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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wir Ihnen unter diesen Umständen vertrauen?«
    »Das brauchen Sie gar nicht. Unsere Wege trennen sich hier.«
    Arian bemerkte einen Ausdruck der Enttäuschung auf Miras Gesicht, der ihm nicht behagte. Aber was hatte er erwartet? Er sah aus wie ein altes Narbengesicht mit einem Auge und ihr heldenhafter Retter war ein wahrer Adonis. »Dann wollen wir Ihnen nicht länger zur Last fallen«, sagte er kühl.
    Tarin steckte seinen polierten Degen in die Scheide zurück und erhob sich. »Sie kommen also aus London?«
    »Das hatte ich gesagt, ja.«
    »Ich bin gerade auf dem Weg dorthin. Kennen Sie zufällig den Sohn von Tobes Pratt?«
    Mira gab einen unterdrückten Laut von sich.
    Zwei Augenpaare richteten sich fragend auf sie.
    Sie lächelte. Arian fürchtete schon, sie würde ihn verraten, doch stattdessen zog sie die Hände aus der Reisetasche und präsentierte auf der einen ein verbogenes, durchlöchertes Goldstück und auf der anderen eine verformte Bleikugel. »Die Börse hat mich gerettet.«
    Tarin grinste. »Und da heißt es immer, Geld mache nicht glücklich. Ich für meinen Teil bin überfroh, dass eine so bezaubernde junge Dame dank ihrer Reisekasse diesen feigen Anschlag überlebt hat.«
    Arian verdrehte das Auge und räusperte sich. »Monsieur Tarin, mir ist tatsächlich jemand mit dem Namen Pratt bekannt. Darf ich fragen, was Sie von ihm wollen?«
    »Das ist vertraulich.«
    »So kommen wir nicht weiter. Dann leben Sie wohl, Monsieur.« Er zeigte dem Deutschen die kalte Schulter und wandte sich Mira zu, um ihr aufzuhelfen.
    »Warten Sie!«, stieß Tarin hervor. Er schien einen Moment mit sich zu ringen. »Mir ist klar, dass jeder von uns seine Geheimnisse hat. Ein falsches Wort kann in diesem Land die Guillotine bedeuten. Und gerät man an einen der Spione des Monsieur M., erwartet einen womöglich noch viel Schlimmeres.«
    »Sie meinen … die Verschmelzung? «, fragte das Mädchen.
    Arian schluckte. Ihm war nicht entgangen, dass Tarin den Namen des Swappers besonders betont hatte. Aber musste Mira deshalb gleich alle Vorsicht fahren lassen? Andererseits – vielleicht hatte ihnen der Deutsche ja gerade eine helfende Hand entgegengestreckt und wartete auf ein Zeichen des guten Willens. Ganz ohne Risiko konnte man kein Vertrauen gewinnen. Arian räusperte sich. »Reden Sie von Mortimer?«
    Die Augen des jungen Schwertkämpfers weiteten sich. Er kannte den Namen also. »Nein«, antwortete er gedehnt.
    Mira erhob sich vom Boden und starrte ihn mit offenem Mund an. »Meinen Sie … Morpheus? «
    Tarin erwiderte ihren bohrenden Blick. Dann nickte er. »Es geht das Gerücht, der Metasomenfürst sei zurückgekehrt.«
    »Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich.«
    »So?« Er streckte Arian die Hand entgegen. »Dürfte ich kurz Ihren Degen haben, Monsieur? Sie bekommen ihn gleich zurück.«
    Tarin ging mit dem Spazierstock zu einer Buche, die von der aufgehenden Sonne angestrahlt wurde, und hielt den Griff vor dem Stamm ins Licht. Eine Weile drehte er den silbernen Schildkrötenknauf, um die Form des Schattens zu verändern, bis er zufrieden nickte. »Genau, wie ich es vermutet habe. Was sehen Sie, Mademoiselle und Monsieur?«
    Neugierig trat Arian näher an den Baum heran und betrachtete die Silhouette des verzierten Endstücks. Er schob die Unterlippe vor.
    »Woran erinnert Sie das?«, wiederholte Tarin seine Frage.
    »Ich würde sagen, an eine Mohnkapsel.«
    »Ganz richtig. Und was schließen Sie daraus?«
    Arian zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe gehört, dass solche Stöcke als geheime Erkennungszeichen dienen. Sie zeigen oft das Profil des Anführers oder Fürsten, dem ihre Besitzer folgen.«
    Mira stöhnte. »Aus Schlafmohn wird Opium hergestellt, ein starkes Betäubungsmittel. Deswegen war die Kapsel der Pflanze schon in der Antike das Symbol von Morpheus, dem Gott des Traumes und des Einschlafens zur ewigen Ruhe.«
    Der Deutsche wandte sich wieder Arian zu. Seine Miene wirkte wie versteinert. »Sind Sie ein Anhänger des Metasomenfürsten?«
    »Ich?« Arian lachte überrascht. »Bis eben dachte ich, er sei vor achtzig Jahren gestorben.«
    »Die meisten Menschen ahnen nicht einmal, dass es ihn und seinesgleichen gibt. Was ist mit dem Stock?«
    »Zu dem bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind.«
    Ein wissendes Lächeln huschte über Tarins Lippen. »Dann muss wohl sein Vorbesitzer zu Morpheus’ Gefolgsleuten gehört haben. Sind Sie ein Körpertauscher, Monsieur?«
    »Wie kommen Sie

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