Die Maske des Alien
unerwartet.
Einhundert Kilo alveanisches Fleisch fielen drei Meter tief von der Decke herunter und landeten auf Fain. Die Sprosse, auf der er stand, zerbrach. Er stürzte, schlug auf den Boden, und der Alveaner begrub ihn unter sich. Einen Moment lang sah er nichts mehr. Er verspürte nichts als Schmerz. Der Hitzestrahler fiel ihm aus der Hand.
Joseph Fain lag zusammengequetscht unter dem massigen Leib eines besinnungslosen Alveaners, waffenlos und ungeschützt im Blickfeld der Luke in der Decke.
Er wußte, daß er eigentlich tot sein müßte. Er stand auf.
Seine Rippen schmerzten, und sein linkes Handgelenk schien verstaucht zu sein. Der Alveaner lag im Vertil-Stupor. Fain trat einmal gegen ihn und dann noch einmal. Er hörte ein schnappendes Geräusch, als die Rippen des Alveaners unter dem Fett brachen. Er hob sein Bein und hielt dann inne.
Fain kam sich schmutzig und lächerlich vor. Er fühlte sich – um einen antiken, wenn auch bedeutungslosen Ausdruck zu gebrauchen – wie ein Mann, den man mit heruntergelassenen Hosen erwischt hatte. Er atmete schwer. Seine Hände zitterten.
Langsam und lautlos durchquerte er den Raum und hob seinen Hitzestrahler auf.
Er stieg allein die Leiter hinauf und achtete darauf, daß er nicht auf die gebrochene Sprosse trat.
Der obere Raum war leer. Mittlerweile hatte er begriffen, daß er leer sein mußte, aber das konnte seine Wut nicht mildern. Er durchsuchte das Zimmer. Es war dunkel und eng und voller Rauch. Er riß Schubladen auf und warf Akten durcheinander. Er zerfetzte die Polster und zerschmetterte einen Stuhl. Seine Suche war ohne Sinn, aber sie besaß eine gewisse Methode. Er begann am einen Ende des Raumes und arbeitete sich zum anderen.
Auf halber Strecke, in einem breiten Wandschrank, fand er die Leiche eines Alveaners. Diesmal gab es keinen Zweifel. Ein faustgroßes Loch war in die Brust des Alveaners gebrannt, und sein Gewand, ein fließender, weißer Seidenumhang, war verklebt von getrocknetem Blut.
Eine halbe Sekunde später wußte Fain, wer der tote Alveaner war. Angesichts der Kleider und des Ortes, an dem er ihn gefunden hatte, lag die Lösung auf der Hand.
Fain schloß den Schrank und ließ General Nokavo in Frieden ruhen.
Er war nicht überrascht. Ähnliche Tote hatte er schon früher gesehen, auf Revolium und anderswo. Wenn er die Identität eines anderen Mannes annahm, stand der Änderung nur vor einem einzigen, wirklichen Problem: Was tun mit dem Original? In diesem Falle hier hatte der Änderung zweifellos instinktiv gehandelt. Er hatte General Nokavo getötet, für ein paar kritische Augenblicke seine Gestalt und Identität angenommen, und dann war er weitergezogen.
Oder?
Fain straffte sich plötzlich. Er hob den Hitzestrahler, wirbelte herum, richtete ihn auf das Loch im Boden und feuerte.
Von unten kam keine Reaktion.
Fain ließ sich auf die Knie fallen, kroch über den Fußboden und sah hinunter.
Der Raum unten war leer.
Fain wußte, daß er dort unten am Boden gelegen hatte, über sich den breiten, stinkenden, fetten Leib des alveanischen Soldaten.
Dieser alveanische Soldat war der Änderung gewesen.
Das war ihm jetzt so klar, wie es das von Anfang an hätte sein sollen.
Der Änderung hatte ihn überlistet, ihn an der Nase herumgeführt, ihn lächerlich gemacht. Der Änderung hatte ihn zum Narren gehalten wie einen Amateur.
Und was noch schlimmer war: Fain begriff, daß der Änderung nicht völlig allein gearbeitet hatte. Fain selber hatte ihm die ganze Zeit geholfen.
Er hätte Verdacht schöpfen müssen: Ein einsamer Alveaner, der noch wach war, während Dutzende andere schliefen. Ein einsamer Alveaner, der ganz zufällig genau wußte, wo General
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