Die Maske des Alien
Wut?
Dann hörte er es. Es war mehr als wahrscheinlich, daß das Geräusch schon einige Zeit im Raum gewesen war, aber Skallons zornige Worte hatten es übertönt. Es kam aus dem Schrank. Es klang wie die erstickte Stimme eine Mannes.
Fain ging zu dem Schrank hinüber. Das Geräusch kam von dort. Vorsichtig öffnete er die Tür.
Dahinter fand er einen Mann, gefesselt und geknebelt mit zerrissenen Laken. Seine Augen quollen vor Anstrengung aus den Höhlen, und er versuchte verzweifelt, durch den dicken Knebel hindurch etwas zu sagen.
Der Mann war Skallon.
Fain fluchte. Er wirbelte herum und zog mit derselben blitzartigen Bewegung seinen Hitzestrahler. Er spurtete zur Tür, warf sich nach vorn und hetzte durch den Tunnel, so schnell er konnte.
Er stieß mit der Schulter gegen die steinerne Wand und zuckte zusammen. Vor ihm lag Finsternis, erwartungsvolle Finsternis, und er jagte besinnungslos weiter, mit starrem Gesicht, dem Änderung nach.
Vierter Teil
1
Gleitend, laufend, singend schwebt der Änderung glatt und geschmeidig durch die Straßen von Kalic. Doubluth-Gewänder (lauem um seine Beine. Sein Gesicht kräuselt sich mitfühlend, wenn er den Widerhall der fremden Gesichter aufnimmt, die ihm begegnen. Hier ein Mann, schwer und mit dicken Wangen. Dort, eine Frau, das Gesicht ernst und straff, die Lippen geschürzt. Echos. Sein Gesicht ist Teil des Tanzes, ist aus dem Tanz. Echos.
Er nähert sich dem Ort der Erdler. Die Welt schaut zu, murmelt, singt erwartungsvoll. Hier, die gelben Lichter. Ein verwittertes Gebäude, glatt von den Jahren.
Er hat die Stadt in sich hineinsickern lassen, hat gebadet in den vielen, dahinwelkenden Augenblicken der Alveaner. Jetzt weiß er, und die Antwort schwebt aus dem Nichts in seine Gedanken: Der Augenblick, das Nest der Erdler zu betreten ist da.
Die Türen des Battachran-Hotels stehen offen. Drinnen lauert Fain und – schlimmer – sein Hund. Behutsam, vorsichtig, dringt er in dieses Heiligtum ein. Die purpurnen Roben seiner neuen Kaste stinken von den Ausdünstungen des anscheinend Toten. Da sind Stimmen – menschliche Stimmen. Er weicht zurück. Einer – Fain? – spricht wie ein Erdler. Wenn Fain in diesem Hinterzimmer ist, dann muß auch der Hund in der Nähe sein.
„Ehrwürdiger Herr, darf ich …?“
Er fährt herum, der massige Körper schwankt unbeholfen. Ein Hitzestrahler, verborgen in seinem Gürtel. Aber nein, er entspannt sich. Ein Junge, ein Kind, ein Alveaner, mit den ersten Anzeichen der Rundlichkeit. „Ich suche …“, beginnt er im sanften, melodiösen Tonfall eines eingeborenen Doubluth.
„… Pilgerkameraden“, sagt der Junge, und er weicht zurück, auf eine Treppe zu. „Wenn Ihr ein Zimmer haben wollt, kann ich …“
Er packt seinen Arm, zieht. Gesicht an Gesicht. Er atmet rauh, wartet, wispert: „Diese Männer dort hinten – wer sind sie?“
„… Männer von der Erde“, sagt der Junge mit der flachen Stimme des Vertil-Betäubten. „Fain und Skallon.“
„Ein Tier ist bei ihnen?“
„Ein Hund. Er spricht.“
„Und du? Dein Name? Wer bist du?“
„Ich bin Danon. Meine Mutter – Joane – ist mit dem Wirt verheiratet, mit Kish.“
„Du wohnst hier?“
„Ja.“
Es ist zu leicht – das kichernde Geschenk eines chaotischen Universums. „Hinaus.“ Hier sind tiefe Schatten – leere Straßen. Er befragt den Jungen gründlich. Aus langer Erfahrung kennt er die Bereiche genau , die zu durchdringen sind. Allmählich wird die Droge dünn. Der Junge nickt, schläft, erwacht. Er packt ihn bei den Händen. „Noch nicht … nein. Noch eine Frage … bitte.“
Die Augen des Jungen flackern in flachem Bewußtsein. „Ja … ich … ja.“
„Dein Leben“, fragt er, unsicher dessen, was geschehen wird. „Sag mir, ob es dir gefallen hat.“
Der Junge
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