Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
unter Arrest gestellt?«
    »Ja. Er hat ohne meine Erlaubnis ein Pferd gefressen. Die Bluthunde werden seine Laune aufheitern.«
    Arian schob sich an Mira vorbei. »Der Rudelführer wird nicht aufgeben, ehe er Euch getötet hat. Ich glaube, ich weiß, wie wir ihn loswerden können.«
    Ikela überlegte kurz, dann nickte sie. »Also gut. Ich mobilisiere den Stollenwurm und du kümmerst dich um den Anführer. Lass uns die Körper tauschen.« Sie streckte die Hand nach Arians Gesicht aus.
    Er wich zurück. »Nein. Ist Euch nicht der hasserfüllte Blick des Leithundes aufgefallen? Wir sind für ihn nur Beifutter. Er wird kein Wagnis scheuen, um Euch zu erwischen.«
    Sie riss die Augen auf. »Du willst mich als Köder benutzen?«
    »Ja. Und ich verspreche Euch, dass ich über Euren Leib wachen werde, als wäre es mein eigener – schließlich kann ich nicht ohne ihn überleben.«
    »Vielleicht gibt der Riesenrüde auf, wenn Gila sein Rudel frisst.«
    »Nein. Das tut er niemals. Ich habe ihn zum ersten Mal in einem Wald bei Karlsruhe gesehen. Wir konnten ihn nicht abschütteln, obwohl wir von Speyer bis hierher mit dem Schiff gereist sind. Er ist schlauer und gerissener als seine ganze Meute zusammen.«
    Sie seufzte. »Also gut. Dann …«
    »Der Plan hat nur einen Haken«, fiel Tarin ihr ins Wort. »Der Tatzelwurm wird dich nicht erkennen, Mutter, wenn du so bei ihm aufkreuzt. Du weißt ja, wie reizbar ihn Männer machen. Besonders so hässliche wie Turtleneck.«
    Ikela lächelte. »Er wird mir nichts tun, solange diese schöne Maid an meiner Seite ist.« Sie wandte sich der Comtesse zu. »Wirst du mich begleiten, Baladurs Tochter?«
    Mira wechselte einen Blick mit Arian. Er schüttelte den Kopf. Sie sah wieder die Herrin von Phobetor an und nickte. »Ich komme mit.«

    »Bist du sicher, dass er uns überhaupt findet?«, flüsterte Tarin.
    »Seine Nase ist zuverlässiger als der Feuerkristall«, antwortete Arian leise. Er hatte sich von Ikela den Stockdegen geben lassen, um nicht völlig wehrlos zu sein. In der freien Hand hielt er eine kleine Öllampe, die das Dunkel im Untergeschoss kaum zu erhellen vermochte. Die beiden waren ins Vestibül zurückgekehrt und schlichen nun zu einem Nebenausgang des Palastes.
    »Hast du dir mal überlegt, wie die Bluthunde unsere Witterung aufgenommen haben?«
    Arian bekam eine Gänsehaut. Er ahnte, worauf sein Freund hinauswollte. »Meine alten Kleider?«
    »Das nehme ich an. Du hast deinen hübschen roten Frock auf Ivoria gelassen.«
    Er blieb stehen. »Verdammt! Daran habe ich nicht gedacht. Wenn es nicht Ikelas Aussehen, sondern mein Duft ist, dem sie folgen, dann ist dieses Verwechslungsspiel für die Katz.«
    »In der Eingangshalle hat er meine Mutter gesehen. Bestimmt ist er dorthin zurückgekehrt, um ihre Witterung aufzunehmen.«
    »Dann sollten wir allerdings… Halt mal!« Arian gab Tarin die Lampe und fing an, sich den Morgenmantel auszuziehen.
    Sein Freund zog die Augenbrauen hoch. »Darf ich fragen, was das wird?«
    »Wir legen eine neue Spur. Könntest du dich bitte umdrehen?«
    »Wieso? Du bist doch ein Mann.«
    »Sehe ich etwa so aus?« Arian fühlte sich in Ikelas Körper alles andere als wohl. Ihre weiblichen Reize machten ihn nervös. Er hatte ständig das Gefühl einer schönen Frau viel näher auf den Leib zu rücken, als es schicklich war.
    Tarin kicherte. »Jetzt hör aber auf! Früher haben meine Schwester und ich zusammen gebadet.«
    »Sag nur! Und wie alt warst du da?«
    »Zwei oder drei.«
    »Umdrehen habe ich gesagt.«
    Tarin stöhnte, tat jedoch, wie ihm geheißen.
    Arian ließ das Negligé zu Boden gleiten. Die Kühle des alten Gemäuers drang sofort durch sein dünnes Hemdkleid.
    Ein triumphierendes Geheul hallte zu ihnen herab. Die beiden wechselten einen Blick.
    »Die Hatz hat begonnen. Geh du voran«, sagte Arian und deutete ins Dunkel.
    Nach wenigen Schritten erreichten sie die eisenbeschlagene Tür. Tarin schloss sie mit einem Schlüssel auf, den ihm einer der Leibwächter gegeben hatte, und trat ins Freie. Arian folgte ihm. Die Tür ließ er weit genug offen, damit ein massiger Hundekopf sie aufdrücken konnte.
    Der Nebenausgang lag an der Westseite der Festung, direkt über einem der Signalfeuer im Fluss. Am Himmel funkelten die Sterne, vom Mond war nichts mehr zu sehen. In so luftiger Höhe wehte ein unberechenbarer Wind, gegen den Arians dünnes Seidenhemd so gut wie keinen Schutz bot. Ikelas lange schwarze Haare wirbelten wie Rußschwaden um seinen

Weitere Kostenlose Bücher