Die Maske des Alien
hinauf. Sein Vater bedeckte das Gesicht mit beiden Händen und wankte zurück. Einer der Mörder feuerte noch einmal.
Lodernde Flammen. Eine Kugel aus Licht, die seinen Vater in die Brust traf und über ihm explodierte.
Dann der Schrei. Schrill und hoch. Todesqualen und Verzweiflung.
Fain stürmte drei Schritte weit ins Zimmer, und dann schlug ihm jemand mit dem Kolben einer Waffe gegen die Brust. Oh, bitte, Gott, nein, was macht … warum … Dann sah er die Streifen auf den Ärmeln, die Stoffstückchen, die bedeuteten, daß all dies legal war, daß es kein Irrtum war, daß sein Vater jetzt und hier sterben mußte.
Sein Vater, gebadet in Flammen.
Die Hände sanken herab, als wüßte der brennende Mann, daß es kein Entkommen gab, daß jeder Versuch sinnlos war. Das Gesicht war verzerrt, erstarrt. Der Mund war zu einem lautlosen Schrei aufgerissen. Die Gestalt wurde steif. Die Flammen bedeckten sie, fraßen sich immer weiter. Dann öffneten sich langsam die Augen, als müsse er sie gewaltsam aufzwingen, um einen letzten Blick auf die Welt zu werfen. Fains Vater sah hinaus auf seinen Sohn, und er schwankte. Sein Haar loderte auf und gelbe Flammen schlugen empor. Beißender Qualm. Das Knistern des Feuers. Züngelnde, schnappende Flammen. Die Lungen seines Vaters füllten sich zu einem neuen Schrei. In den Augen des brennenden Mannes lag etwas Altersloses. Er sah Fain ah, und sein Blick durchdrang die Todesqualen, und die Erkenntnis, das Wissen, verband sie miteinander. Dann taumelte sein Vater zurück. Seine Arme zuckten, und der letzte Schrei erscholl.
Fain stand da wie erstarrt, schweißgebadet.
Immer wenn ihn Angst überkam, floh er vor ihr in die Vergangenheit. Zurück zu dem brennenden, zusammenbrechenden Mann. Zurück zu den drei Mördern, die sich davon überzeugten, daß ihr Auftrag erfüllt war und daß sein Vater von keinem Rettungsgerät wiederbelebt werden konnte. Die ihre widerwärtige Arbeit auf dem Wohnzimmerteppich taten. Die den stammelnden Jungen beiseite stießen.
In den finsteren Stunden, die darauf folgten, als das Haus sich mit Polizisten und Beamten und Verwandten Rillte, geschah es, daß jene eisige Ruhe sich über ihn herabsenkte, die ihn nie wieder verlassen sollte. Ein kaltes, gelassenes Wissen. Er hatte den Tod gesehen, und in dem letzten, gepeinigten Blick seines Vaters hatte er auch die Antwort auf den Tod gesehen. Sein Vater hatte ihm etwas gegeben, das ihn durchs Leben tragen und anders als andere machen würde.
Zu diesem geheimen Mittelpunkt, in dem die kalte, klare Wahrheit lag, kehrte Fain zurück. Einen Augenblick lang hatte ihn Angst gepackt, aber jetzt war sie verschwunden. Der Änderung war ihnen weit überlegen. Es hatte den einzigen konkreten Vorteil, den er und Skallon mitgebracht hatten, neutralisiert. Also gut: Das Problem lag jetzt anders. Aber tief im Innern wußte Fain, daß er hier eigentlich nichts zu verlieren hatte. Allenfalls konnte der Änderung ihn töten. Mehr nicht. Und dies zu wissen vermittelte Fain den Vorsprung, den er immer und allen gegenüber hatte – Menschen, Änderungen, allem.
Fain legte den Hitzestrahler in die Armbeuge und setzte seinen Weg fort. Der Augenblick war vorüber. Er hatte schon früher solche Augenblicke erlebt, vor allem während der letzten fünf Jahre, aber sie waren nie wirklich wichtig gewesen. Auch dieser würde verblassen und verschwinden. Dessen war er sich sicher.
Er war drei Kilometer weit gekommen, als er das Donnern der ersten Gewehrschüsse in der feuchten Luft hörte.
2
Fain duckte sich hinter stechend riechende Blätter und atmete durch den Mund, um nicht würgen zu müssen, während er die vor ihm liegende Landschaft studierte. Es war die
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