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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sich.
    Zwischen Arian, Ikela, Tarin und Mira hatte es endlose Diskussionen darüber gegeben, wie man Morpheus auf möglichst unblutige Weise gefangen nehmen konnte. Irgendwann hatte die Herrin von Phobetor an ihr besonderes Talent erinnert, die Naturkräfte umzukehren. Sie schlug vor, den Boden unter den Leibwächtern des Fürsten zu verflüssigen, damit sie einen Klafter tief darin einsänken. Bis sie sich aus ihren Löchern befreit hätten, wäre ihr Herr längst weggeschafft – einundzwanzig Pistolen würden ihn schon gefügig machen.
    Das war der Plan.
    Doch die Wirklichkeit schert sich um keine Pläne.
    Arian bekam weiche Knie, weil er nirgends seinen Körper sah. Der kleine Dicke in der ersten Reihe ähnelte vom Umriss her frappierend Jacques Rochelais oder vielmehr dem neunzehnten Faktotum des »großen Metasomenfürsten«. Die Statur des Stattlichen daneben entsprach eher dem Palastherrn, wie er sich auf Ivoria präsentiert hatte. Spätestens, als er nun zu sprechen begann, bestätigte sich diese Vermutung.
    »Kommt, setzt Euch, Monsieur«, rief Morpheus.
    Gemessenen Schrittes begaben sich Ikela und ihr Sekundant die Stufen hinab zu dem Fürsten und seinem Berater. Arians Herzschlag beschleunigte sich. Zwei Leibwächter führten den als »Versöhnungsgeschenk« mitgebrachten Gefangenen in den etwa zehn Fuß breiten Gang, der die unteren Sitzreihen voneinander trennte. Auch Nostradamus baute sich als Mittelsmann in des Wortes buchstäblichem Sinne dort zwischen den Parteien auf. Die übrigen Schwarzmäntel verteilten sich auf dem obersten Podest im Rücken ihrer Herrin, womit sie Morpheus’ Eskorte Auge in Auge gegenüberstanden. Gespannte Stille kehrte ein. Ab und zu knackte eine der Feuerschalen. Die Luft war rauchgeschwängert.
    Einen Moment lang sahen sich die beiden alten Swapper schweigend an. Dann sagte Ikela mit ihrer dunklen, unüberhörbar weiblichen Stimme: »Ich will gleich zu Beginn klarstellen, dass ich nicht Giacomo Casanova bin.« Mit einer theatralischen Geste riss sie sich die Larve herunter und schleuderte sie zu Boden.
    Ein leises Lachen war zu hören. »Was für ein dramatischer Auftritt!« , spöttelte Morpheus und enthüllte ebenfalls sein Gesicht.
    Seine allzu lässige Reaktion gefiel Arian nicht. Eigentlich hätte er spätestens in diesem Augenblick seine vom Körper losgelöste Stimme zur Porte Saint-Martin hinaufschicken sollen. Ein einfaches Morpheus ist hier! hätte genügt, um Tarin in Bewegung zu setzen. Doch Arians Gespür für die Nähe des Seelendiebs spielte verrückt. Die »Witterung« war zwar da, aber ihm wurde schwindlig, sobald er sie mit der hochgewachsenen Erscheinung des Metasomenfürsten in Einklang zu bringen versuchte. Was bedeutete das? Außerdem ließ ihn der rätselhafte Gleichmut des Fürsten zögern. Rechnete der Uralte mit einer Falle? Hatte er Tobes gar als Faustpfand mit nach Paris genommen?
    »Du wirkst erstaunlich gefasst«, bemerkte Ikela.
    »Die Gelassenheit des Alters«, gab Morpheus lächelnd zurück. »Ich fand deine Geschichte von Anfang an ziemlich durchsichtig. Nähme ich den verknöcherten Schürzenjäger Casanova tatsächlich ernst, hätte ich mich seiner längst entledigt.«
    »So wie Tobes, Baladur und ihrer Frauen, meinst du?«
    »Sie waren Rebellen. Du kennst mich besser als sonst irgendwer, Ikela.«
    »Dann hast du also befohlen, sie zu ermorden?«
    »Seit wann kümmert es dich, wen ich töte?«
    Sie deutete auf den Gefangenen. »Seit ich das Ziel von Racheakten geworden bin, die eigentlich dir gelten, mein Geliebter.« Ihr Ton triefte vor Sarkasmus. Trotzdem war Arian überrascht, auf diese Weise zu erfahren, dass die beiden offenbar mehr als eine jahrhundertelange Feindschaft verband.
    »Ich wollte nur Zigor helfen, dem seine Mutter das Herz gebrochen hat.«
    »Das musst gerade du sagen. Was hast du denn mit mir gemacht?« Ikelas Ton wurde feindseliger.
    »Bitte mäßigt Euch, Madame«, ermahnte sie Nostradamus.
    Morpheus blieb gefasst. »Lass uns die Zukunft nicht belasten mit dem Verdrusse, der vorüber ist. Was ist eigentlich aus Zigor geworden?«
    »Er hat den Preis für seinen Verrat bezahlt.«
    »Und Mira du Lys?«
    »Ebenfalls. Und falls du nach deinen Bluthunden fragen willst: Die gibt es auch nicht mehr.«
    Ein Anflug von Bedauern huschte über das Gesicht des Fürsten. »Jammerschade. Ich habe sie verwöhnt und ihnen jede erdenkliche Unterstützung gegeben, damit sie sich in meinen Diensten wohlfühlen. Sie waren so …

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