Die Maske des Alien
erklärte er Scorpio, wozu und weshalb er ihn brauchte. Als Scorpio erst begriffen hatte, war er mehr als angetan. Ebenso wie Fain schien er jede Abwechslung von diesem ständigen, ermüdenden Warten zu begrüßen.
Die beiden gingen hinaus. Fain bewegte sich vorsichtig durch die Korridore, aber es war niemand zu sehen. Fast fühlte er die völlige Leere der Räume, an denen er vorüberkam. Weshalb, fragte er sich. Wo waren sie alle? Draußen? Er glaubte es zu wissen. Der Mob hatte sie vereinnahmt. Alvea war wie eine Trommel, die zu straff gespannt gewesen war. Skallons Verhallen in der vergangenen Nacht hatte das dünne, empfindliche Fell zerreißen lassen.
Joane war allein in der Küche. Als sie Fain sah, wollte sie etwas sagen, aber dann zögerte sie.
„Wo steckt Kish?“ fragte Fain.
Wieder zögerte sie, und er sah, daß er in der Tat die Ursache für ihre Angst war.
Er wies mit dem Kopf auf die Wand. „Draußen?“
Sie nickte angespannt.
„Und der Rest? Eure Köche, die Angestellten? Die auch?“
„Ja. Es ist wie … wie ein Fest draußen. Es herrscht Erregung und … und Wut. Die Männer haben das Gefühl, es sei besser herumzulaufen und zu toben, besser als auf den Tod zu warten.“
„Und du glaubst das nicht?“
Sie zuckle die Achseln. „Ich glaube, daß der Tod nicht das Ende ist.“
Fain unterdrückte einen Impuls, ihr zuzustimmen. Er erkannte, daß sie ihm einen Teil ihrer selbst offenbarte, den sie bislang wohlverborgen gehalten hatte. So muß es sein, wenn sie mit Skallon redet, dachte er, und einen kurzen Moment lang empfand er fast so etwas wie Neid. „Aber kann ich ihm vertrauen? Kish? Rennt er zum Spaß da draußen herum, oder wird er am Ende seine Freunde hierherführen, um mich in Stücke zu reißen?“
Sie war nicht bereit, ihn zu beruhigen. „Ich weiß nie, was Kish tun könnte.“
Aber Fain wußte, daß er keine Wahl hatte. Wenn er die Herberge verließ, würde er nur noch fliehen können, und das würde bedeuten, die Stadt – und den Planeten – fest in der Hand des Änderlings zu lassen.
„Wo ist Danon?“ fragte er. „Er sollte sich hier mit mir treffen.“
„Er ist mit dem Essen für Skallon schon vorausgegangen.“ Sie schien froh, zu einem Thema zurückkehren zu können, das weniger emotionsgeladen für sie war. „Er sagte, daß Skallon unruhig würde, wenn er ihn allein ließe. Er hat mir beschrieben, wie man zu dem Versteck gelangt. Soll ich es dir erklären?“
„Nein, ich finde es schon. Wenn nicht, wird Scorpio es finden.“
„Du kommst zurück?“
Er nickte. „Ja. Bald. Und du wirst hierbleiben? Du wirst verhindern, daß mir jemand folgt?“
„Ich will es versuchen, Fain.“
„Danke.“ Er meinte es ehrlich, obgleich er wußte, daß ihre hilfreiche Geste so gut wie nutzlos war: Keine Frau konnte sich dem Änderung in den Weg stellen. Dennoch … Joane war die einzige Person auf dieser Welt, der er vertraute. Zumindest Scorpios Anwesenheit in der Küche war ein Beweis für ihre Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. So war Joane wenigstens, was sie zu sein vorgab.
Hinter der Küche befand sich ein kleiner Raum, in dessen Ecke eine Falltür direkt in die unterirdischen Gewölbe führte. Den Raum unter dem Hotel benutzte Kish oft als Vorratslager. Fain bahnte sich seinen Weg vorbei an Stapeln von Konserven und Branntweinflaschen; dann schaltete er die Handlampe ein, die er bei sich trug, und folgte dem verschlungenen Weg, der ihn zu Skallon bringen würde. Die Gänge waren gemeinhin weit und geräumig und mündeten häufig in hohe Gewölbe, groß genug, um mehreren hundert Menschen Platz zu bieten. Es bereitete Fain keinerlei Schwierigkeiten, sich an den Weg zu erinnern, den er in der vergangenen Nacht genommen hatte. Wieder zeigte sich sein Training, und er
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