Die Maske
Hügels, der für Suko nicht einsehbar war. Um etwas zu erkennen, mußte er das Buschwerk zur Seite drücken oder auch brechen. Er bückte sich nicht mit einem guten Gefühl, denn es war ein Risiko, den Tieren den Rücken zuzuwenden.
Sie taten nichts, blieben ruhig. Suko hörte nur ihren hechelnden Atem, der schnell und keuchend aus ihren aufgerissenen Mäulern drang. Mit beiden Händen griff der Inspektor zu.
So stark wie möglich bog er die Zweige zur Seite, ohne etwas anderes erkennen zu können als nur den normalen Boden.
Dennoch machte er weiter, suchte auch an anderen Stellen nach, bis er plötzlich nach vorn fiel, weil er seine Hand zu stark gegen den Boden gepreßt hatte.
Unter der Fläche hatte der Boden nachgegeben, war durch den Druck einfach weggebröckelt, und Suko war mit seinem Arm direkt ins Leere gestoßen.
Hatten ihm die Füchse das zeigen wollen?
Suko bohrte mit dem Arm nach, der bis zu seiner Schulter hin verschwunden war.
Kein Zweifel, die Füchse hatten ihm einen Stollen zeigen wollen. Suko zog den Arm wieder hervor. Seine Kleidung hatte bereits den Geruch angenommen.
Nach Moder, nach Kühle, nach alten Mauern und auch nach Staub roch er jetzt.
Unbeweglich wie künstliche Geschöpfe standen die vier Füchse auf dem Fleck. Suko hätte gern gewußt, wo der Stollen hinführte. Sicherlich wußten es die veränderten Tiere, nur konnten sie nicht sprechen. Der Inspektor ergriff die Gelegenheit beim Schopf. Er fing an, den Eingang zu erweitern.
Es war einfach. Durch Schläge mit der flachen Hand schleuderte Suko immer mehr Dreck und Stücke in die Tiefe hinein, und schon bald konnte er die Schräge sehen, die in die Erde hineinstach. Sie kippte nicht zu stark ab und war einigermaßen bequem zu laufen. Um sicherzugehen, leuchtete Suko hinein. Der dünne Lichtfinger verlor sich in der Finsternis. Er glitt zuvor über einen sehr schmutzigen und grauen Boden, bedeckt mit unterschiedlich großen Steinen, die sich von den Rändern und der Decke gelöst hatten.
Das Loch war groß genug, um hineinkriechen zu können. Wenn er den Weg im Geiste verlängerte, konnte es durchaus sein, daß er unter dem Nonnenkloster ankam.
Ein Gang also… eine Verbindung. Suko dachte nach. Er wußte zwar nicht viel, glaubte jedoch, der Lösung des Rätsels ein Stück nähergekommen zu sein.
Und er zögerte nicht mehr. Füchse hin, Füchse her, er mußte es einfach wagen.
Auf Händen und Füßen kroch der Inspektor durch die Öffnung in den Stollen. Bereits nach wenigen Yards konnte er sich aufrichten, ohne mit dem Kopf an die Decke zu stoßen.
Er blieb stehen, drehte sich um, sah schräg über sich und etwas weiter entfernt das Loch des Eingangs.
Genau dort malten sich Schatten ab.
Vier Füchse drängten sich näher, um Suko wie eine lautlose gefährliche Meute zu folgen.
Acht Augen leuchteten im kalten Höllenfeuer. Für Suko gab es nur mehr einen Weg.
Den nach vorn!
***
Mich hatte eine Tiefe gefangengenommen, durch den der Atem der Jahrhunderte wehte.
Ich ging einen derartigen Weg nicht zum erstenmal. Immer wieder beschlich mich dabei ein ungutes Gefühl, denn ich wußte nie, wo die unterirdischen Gänge und Stollen endeten.
Mit der Lampe strahlte ich die Strecke ab, die vor mir lag. Viel veränderte sich nicht. Die altersschwachen Wände, die Steine auf dem Boden, die Feuchtigkeit, das Kleingetier, mal tauchte eine Nische auf, dann wiederum sah ich die Spinnwebennetze, groß wie Bälle, unter der Decke und an den Wänden kleben.
Es war die Welt des Schweigens. Da hing die Dumpfheit zwischen den Wänden, und von einer normalen Atemluft war kaum zu sprechen. Der stark reduzierte Sauerstoffgehalt machte auch mir zu schaffen. Für jeden normalen Atemzug mußte ich zweimal Luft holen und hatte jedesmal das Gefühl, als würde ich den Staub der Jahrhunderte auf meiner Zunge schmecken und diesen Geschmack nicht wegbekommen.
Ich hatte meine unsichtbaren Antennen ausgefahren und suchte nach einer Gefahr. Daß sie lauerte, stand für mich fest. Es gab einfach kein besseres Versteck für die Maske.
Allerdings dachte ich auch darüber nach, wie es ihr gelungen sein konnte, überhaupt in diesen Stollen zu steigen. Wahrscheinlich nicht durch die Luke, die ich genommen hatte.
Sie hatte so ausgesehen, als wäre sie all die Jahrhunderte nicht mehr benutzt worden. Aber nichts sprach dagegen, daß noch ein zweiter Ein-oder Ausgang existierte. Ich war in dem ersten Stollen geblieben und seiner Führung gefolgt. Einmal
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