erhob, erschien sie.
    Plötzlich war sie da, sodass Mac, der auf dem Hang schräg
über der Maschine, etwa 30 Meter entfernt, hinter einem
Felsbrocken lag, nur vermuten konnte, dass sie aus dem Cañon
gekommen war, wo sie vom Roten Felsen verdeckt gewesen
sein musste.
    Sie streckte dem Rieselstrahl die Arme entgegen, spielte mit
den Fingern darin, gab sich wollüstig dem kühlenden Nass hin.
Sie ließ sich das Wasser in den Mund laufen, schluckte
gierig. Dann ergötzte sie sich nur noch, drehte, bog den
Körper, hielt minutenlang das Gesicht in das Geriesel, triefnass
das lange, verfilzte Haar.
Aber – sie wusch sich nicht, wollte sich anscheinend nur
abkühlen. Der wadenhoch an ihren Beinen klebende
verkrustete Schlamm interessierte sie nicht.
Mac hatte Muße, zu beobachten, da sie ihrer Umgebung
überhaupt keine Aufmerksamkeit schenkte.
Langsam stieg er vom Hang und ging auf sie zu. Er hörte sie
gurren und lachen vor Vergnügen, in die Hände und auf den
Körper klatschen, hörte das Patschen ihrer Füße im rötlichen
Schlamm.
In 10 Meter Entfernung blieb Mac stehen. Er traute sich
nicht, noch näher aufzurücken, aus Angst, sie am Ende doch zu
verscheuchen.
Ihre wasserbenetzte Haut glänzte in einem ins Oliv gehenden
Grün. Zu dieser Farbe stand ihr helles Haar in einem
frappierenden Kontrast, und Mac stellte sich vor, wie es
aussähe, wenn dieses Haar weich und schimmernd in dichten
Wellen über die dunklen Schultern flösse.
Arme und Beine, soweit unter der Schlammkruste die Haut
sichtbar wurde, zeigten Kratzer und Risse, eine Bestätigung,
dass sie gelegentlich an den Hängen auf allen vieren lief. Das
Gesicht der Frau, jetzt verzückt, zwang Mac, es mit Blicken
wieder und wieder abzutasten. Er konnte sich einfach nicht satt
sehen. Und er war ihr dankbar, dass sie ihn überhaupt nicht
beachtete.
Mac fand seinen Eindruck aus der Begegnung im Regen
bestätigt: ein ovales Gesicht mit weitstehenden Augen von
leicht mandelförmigem, asiatischem Schnitt – ein effektvoller
Gegensatz zu den blonden Haaren und der hellblaugrauen Iris.
Das Beeindruckendste des Gesichts aber waren diese
faszinierenden Augen. Sie wirkten in dem olivenfarbenen
Antlitz als zwingender Blickfang. Die halbvollen Lippen
dagegen hoben sich als dunkles Relief kaum ab.
Obwohl auch der übrige Körper vereinzelt Kratz- und
Schürfwunden aufwies, vermittelte er durchaus nicht den
Eindruck, verbraucht zu sein. Im Gegenteil, er strahlte Kraft,
Gesundheit und Wohlbefinden aus, war straff, muskulös,
schien geschmeidig und war wohlproportioniert. Ein Körper
auch, so empfand Mac, der das offenbar stets heitere Wesen
dieser Frau, die beinahe ansteckende Fröhlichkeit und das
Ausgeglichene, unterstrich. Ein begehrenswerter Körper! Und
Bruchteile von Sekunden spürte Mac eine heiße Welle des
Verlangens. Aber das Gebaren dieser Frau dämpfte dieses
sofort. Und jetzt, als Mac sie aus dieser Nähe und zum ersten
Mal mit einiger Ruhe beobachtete, mischte sich in seine
Freude Trauer. Obwohl äußerlich
– mit Ausnahme der
Hautfarbe – völlig mit der Gattung übereinstimmend, war das
dort ein Mensch?
Durch dieses Gehirn flossen Empfindungen, umgesetzt in
Körperreaktionen, deren ein normaler Mensch nicht fähig
wäre. In dem Gesicht wechselten schmelzende Hingabe mit
wilder Wollust, die Glieder zuckten unter dem dünnen
Wasserstrahl eigenartig verrenkt. Der Körper bog und wand
sich und verharrte gleich darauf für Sekunden in höchster
Angespanntheit, dann wieder sank er in sich zusammen. Die
Augen sprangen unstet hin und her, rollten, ohne zu sehen…
Das Ganze, so empfand Mac, war ein Bild intensivster
Lebensäußerung, der Freude am Augenblick, und er konnte
sich nicht denken, dass ein Mensch so völlig die Zwänge der
Erziehung und Vernunft ablegen könnte, noch

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