Die Maske des Alien
Röstgabeln und Schlackenfeuern in kleinen, schwarzen Gefäßen. Die Versorgung der Feuer, das Putzen und das Aufräumen wurden vom Hotel ausgeführt, aber eine Aufsicht gab es nicht. In alten Zeiten bedeutete der Zugang zu einem Communal das Leben selbst, Schutz vor dem brennenden Stern. Joane führte ihn zu einem Tisch, setzte sich und sagte: „Ich muß die Arbeit in der Küche beaufsichtigen, aber zwischendurch können wir uns unterhalten. Wollt Ihr etwas essen?“ Skallon nickte. „Was bevorzugt Ihr?“
Er beschrieb eine alveanische Mahlzeit aus dem Gedächtnis. Bei ein oder zwei Gerichten runzelte sie die Stirn und bemerkte, sie seien sehr alt, aber sie wolle sehen. Sie verschwand für einen Moment, und Skallon belauschte die Gespräche an den nahen Tischen. Eine Gruppe von Frauen brütete über dem Schicksal eines Verwandten, den die Seuchen in Armut und Wahnsinn getrieben hatten, der nur noch Gemüseabfälle essen konnte und Unterwäsche aus Zeitungspapier trug, und der sich aus einem Getreidesack Hosen machte, weil er seine Gewänder fortgegeben hatte.
Skallon hörte einen zirpenden Ton und fand auch gleich seinen Ursprung: ein Singvogel in einem winzigen Plastikkäfig, blind. Er erinnerte sich daran, daß man vor ein paar Jahrhunderten in Kalic ausgedehnten Bergbau getrieben hatte, bis sich herausstellte, daß die Region mit zahllosen Giftgaseinschlüssen durchsetzt war. Selbst jetzt noch rissen gelegentlich Spalten auf, und die Communals, tief unter der Erde, waren dann zuerst betroffen. Der Vogel war empfindlich. Er würde sterben, ehe die Menschen das Bewußtsein verloren.
In mancher Hinsicht wirkte Alvea wie die Erde, und dann wieder war es hier völlig anders. In der Erdkruste gab es längst keine Bodenschätze mehr; Skallon war sicher, daß man auf der Erde inzwischen sogar ein tödliches Gas irgendwie nutzbar gemacht hätte.
Kish erschien; er klopfte den Gästen auf die Schulter und machte die rituellen Handbewegungen des Willkommens. Er begrüßte Skallon ohne übertriebenes Theater und entfernte sich abrupt, als Joane hereinkam. „Der erste Gang“, sagte sie und setzte eine Platte mit rötlichem, kräutergewürztem Fleisch vor ihn auf den Tisch.
„Warum ist Kish weggegangen?“
„Er überläßt mich meinem Leben“, murmelte sie schlicht und setzte sich zu ihm.
„Ihr verspürt keinerlei Beschränkung?“
„Wodurch?“
„Durch Eure Rolle. Gut, Ihr seid mit einem Gastwirt verheiratet. Aber daran seid Ihr nicht für den Rest Eures Lebens gekettet.“
„Es ist mein Platz.“
„Bis zu Eurem Tod?“ Skallon hörte auf, an seinem Fleisch herumzuschneiden; es war unerwartet dick und schwer. „Ihr glaubt, daß Ihr irgendwann …“ – er suchte nach dem richtigen Ausdruck – „… alles und jeder sein werdet, nicht wahr?“
„Das ist bewiesen.“
„Gommersets Vierhundert.“
„Ja, und auch durch die Forschung seither. Forschung, die hier auf Alvea durchgeführt wurde. Aber sicher wißt und versteht Ihr das. Sonst würdet Ihr Alvea nicht so empfinden, wie Ihr es tut.“
„Oh. Ja.“ Skallon wußte nicht, wie er ihr sagen sollte, daß er all das kannte, aber daß auf der Erde niemand mehr daran glaubte. „Ihr habt teil an dem … hm … absoluten Monismus.“
„Wir ziehen die Bezeichnung Nondualismus vor, damit auch die Erdler es verstehen.“
„Das impliziert so etwas wie ein … nun, ein zyklisches Universum.“
„Das tut es. Vielleicht.“ Sie lächelte. „Man wird es später verstehen.“
Skallon hieb angelegentlich in sein Fleisch. Eine Sauce wurde serviert, und er schaufelte sie auf seinen Teller. Sie schmeckte entfernt nach Grannetnüssen. Er wollte Joane nicht sagen, daß Gommersets Daten schon vor mehr als
Weitere Kostenlose Bücher