Die Maske des Alien
Gespräch sie interessierte. Aus ihrer entspannten Haltung und ihrem ausdruckslosen Blick schloß er, daß dies im Augenblick nicht der Fall war.
„Zunächst einmal“, begann er mit leicht gesenkter Stimme, „müssen wir denken wie ein Änderung. Seine Aufgabe hier – seine einzige Aufgabe ist Zerstörung. Und diese Mission wird er auf die schnellste, einfachste und direkteste Art und Weise angehen, die möglich ist. Du bist zwar der Experte für die Situation auf diesem Planeten, aber mir scheint, daß diese Epidemien ihm dabei am meisten in die Hände spielen. Solange ich heute draußen war, habe ich überall die Zeichen gesehen – sterbende Alveaner, tote Alveaner und solche, die eine Todesangst vor dem Tode hatten.“
„Und die Schuld dafür geben sie der Erde.“
„Genau“, sagte Fain. „Und wie ich sagte, der Änderung wird das gleichfalls bemerken. Es ist ja nicht so, daß er es hier mit einem permanenten Status zu tun hätte, der hart ist wie Beton. Alvea ist wie eine Ziegelmauer, und irgendwo in der Mitte ist es hohl. Wenn man gegen die falschen Stellen schlägt, wird nichts passieren. Aber finde den richtigen Punkt, und die Mauer bricht zusammen.“
„Und die Seuchen sind diese hohle Stelle?“
„Klar. Bist du anderer Ansicht?“
Skallon zuckte die Schultern. „Über alles das wurde schon auf der Erde gesprochen, aber ich habe hier nichts gefunden, das dagegen spräche.“
„Dann, meine ich, sollten wir unserer ursprünglichen Angriffslinie folgen. Wir wissen, daß sämtliche Führer des Planeten sich demnächst hier versammeln.“
„Ich habe schon eine Reihe von Angehörigen der oberen Kasten auf der Straße gesehen. Manchmal benutzen sie Motorfahrzeuge. Das ist sonst niemandem gestattet.“
„Da werden wir den Änderung dann finden. In einer dieser Zusammenkünfte“, sagte Fain mit Entschiedenheit. „Er wird sich als Angehöriger der Oberen Kasten ausgeben.“
Skallon nickte. „Wir dürfen nicht vergessen, daß er die erdfeindliche Stimmung aktivieren kann, wenn er uns entdeckt. In einem Punkt müssen wir sehr vorsichtig sein, nämlich …“
Aber Fain hörte nicht zu. Die Frau lehnte an der Wand, und als er sie ansah, reckte sie sich und drehte ihren Hals in langsamer, träger Anmut. Eine faule, sinnliche Bewegung; sie erinnerte ihn an die beiden Bateman-Töchter. Der Gedanke an sie und an die warme, schwebende Zeit mit ihnen kehrte immer wieder zurück. Er wußte, daß sich das als Schwäche erweisen konnte, daß es seine Konzentration in einem lebenswichtigen Augenblick ablenken konnte. Aber ein anderer Teil von ihm kannte diesen Hunger nach Berührung sehr genau, den Hunger nach dem wundervollen, geschmeidigen Reiben von Haut an seiner Haut; er war ein notwendiges Gegengewicht zu dem professionellen Fain, den er aus sich gemacht hatte.
In den langen Jahren des Erwachsenwerdens und der darauffolgenden Ausbildung hatte Fain sich seinen privaten Mittelpunkt, das Geschenk seine Vaters, bewahrt. Dadurch war es ihm möglich gewesen, der kühle, unerschütterliche Fain zu sein, eine Rechenmaschine in einem steinharten Körper. Wenn der Druck zu stark wurde, konnte Fain sich immer dorthin zurückziehen, wo die kalte, klare Wahrheit saß. In gefährlichen Augenblicken konnte Fain sein Leben aufs Spiel setzen, eben weil erden Tod verachtete. Das hatte sein Vater ihm gegeben: eine Sicherheit jenseits allen Glaubens, eine einfache Tatsache. Indem er die Menschen, die ihn umgaben, beobachtete, hatte er mit den Jahren eines gelernt: Wenn es darauf ankam, würden sie davor zurückschrecken zu tun, was klug war, weil sie vor einer Grenze standen, einer Liniejenseits derer sie ihr
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