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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Brust. Unversehens begann neben ihnen eine Frau wie am Spieß zu brüllen. Hammers riesige Faust schlug ansatzlos zu, nur einmal, schnell und hart. Die Getroffene sackte besinnungslos in sich zusammen.
    Davon aufgeschreckt fingen mehrere andere Patientinnen an zu kreischen. Einige, die nicht angekettet waren, rannten auf den Flur hinaus.
    »Ich kann alles erklären«, rief Arian.
    Hammer deutete mit der Pistole auf das Bett unter dem Fenster. Er kam noch etwas näher, wohl um den Lärm zu übertönen. »Dann fang am besten mit ihr an. Ist sie die Kleine, die Mortimers Pläne kennt?«
    Um Himmels willen!, schrie Miras Gedankenstimme. Tu doch was, Arian!
    Er blickte über die Schulter. Auch Zedekiah Blacksmith war inzwischen aufgewacht. Im Körper des Mädchens saß er mit angezogenen Beinen an der Wand und funkelte den Halunken zornig an. »Die da?«, gab sich Arian ahnungslos. »Das ist nur irgendeine Irre.«
    Die Frauen im Saal schrien, tobten und rasselten mit den Ketten. Hammer lachte. »Das glaube ich dir nicht.« Er fuchtelte mit der Pistole wie mit einem Zeigestock herum und rief: »Du wolltest den Schatz von Anfang an für dich behalten. Dem Boss hast du nur davon erzählt, weil er dir auf die Schliche gekommen ist. Aber er hat dir zu keinem Zeitpunkt getraut. Deshalb schickte er uns dir hinterher. Nachdem Monster dich in dieser Sackgasse aufgespürt hatte, musstest du irgendwie deinen Hals retten. Da hast du Slit das von der Spur verraten, die ins Tollhaus führt. Sobald du mit ihm allein warst, hast du ihn abgemurkst. Und nun finde ich dich hier am Bett dieser Kleinen. Kennt sie das Versteck des Schatzes?«
    Arian schüttelte den Kopf. »Du versteigst dich da in etwas. Das Mädchen ist so schwachsinnig wie ein Stopfei.« Die bedrohliche Ruhe seines Gegenübers machte ihn nervös. Mira erging es offenbar ähnlich, denn geradezu panisch drängte sie sich erneut in seinen Sinn.
    Der Kerl spielt nur mit dir, Arian. Mach ihn endlich unschädlich, bevor ein Unglück geschieht.
    »Tatsächlich?«, entgegnete Hammer amüsiert. »Na, dann stört es dich sicher nicht, wenn ich die arme Irre von ihrem Leiden erlöse.«
    »Tu jetzt nichts, was du nachher bereust«, rief Arian. Sein geliehenes Herz begann heftig zu schlagen. Der Gedanke, dass diesem unschuldigen zarten Mädchen auch nur ein Haar gekrümmt werden könnte, erschien ihm unerträglich. Er weckte einen heißen Zorn in ihm, einen tiefschwarzen Hass, der ihm fremd und unheimlich war. Abermals schwenkte Hammer die Waffe herum und richtete sie auf Miras Kopf.
    Arian wusste instinktiv, dass es diesmal nicht nur eine Drohgebärde war, und reagierte sofort.
    Hinter ihm verwandelte sich die Luft in einen Wasserfall, der dem Mordbuben die Sicht auf sein Opfer nahm. Arian machte einen raschen Schritt nach vorn und schlug nach Hammers Hand.
    Ein Schuss löste sich. Arian wurde schwarz vor Augen.

Arian, Mira und Zedekiah Blacksmith
versuchen aus dem Tollhaus zu entkommen,
was sich als unerwartet schwierig erweist.
      
      
      
    London, 8. Juni 1793
      
    Es fühlte sich an, als versinke er in einem Schmelztiegel und flüssiges Metall schieße durch seine Adern. Arian schnappte nach Luft. Wutentbrannt schwappte sein Geist wie eine feurige Welle in den Körper, den er nur kurz berührt hatte, und verschlang dessen Besitzer, ehe dieser begriff, wie ihm geschah. Hammers Hand öffnete sich. Die rauchende Pistole polterte zu Boden.
    Blinzelnd erlangte Arian die Kontrolle über seine Sinne zurück. Damit kam auch das Chaos wieder: Die schreienden Frauen, die rasselnden Ketten. Der Wasserfall, ohnehin nur eine Illusion, war verschwunden.
    Vor dem Bett, genau im Lichtkegel, der durchs Fenster fiel, standen Hooter und Mira. Sie stützte den Riesen, was ihr sichtlich Mühe bereitete. Im Laternenschein erschien sie Arian schön wie eine Elfe. Und ebenso unwirklich.
    »Arian?«, rief das Mädchen seinen Namen.
    Er nickte. »Ihr habt die Körper getauscht?« Ihm war speiübel. Benommen fasste er sich an die Stirn. Sie war schweißnass und schien zu glühen.
    »Ja«, antwortete Mira. »Zed war zum Glück besonnen genug, meinen Leib aus der Schusslinie zu bringen. Hammers Kugel hat nur die Wand getroffen. Wie geht es dir?«
    Er schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf. Das alles war so verwirrend! »Nicht so gut.«
    »Das ist normal, wenn man einen Geist auslöscht, um seinen Körper zu übernehmen.«
    Der Würgereiz wurde übermächtig. Arian konnte sich gerade noch

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