Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:

obwohl er die weitere Strecke zurückzulegen hatte, vor Mac in
der Nähe der Station sein, und zwar so viel vor ihm, dass Mac
ihn nicht aus westlicher Richtung heranhasten sah.
Glücklicherweise hatte es Mac zum Feierabend nie eilig,
erledigte meist noch einige Handgriffe an den Maschinen,
schlenderte den Hang entlang bis zur Abzweigung, hatte
Minuten für den oft gesehenen, aber immer wieder
faszinierenden Untergang von Sunnyboy und den Aufgang der
Nymphe übrig, inspizierte den Fortschritt des Pflanzenwuchses
und spazierte dann wie einer, der mit seinem Tagewerk
zufrieden ist, dem Stationsgebäude zu.
    Zweimal hatte Alexej während der fünf Tage, die er seinen
Lauscherposten innehatte, beobachtet, dass Mac versuchte, das
Wesen zu begleiten, aber nie erfolgreich. Bereits in Alexejs
Sichtbereich gelang es der Grünen, ohne dass eine direkte
Absicht zu erkennen gewesen wäre, behände und mit der
Umgebung sehr vertraut, einen solchen Vorsprung
herauszulaufen, dass Mac einfach physisch nicht im Stande
war, mit ihr gleichauf zu bleiben. Da sie stets im Cañon
verschwand, schlussfolgerte Alexej, dass sie den Steilhang so
rasch hinabglitt, dass Mac keine Chance blieb; denn er kam an
diesen Tagen nur einige Minuten später als sonst in der Station
an. –
    Wieder standen lange Schatten vor dem Stationsgebäude,
abermals schimmerten die Felskuppen golden. Sunnyboy
würde in wenigen Minuten emportauchen, und dem Cañon die
grüne Frau entsteigen.
    Alexej trat aus dem Gebäude, musterte das Gelände vor sich
und die Felsen. Nichts, was auf eine andere Situation als an
den Tagen vorher hingedeutet hätte.
    Im Dauerlauf legte er etwa einen Kilometer bis zur
Terraingrenze zurück, schwenkte dann rechtwinklig ab und lief
auf den Roten Felsen zu.
    Je näher er kam, desto aufmerksamer blickte er in das
Pflanzengewirr zu seiner Rechten. Der Aufbau der
Sprühmaschine ragte über das Grün, schwarz, die Ränder im
Schlagschatten der Sonne scheinbar glühend. Diese
Lichtverhältnisse machten Alexej zu schaffen, da er trotz des
Sonnenschutzes im Maskenfenster ständig geblendet wurde.
,Die Gewöhnung fehlt’, dachte er.
    Er kam gut voran, zumal er nach links in die Wüste
ausweichen konnte und dort der von den Nachbarn bereits für
den Bewuchs vorbereitete Boden gut trug.
    Alexej ließ die Regenmaschine rechter Hand liegen, erreichte
den Hang und pirschte sich gebückt in östlicher Richtung an
seinen Standort heran. Die letzten Meter robbte er, dann blieb
er bäuchlings liegen und blickte um den Vorsprung herum.
    An der Maschine stand Mac, und er schaute aufmerksam
nach Nordosten, dorthin, wo zwischen den verstreut liegenden
Felsblöcken die Grüne auftauchen musste.
    Alexej schlug wie stets in diesen Augenblicken das schlechte
Gewissen, als er den belauschten Gefährten dort nichtsahnend
stehen sah. Er versuchte sich zu rechtfertigen. Schließlich hatte
Mac mit der Heimlichtuerei angefangen. Und er demonstrierte
nach Alexejs Ansicht grenzenlosen Egoismus und Misstrauen.
Gut, es blieb Macs Entdeckung, aber woher nahm er das
Recht, sie vorzuenthalten.
    Alexej war sich im Klaren, dass er eingreifen würde, sobald
er seine Beobachtungsergebnisse für ausreichend hielt. Dieser
Zeitpunkt schien nicht allzu fern, je deutlicher er feststellte,
dass sich dort unten täglich das Gleiche vollzog.
    Alexej wurde aufmerksam: Die Spannung auf Macs Gesicht
wich einem frohen Lächeln. Er ging einige Schritte auf die
Grüne zu, streckte ihr beide Hände entgegen, die sie ergriff,
führte sie zur Maschine und drehte die Dusche auf.
    Alexej staunte: Mac hatte tatsächlich eine richtige
Badebrause fest angebracht. Und das vergnügliche
Geplansche, das wenig später einsetzte, schien um einige
Grade intensiver zu sein als an den Tagen vorher.
    Wie immer schaute Mac nach Alexejs Auffassung einfältig
lächelnd zu, lachte aufmunternd, wenn ihn zufällig der
flackernde Blick der Badenden traf.
    Dann bespritzte Mac die gurrend Lachende mit Waschöl und
machte ihr vor, wie sie sich damit behandeln sollte. Und das
klappte an diesem Tag schon besser als zuvor, stellte Alexej
fest Eine ganze Weile äffte – ja, eine passendere Bezeichnung
gab es für Alexej nicht – sie Mac nach und wusch so gründlich
ihren Körper von den Schlammspritzern frei. Der Schaum, der
dabei entstand, machte ihr große Freude. Sie haschte danach,
pustete Flocken in die Luft und kleckste ihn auf sich.
    Als die Seife abgespült war, drehte Mac das Wasser ab.

Weitere Kostenlose Bücher