Die Maske des Alien
überschwenglicher Freude an diesem unverhüllten, herrlichen Moment der Veränderung. Der tanzende, singende Augenblick, ja. Heil! Die Faust windet sich, macht vier Finger, dann sechs, und Daumen verknoten sich zu einem harten Keil. Dies ist Leben, und Leben ist dies – Veränderung, himmlisches Chaos. Nur der Tod selbst, das rohe Rot, das hinter allem lauert, ist stabil und sicher und niemals anders, obgleich natürlich auch der Tod eine Illusion ist.
Er bringt den Tod, doch er segnet das Leben. Im Angesicht der Veränderung muß das Unveränderliche untergehen, denn das ist sein Erbteil. Die Norms müssen sterben. Die Norms wissen nichts.
Er weiß alles und plant nichts. Der alveanische Flughafen, den er aus der Luft gesehen hat, ist ein gutes Ziel. Das Vertil, Geschenk von einem anderen, ist wahrscheinlich die Waffe. Es gibt mögliche Manöver, aber keine sichere Taktik. Wer das Chaos zum Ziel hat, kann zahllose Wege gehen. Er streift durch den Dschungel, jetzt auf vier Beinen und dann wieder auf dreien und manchmal auch auf zweien. Er gleitet, kriecht, springt, und als er einen dahinströmenden Bach erreicht, schwimmt er behende wie ein Fisch.
„Führt mich zu General Nokavo“, sagt er, und er kleidet sich in die leuchtenden Gewänder und das massige Fett der obersten Kaste von Bürokraten. Der Soldat am Tor blinzelt angesichts solcher Herrlichkeit.
„Euer Name, hoher Herr?“
„Ich bin …“ – er denkt, doch er denkt nicht nach – „… Fain.“
„Wenn Ihr mir bitte folgen wollt, hoher Fain.“ Ein Name – er hat keinen. Nein, denn er hat schon Hunderte getragen, und bis zu jenem unausgesprochenen Augenblick der Vernichtung wird er noch viele weitere tragen. Fain ist ein Name, den er gehört hat. Der, der die Veränderung tötet. Der, der handelt im Namen des Stillstands. Ein Widerspruch, gewiß, aber das ist vielleicht auch der Norm Fain. Er ist einer von denen, die folgen.
„Steht still, legt die Hände auf den Kopf, schließt die Augen und redet nicht.“
Er ist allein mit General Nokavo und erforscht die Gedanken des kräftigen Mannes. Fragen verlieren sich in der Luft. Er erfährt von den Kräften dieser kümmerlichen Basis, von ihren antiquierten Waffen und von ihrem trägen Rhythmus. Aber die Grenzen, die es hier gibt, sind ohne Bedeutung. Die bewaffneten Alveaner können trotzdem hilfreich sein.
Er befiehlt dem General, und der wiederum befiehlt seinen Männern. Sie besteigen die Hubschrauber und starten. Sucht die Erdenmänner. Sie werden hier sein, in diesem Radius. Findet sie. Seid schlau, seid schnell. Tötet sie.
Sie werden natürlich versagen. Diese Alveaner sind wie Kinder, verglichen mit Fain.
Das Vertil tut gute Dienste. Doch der General wird schwach, verwirrt. Er verhaspelt sich, als er mit einem Untergebenen spricht. Dann beginnt er benommen zu wanken. Ein schlechtes Zeichen.
Bedauernd, aber dennoch rasch – die Gerechtigkeit verlangt es – zieht der Änderung die Waffe aus dem engen Gürtel des Generals. Er zielt. Feuert.
Der Leichnam ist einfach zu verstecken. Der Änderung ißt noch ein wenig von den Lebensmitteln des Generals, die er in einem kleinen Vorzimmer gefunden hat. Überall verwahren die Alveaner ihre stärkereiche Grütze, sollte der Hunger erwachen. Vielleicht auch hat es religiöse Bedeutung. Unwichtig. Er saugt die mehlige Mahlzeit auf, froh über diesen Zugewinn an Masse und Kraft.
Er schlüpft in Kleider und Identität des toten Generals. Er ruft die Truppen zusammen. Einem Bataillon befiehlt er den Angriff. Der Feind? Dort sind die Verräter.
Ja: Die Welt explodiert in Gewehrfeuer und metallischen Explosionen. Männer rennen, sterben. Es lebe die Verwirrung.
Hoch auf seinem Turm betrachtet er Feuer und Rauch,
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