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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Viel zu spät. Er flog mit gefletschten Zähnen und flatternden Schlappohren auf Arian zu, riss das Tischchen mit dem Sturmglas um und …
    … wurde von einem Blitz niedergestreckt.
    So jedenfalls sah es aus, als Tarins Degen sich ins Herz des Tieres bohrte und es jaulend zu Boden fiel.
    Der aus dem Wasserglas entkommene Sturm wirbelte Papiere auf, bis Ikela ihn mit einer unwirschen Geste zum Schweigen brachte.
    Mit versteinerter Miene trat ihr Sohn vor und zog seine Waffe aus der Brust des Kadavers.
    »Danke«, keuchte Arian.
    Ein gewaltiges Krachen hallte durch die Burg.
    Tarin deutete beiläufig mit dem Schwert zum nächsten Durchgang. »Wir müssen uns beeilen.«

Vom Kampf um die Festung Phobetor
und wie Arian sich mit List
einem grausamen Gegner stellt.
      
      
      
    Landgrafschaft Hessen-Cassel, 28. Juni 1793
      
    Nachdem die Soldaten auf dem Weg nach unten zwei weitere Vierbeiner getötet hatten, glaubten sie auf alles gefasst zu sein. In der Eingangshalle war es verdächtig dunkel. Jemand hatte die Haltekette des Kronleuchters gelöst, wodurch die ganze Pracht herabgestürzt war; drei Kerzen brannten trotzdem noch. Als der kleine Tross das Ende der Bogentreppe erreichte, stürzten sich mindestens acht Angreifer auf sie. Es sah aus, als verwandelten sich Schatten in wütende Bestien aus Fleisch und Blut. Ein Hubertushund mit lohfarbenem Fell setzte über den Leuchter hinweg. Er sah aus wie das Monstrum aus dem Bienwald und übertraf die anderen Tiere nicht nur an Kraft, sondern, wie sich zeigen sollte, auch an Tücke.
    »Greif den Großen an«, rief Arian seinem Freund zu. »Das muss der Anführer sein.«
    Tarin zog eine seiner Pistolen und zielte auf den vierbeinigen Koloss. Der Riesenhund sprang. Ein Schuss fiel. Die Kugel verfehlte ihn. Statt seiner jaulte ein Rudelgenosse auf und wurde von den Beinen gerissen. Der Leithund griff einen Soldaten an. Sein Gebiss schnappte schneller nach dem Hals des Mannes, als dieser sein Schwert hochreißen konnte.
    Im Vestibül entbrannte ein Kampf auf Leben und Tod. Ikela drängte unverdrossen dem Ausgang entgegen, wobei sie mit Turtlenecks Stockdegen auch noch Arian und Mira verteidigte. »Pass auf meinen Körper auf. Er ist mir lieb und teuer«, knurrte sie grimmig und bohrte einem Angreifer die Klinge ins Herz.
    Der lohfarbene Anführer der Meute bellte so wütend, dass seine tiefe Stimme die Kristalle des zerborstenen Leuchters klirren ließ.
    Unerbittlich setzte Tarin dem Riesenhund nach.
    »Über dir!«, schrie Arian, als er zu Häupten seines Freundes einen Schemen bemerkte, der gerade von der Balustrade des Aufgangs sprang.
    Ikelas Sohn wirbelte herum, riss den Degen hoch und schlug dem Angreifer den Kopf ab.
    Nur zwei Bluthunde lebten noch: der Anführer und ein schwarzes, etwas kleineres Tier. Der Riese bellte. Sein dunkler Kamerad drehte um und floh in die Schatten der Gänge jenseits der Eingangshalle. Der Lohfarbene knurrte drohend. Dabei sah er nicht Tarin an, sondern Arian, den er für die Herrin von Phobetor halten musste. Dann verschwand auch der Koloss in der Dunkelheit.
    Tarin deutete mit der blutigen Degenspitze zum Ausgang. »Sofort raus hier! Es ist noch nicht vorbei.«

    Im Burghof bot sich Arian und seinen Begleitern ein Anblick des Schreckens. Reglose Körper – Menschen, ebenso wie Hunde – lagen auf dem Steinpflaster. Einige Soldaten wanden sich im eigenen Blut. Etliche Tiere waren mit Pfeilen regelrecht gespickt.
    »Mon dieu!«, keuchte Mira.
    »Gott hat damit nichts zu tun«, brummte Ikela. Von einem guten Dutzend Krieger, die sie als Eskorte begleitet hatten, waren nur noch fünf unverletzt; zwei hatten den Kampf im Vestibül nicht überlebt. Immerhin hatten die Scharfschützen auf der Mauer die Bluthunde aus dem Burghof vertrieben. Vorerst.
    »Du musst sofort in den Turm fliehen, Mutter. Ihr alle«, drängte Tarin.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe es mir anders überlegt. Falls auch nur eine der Kreaturen entkommt, ist Phobetor verloren.«
    »Du kannst sowieso nicht in der Festung bleiben, Mutter. Weißt du denn, ob nicht längst ein fliegender Spion auf dem Weg zu Morpheus ist? Wenigstens vorübergehend solltest du dir ein anderes Versteck suchen.«
    »Selbst wenn dem so ist, der Fürst muss ein für alle Mal verstehen, dass seine Schergen bei mir nicht ein- und ausgehen können, wie es ihnen beliebt. Bringt ihr euch in Sicherheit. Ich werde in den Berg hinabsteigen und Gila wecken.«
    »Du hast den Tatzelwurm wieder mal

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