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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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seinem Waffengurt griff. Es sah aus, als schwelle seine linke Körperhälfte dabei an; die verkümmerten Gliedmaßen schienen rasend schnell zu wachsen. Endlich begriff Arian, was der Feuerkristall ihm da zeigte: Der fremde Kämpfer hatte eine schwache Seite, zu deren Schutz er nun den Linkshanddolch zückte. Mit den Kerben an der Klinge dieser Waffe konnte er den Stockdegen seines Gegners einfangen, festhalten und schlimmstenfalls sogar zerbrechen.
    Blitzschnell breitete Arian die Arme aus, packte mit der Rechten die Spitze seines Degens und schwang ihn wie eine Steinschleuder herum. Gerade als das Langmesser des Schwarzen aus der Scheide sprang, traf ihn der silberne Schildkrötenknauf am Kopf. Mit einem Keuchen brach er zusammen.
    Mira wagte sich aus der Deckung hinter Arians breitem Rücken hervor und sah kopfschüttelnd auf den gefallenen Krieger herab. »Du hast eine seltsame Art zu fechten.«
    »Ich wollte ihn nicht töten. Komm!«
    Sie hasteten weiter durch den Irrgarten. Dessen Wände waren im Verlauf des Kampfes fast durchsichtig geworden. Rasch verstärkte Arian wieder sein Trugbild und neue Barrieren wölbten sich auf. Nach wenigen Schritten tauchte abermals ein schwarz gekleideter Mann aus der Sandmauer. Er war breitschultrig, sah im fahlen Rotlicht des Feuerkristalls wie ein dicht behaarter Troll aus und hatte …
    Ein Kinn aus Glas?, wunderte sich Arian. Diesmal ergriff er sofort die Initiative. Er riss Mira den Stockschaft aus der Hand und attackierte sein Gegenüber mit dem Degen.
    Beängstigend schnell fuhr ihm der Kämpfer mit dem Langmesser in die Parade. Sein Rapier führte er mit links und setzte bereits zum Gegenstoß an. Arian versetzte seine Stimme in den Rücken des Gegners.
    »Kuckuck!« , ertönte es hinter dem Mann. Irritiert zögerte er.
    Der Schaft des Gehstocks sauste über die ineinander verkeilten Klingen hinweg und krachte gegen das Kinn des Schwarzen. Bewusstlos ging er zu Boden.
    »Das ist gar nicht gut«, sagte Mira beklommen.
    Arian blickte sich um. Im Kampf hatte er notgedrungen wieder sein Labyrinth vernachlässigt. So sah er jetzt die dunklen Gestalten, die sich ihm von drei Seiten näherten. Auf dem Strand, mit dem Meer im Rücken, standen er und Mira wie auf einem Präsentierteller. Er spürte, wie Wut in ihm brodelte. Es mochte ja gerechter Zorn sein angesichts des feigen Überfalls, doch er fürchtete, die Seelenechos von Hooter, Slit, Hammer und Turtleneck könnten nun ganz von ihm Besitz ergreifen. Das durfte er nicht zulassen. Gedankenschnell errichtete er neue Sandwände.
    »Schnell weg hier!« Er nahm Degen und Stockschaft in die Linke, packte Mira am Arm und zog sie mit sich.
    Als er sich einige Schritte später nach den Verfolgern umdrehte, erschauderte er. Die Fremden hatten jede Scheu vor seinen Trugbildern verloren. Überall durchbrachen sie die falschen Sandmauern und eilten auf die Stelle des letzten Zweikampfes zu.
    »Da ist eine Wand!«, schnappte Mira.
    Er zog sie weiter. »Nicht stehen bleiben!«
    Auf der anderen Seite der Barriere wurden sie bereits erwartet. Ein schwarz gewandeter Mann von eher hagerer Statur stürzte sich mit gezücktem Rapier auf sie. Er war schon ganz nahe. Der Feuerkristall gab ihm einen Schlangenkopf, was möglicherweise für Hinterlist stand. Oder für Schnelligkeit?
    »Lauf! Ich komme nach«, rief Arian, stieß Mira ins knöcheltiefe Wasser und warf sich dem Angreifer entgegen. Die eigene Waffe beim Heft zu greifen, schaffte er nicht mehr. Stattdessen parierte er den abwärts geführten Hieb des Gegners mit seinem Bündel aus Degen und Scheide und schlug ihm die rechte Faust so heftig von unten gegen den blockierten Oberarm, dass ihm das Gelenk aus der Pfanne sprang. Der Schwarzrock schrie vor Schmerzen auf.
    Arian erschauderte bei der Vorstellung, dass er seine Schlagkraft Turtlenecks Bärenkraft und der Erfahrung von Straßenkämpfern wie Hooter und Slit verdankte. Seine Rechte umfasste mechanisch das Heft des Stockdegens und stieß zu, während der Schlangenköpfige noch nach seinem Langmesser griff. Der Mann brüllte zum zweiten Mal, als ihm der Stahl durch die Hand fuhr. Mit einem linken Haken schickte Arian ihn ins Reich der Träume. Er fühlte sich mächtig und fürchtete zugleich, in einen Blutrausch zu fallen. Besorgt sah er sich nach Mira um.
    Sie war mit dem schweren Gepäck auf dem Rücken noch nicht weit gekommen. Aus den Augenwinkeln nahm er mehrere schwarze Kämpfer wahr, die sich rasch näherten.
    Plötzlich fiel

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