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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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dass wohl selbst Étienne Clavière in der Zelle gegenüber die Worte kaum verstand.
    »Komm doch her. Wolltest du mich nicht in den Armen deiner schwarzen Seele empfangen?«, knurrte Arian. Er kochte vor Wut und pfiff auf alle Förmlichkeit.
    Morpheus schüttelte den Kopf. »Nicht nach dem heutigen Verrat. Ich habe es mir anders überlegt. Die Verschmelzung wäre eine zu große Gnade, weil so ein Teil von dir in mir weiterleben würde.«
    »Warum bist du dann gekommen?«
    »Um dir klarzumachen, dass du verloren hast, Arian. So wie jeder scheitern wird, der sich mir widersetzt und die Zeitenwende nicht wahrhaben will.«
    »So nennst du das also, wenn die Grande Terreur zur Tugend erhoben wird.«
    Morpheus lächelte wie ein gutmütiger Lehrer. »Zukünftige Generationen werden vom siècle des lumières sprechen, dem famosen ›Jahrhundert der Lichter‹. Sogar mich hat es erleuchtet und verändert.«
    »Ja, vom strengen Metasomenfürsten zum Ungeheuer, das die Menschen verblendet, sodass gute Absichten in ›Großen Schrecken‹ umschlagen.«
    Der Fürst winkte ab. »Dazu war weniger Einflussnahme nötig als für die Ränke, die ich früher geschmiedet habe. Zwischen Fantasie und Fanatismus liegt oft nur ein Schritt. Sie erfinden Guillotinen unter dem Banner der Menschlichkeit, erdenken Methoden zur gegenseitigen Ausrottung und sprechen von Aufklärung.« Morpheus lächelte versonnen. »Und sie ahnen nicht, dass mit den Tausenden, die sie fangen, ihnen immer auch einige Swapper ins Netz gehen.«
    Arian sackte die Kinnlade herab. »Soll das etwa heißen, der ganze Wahnsinn dient nur dem Zweck, dir die Freien vom Hals zu schaffen?«
    »Das so verkürzt zu sehen würde der wahren Dimension meines Plans nicht gerecht. Natürlich nehmen mir die Eiferer eine Menge Arbeit ab. Und gleichzeitig pflügen sie das Feld, auf dem ich meine Zukunft pflanzen werde.«
    »Du meinst die Zeit, nachdem du alle Swapper ausgerottet oder dich mit ihnen verschmolzen hast.«
    »Jetzt hast du’s verstanden.«
    Arian schüttelte den Kopf. »Du tust mir leid. Deine maßlose Selbstüberschätzung macht dich blind. Es wird immer besondere Menschen wie Ikela oder mich geben. Du wolltest uns vernichten und hast dir stattdessen Feinde geschaffen, mächtige Körpertauscher, die dir die Stirn bieten.«
    »Ikela?« Morpheus schnaubte verächtlich. »Was ist denn aus dieser Rebellin geworden? Sie ist tot. Und du? Wirst auch bald tot sein, wenn du dich mir nicht anschließt. Ich verspreche dir, der Tag kommt, an dem alles so ist wie zu Beginn. Dann bin ich wieder einzigartig.«
    »Ah!« Arian lächelte. »Daher weht also der Wind.«
    Der Fürst atmete geräuschvoll aus. Es kostete ihn sichtlich Mühe, seine Gefühle zu beherrschen. »Schau, mein Sohn, in mir schlummert ein gewaltiges Potenzial, das ich in den zurückliegenden viertausend Jahren kaum genutzt habe. Gerade bricht eine neue Ära an: Die Herrschaft des Pöbels tritt Könige und Adel in den Staub. Doch du wirst sehen, wenn jeder mitbestimmen darf, wird am Ende nichts erreicht. Bald werden die Menschen ihrer Volksvertreter überdrüssig sein und sich nach einer starken Hand sehnen. Nach meiner Hand.«
    Mit einem Mal erkannte Arian, warum sein Urgroßvater tatsächlich zu ihm gekommen war. »Denkst du allen Ernstes, ich bewundere dich für deine … Vision? «
    Morpheus stutzte. »Was?«
    »Ich bin von deinem Fleisch und Blut. Du meinst, niemand könne dich besser verstehen als ich, und lechzt nach meiner Anerkennung.«
    »Wir beide könnten gemeinsam die Zukunft gestalten. Du müsstest dich mir nur vorbehaltlos unterwerfen.«
    »Vergiss es.«
    »Dann wirst du heute noch sterben.«
    »Das hast du doch schon vor siebzehn Jahren gewollt.« Arians Stimme zitterte. Innerlich litt er, hatte Angst und versuchte, dennoch gelassen zu erscheinen.
    »Ja, du Narr!«, schrie Morpheus. Sein Zornausbruch hallte durchs ganze Untergeschoss der Conciergerie. »Weil ich einen Ruhenden wie dich, der zugleich Swapper ist, nicht als meinen Feind dulden kann. Ohne den Schwindel deiner Mutter wärst du bereits als Säugling gestorben.«
    »Wovon redest du?«
    »Sie hätte nicht sterben müssen«, antwortete der Fürst leiser. Er beruhigte sich wieder. »Salome hatte sich ein Kissen unter den Mantel gesteckt, um Xix zu täuschen. Der Dummkopf fiel darauf herein. Er dachte, sie trüge dich unter dem Herzen, und brach ihr das Genick.«
    Arian holte tief Luft. »Also hat er im Tempel die Wahrheit gesagt, als er sich für

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