Die Maske des Alien
Kastenrolle. Als Diener, als Wirt, darf er sich manchen anderen Kasten nicht einmal nähern. Nicht jetzt, während der heiligen Zeit.“
„Mhm.“ Fain verlor das Interesse.
„Wo ist Scorpio?“
„Schläft.“
„Seit wir hier sind, hat er die meiste Zeit geschlafen.“
Fains Kopf fuhr hoch und erstarrte; stirnrunzelnd funkelte er Skallon an. „Er ist kein gewöhnlicher Hund. Nicht einer von diesen kurzatmigen, kleinen Puppenhunden für alle Damen mit zuviel Geld.“
„Das weiß ich, aber …“
„Scorpio muß jeden einzelnen seiner Sinne anstrengen, um einen Änderung ausfindig zu machen. Die Hautflüssigkeit eines Änderlings riecht fast genauso wie die eines Menschen. Wir …“
„Du hast recht. Laß ihn schlafen. Wir brauchen ihn heute nachmittag in der Großen Halle. Komm jetzt …“ – er versuchte das Thema zu wechseln – „… laß uns etwas essen.“
„Diesen Schlabber? Ich esse Proteinrationen.“
„Na schön.“
Skallon lief im Hotel herum und überprüfte alle Ein- und Ausgänge. Es war eine elementare Vorsichtsmaßnahme, denn als er in der Nacht zuvor spät und müde hereingekommen war, hatte er sich verirrt. Das Battachran war ein alter, unübersichtlicher Bau aus Stein und Holz, der auf teilweise halsbrecherisch anmutende Art auf zerbröckelnden Fundamenten ruhte. Die leichte Gravitation bewirkte, daß die Architektur einfacher, luftiger und fließender war. Er umrundete einen riesigen, stinkenden Müllhaufen hinter dem Haus. Offenbar wurde der Müll hier nur selten und vielleicht niemals abgeholt.
Ein Schwärm von Fliegen erhob sich von dem Abfallberg und verschwand wie eine summende Staubwolke. Bernsteinfarbener Dunst wehte hinter einer kleinen Trauergesellschaft her, die die rituellen Früchte, eine Art von blauen Granatäpfeln, verzehrte. Die Totenbahre war aus öligglänzendem Holz, der Leichnam selbst in ein schwärzliches Tuch gewickelt. Die Trauernden zogen langsam über den zerklüfteten Boden hinter dem Battachran. Sie ließen sich Zeit. Einer von ihnen schlug hin und wieder auf einen großen Baßgong. Auf einem Hügel in der Ferne ragten die alveanischen Grabsteine auf, Dreiecke, die sich hierhin und dorthin auf den unebenen Grabfeldern neigten.
„Kommt. Ruht Euch aus.“
Er drehte sich um. Joane stand neben ihm, in der Hand einen halbgefüllten Eimer mit Putzwasser.
„Laßt mich Euch …“ Ehe er noch zufassen konnte, halte sie den Eimer auf den Müllhaufen geleert. Sie lächelte und winkte ihm hereinzukommen.
Der plötzliche Wechsel von alveanischer Sonne zu unbeleuchteten Korridoren überforderte seine Augen für einen Moment. Sie nahm ihn bei der Hand – ein seidiges, kühles Gefühl – und führte ihn ein paar Schritte weit. Dann öffnete sich eine Tür, und er blinzelte.
Es war das runde, hohe Communal, das er schon am Morgen gesehen hatte. Nicht weniger als zwanzig Leute drängten sich um die kleinen Tische; sie aßen und redeten. Das Licht der Öllampen flackerte in den dunklen, von Falten durchzogenen Gesichtern. Jeder Mann und jede Frau schien eine Charakterstudie für sich zu sein, so verschieden waren sie voneinander. Das Ideal auf der Erde war ein fleckenloses, glattes Gesicht. Dank kosmetischer Behandlung hatten die meisten Menschen es beinahe ihr ganzes Leben lang. Man konnte oft nicht sagen, ob eine Frau zwanzig oder sechzig Jahre alt war. Joane zog an seiner Hand, und als er sie ansah, erschien ihm ihre Schönheit um so attraktiver, da er wußte, daß sie mit der Zeit verwittern, verwelken und verschwinden würde.
Es war ein traditionelles Communal. Für diejenigen, die keine Mahlzeit vom Hotel bestellen wollten, gab es ein Sortiment von Töpfen,
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