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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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tausend Menschen bedrohte. Wie hatte sie gesagt?
    »Sie nehmen fast nie Kontakt auf ... Sie sagen nur, daß sie es tun würden ... Und man lebt mit der Möglichkeit.«
    Wenn dieses der Fall war, hatte Bagdhivi unrecht. Die Kinder besaßen viel weniger Schlauheit, schwächere Sehnen; es bestand kein Grund, sich vor ihnen zu hüten. Nur Grund, sie zu bedauern.
    Es sei denn, die Kinder waren in Gruppen aufgeteilt und wurden von anderen, stärkeren Kindern geführt.
    Matlock entschied sich, nach New Haven zu fahren. Vielleicht würde er dort Antwort finden. Er hatte Dutzende von Freunden an der Yale-Universität. Diese Exkursion war nicht eingeplant, war aber für das Gelingen der ganzen Reise wichtig. Sie war Teil der Nimrod-Odyssee.
    Kurze, schrille Geräusche rissen Matlock aus seinen Gedanken. Er erstarrte, die Augen vom Schock gelähmt, sein ganzer Körper auf dem Bett angespannt. Er brauchte ein paar Sekunden, um seine Aufmerksamkeit auf den Ort zu konzentrieren, von dem das erschreckende Geräusch kam. Es war das Tel-electronic, das immer noch in seiner Jackentasche steckte. Aber wohin hatte er seine Jacke getan? Sie war nicht bei seinem Bett.
    Er schaltete die Nachttischlampe ein und sah sich um, und die unablässigen schrillen Töne ließen seinen Puls schneller gehen, trieben ihm die Schweißtropfen auf die Stirn. Dann sah er die Jacke. Er hatte sie über den Stuhl vor dem Fenster gelegt, etwa in der Mitte des Raumes. Er sah auf die Uhr: 4.35 früh. Er rannte zu der Jacke, zog das schreckliche Instrument heraus und schaltete es ab.
    Die Panik des Gejagten kehrte zurück. Er nahm den Hörer des Telefons neben dem Bett ab. Es hatte eine direkte Leitung, war nicht mit der Hotelzentrale verbunden.
    Der Wählton klang wie jeder andere Wählton außerhalb der großen Städte. Etwas abgenutzt vielleicht, aber gleichmäßig. Und wenn die Leitung angezapft war, würde er das ohnehin nicht erkennen. Er wählte 555-6868 und wartete, daß die Verbindung zustande kam.
    »Charger DreiNull«, meldete sich die mechanische Stimme. »Tut mir leid, daß ich Sie stören muß. Am Subjekt hat sich nichts geändert, alles ist befriedigend. Aber Ihr Freund aus Wheeling, West Virginia, ist sehr ungeduldig. Er hat um vier Uhr fünfzehn angerufen und gesagt, es sei unbedingt notwendig, daß Sie ihn sofort anrufen. Wir sind besorgt. Ende.«
    Matlock legte den Hörer auf die Gabel und zwang sich, an nichts zu denken, bis er eine Zigarette gefunden und sie angezündet hatte. Er brauchte diese Augenblicke, um seinen jagenden Puls zu beruhigen.
    Er haßte diese verdammte Maschine! Er haßte das, was dieses schreckliche Piepsen in ihm ausgelöst hatte.
    Er sog den Rauch tief in die Lungen und wußte, daß er keine andere Wahl hatte. Er mußte den Carmount Country Club verlassen und zu einer Telefonzelle gehen. Greenberg hätte bestimmt nicht um vier Uhr früh angerufen, wenn es nicht dringend gewesen wäre. Er durfte das Risiko nicht eingehen, Greenberg von Carmount aus anzurufen.
    Er warf seine Kleider in den Koffer und zog sich schnell an.
    Vermutlich würde ein Nachtwächter oder ein Parkwächter irgendwo in einem Wachhäuschen schlafen, und er würde sein - Kramers - Auto holen. Wenn nicht, würde er irgend jemanden wecken, selbst wenn es Stockton selbst war. Stockton hatte immer noch Angst vor Ärger, Ärger von der Art, wie es ihn in Windsor Shoals gegeben hatte - er würde nicht versuchen, ihn aufzuhalten. Für diesen Vermittler jungen ansehnlichen Fleisches würde jede Ausrede reichen. Die sonnengebräunte südliche Blume des Connecticut-Tales. Der Gestank von Nimrod.
    Matlock schloß die Türe leise und ging den schweigenden Korridor hinunter, bis er die mächtige Freitreppe erreichte. Die Lampen an den Wänden brannten, waren aber mit Dimmern so gedämpft, daß sie den Eindruck von Kerzenlicht erweckten. Selbst mitten in der Nacht konnte Howard Stockton seine Herkunft nicht vergessen. Das Innere des Carmount Country Club wirkte mehr denn je wie die schlafende große Halle einer Pflanzervilla.
    Er ging auf den Eingang zu. Als er die Türe erreicht hatte, wußte er, daß er nicht weiterkommen würde. Wenigstens für den Augenblick nicht.
    Howard Stockton, in eine prunkvolle, ins neunzehnte Jahrhundert gehörende Robe gekleidet, trat hinter einer Glastüre neben dem Eingang hervor. In seiner Begleitung befand sich ein großer, italienisch wirkender Mann, dessen kohlschwarze Augen stumm von Generationen der Schwarzen Hand sprachen.

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