Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
Vom Netzwerk:
Wiederverwendbares Klopapier.«
    »Wie, du verwendest deins nicht wieder?«, fragte John.
    Grace mimte einen Würgereflex. »Igitt, mir wird schlecht.«
    Die letzten paar Tage hatten die drei im Büro verbracht. Geschäftspläne, neue Projekte und Absatzprognosen hatten ihre ganze Zeit aufgefressen, so dass sie sich den Flipperautomaten selbst keine Minute hatten widmen können.

    Am meisten ärgerte sich Henry darüber. »Gott sei Dank fängt am Montag die Uni wieder an. Dann wird es uns leider, leider unmöglich sein, ständig hier rauszukommen. Stattdessen können wir endlich mal die neue Fabrik richtig einweihen.«
    So bald wie möglich waren sie von der halbverfallenen Fabrikhalle in ein neues zehntausend Quadratmeter umfassendes Gebäude in Winterfield gezogen, mit einem ordentlichen Büro und einem repräsentativen Empfangsbereich, das ansonsten aus einer riesigen Werkstatt und Produktionsflächen bestand. Den Mietvertrag über die alte Halle hatte John auf seinen eigenen Namen übertragen.
    Jetzt piepte seine Sprechanlage.
    »Mr. Wilson?« Eine blecherne Stimme drang durch den Raum. Sie gehörte Stella, Johns äußerst humorloser Sekretärin. Einmal hatte er versucht, in Gegenwart der Frau mit der bienenstockartigen Frisur einen Witz zu reißen, doch sie hatte ihn nur ausdruckslos angestarrt. Wie ein Roboter, der einzig und allein auf eine Funktion programmiert ist, verharrte sie in ständiger Bereitschaft, jedermanns aktuelle Wünsche zu erfüllen.
    John stählte sich innerlich. »Ja?«
    »Mr. Charboric hätte jetzt Zeit für Sie.«
    »Charboric«, sagte Henry leise. Er konnte den zweiten der vier Vorstände, die EmVis eingesetzt hatte, nicht leiden. In seiner sachlichen, aber aufrichtigen Art war Visgrath gerade noch genießbar. Doch Charboric, eine ähnlich nordische Erscheinung, war mäklerisch, leicht reizbar und manchmal schlicht gemein – zumindest nach ihren bisherigen Erfahrungen. Schon jetzt hatte Charboric zwei gegenläufige Vorschläge zu Design und Umsetzung der Flippertechnik eingebracht, die Henry ihm persönlich übelnahm. Die beiden anderen Vorstandsmitglieder von EmVis, Mr. Alabathus und Mr. Zorizic, hatten sie noch nicht kennengelernt.

    »Was will er denn von dir?«, fragte Henry jetzt. »Hat er etwa noch mehr tolle Ideen für unseren Flipper? Für den perfekten Münzeinwurf vielleicht?«
    »Henry«, ermahnte ihn Grace, »versuch doch mal, ein bisschen nett zu sein.«
    »Patentkram«, meinte John.
    »Na klasse.« Henry wandte sich entnervt ab.
    John schnappte sich einen Notizblock und ging zur Tür. »Wird nicht lange dauern. Und dann können wir endlich zurück nach Toledo.«
    »Ja, ja, sicher.«
    Vor der Tür wartete Stella. John fragte sich, ob sie heimlich lauschte, um immer im genau passenden Moment auftauchen zu können. Oder hatte sie am Ende die ganze Zeit hier gestanden und schweigend ausgeharrt? Langsam wurde ihm ihre Unterwürfigkeit unheimlich.
    »Hier entlang, Sir«, sagte Stella.
    »Ich finde den Weg schon selbst.«
    »Ich bestehe darauf, Sir.«
    Sie nahm John am Arm und führte ihn den Flur entlang zu einer Reihe Fahrstühle. Auch während sie auf den Lift warteten, lockerte Stella ihren Griff um Johns Bizeps nicht. Ein anderer Mitarbeiter von EmVis kam vorbei, ohne dass der kleinste Gruß ausgetauscht wurde. Johns Nicken und sein vorsichtiges Lächeln blieben unerwidert.
    Der Sitzungssaal lag nur ein Stockwerk tiefer. Am Kopfende eines langen Tisches saß Charboric. Eine Videokamera war auf den Stuhl zu seiner Linken gerichtet.
    »Setzen Sie sich doch«, sagte Charboric und deutete auf ebendiesen Stuhl.
    John setzte sich auf den rechten Stuhl.
    Für eine Sekunde fixierte Charboric ihn mit ausdruckslosen Augen, ehe er sich träge aufrichtete und die Kamera
entsprechend umjustierte. John wäre am liebsten aufgesprungen, zwang sich aber, ruhig zu bleiben.
    »Ich werde dieses Treffen mitschneiden.« Charborics Stimme drückte keinerlei Gefühl aus.
    John zuckte mit den Schultern.
    »Wir sind hier, um über die Patente für die Flipperautomaten zu sprechen.« In Charborics Worten schwang ein noch stärkerer osteuropäischer oder deutscher Akzent mit als bei Visgrath. »Wir müssen sie mit dem Stand der Technik abgleichen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Vor der Patentanmeldung müssen wir wissen, ob es zuvor schon ähnliche Techniken gegeben hat.«
    »Erledigen das nicht unsere Anwälte?«
    »Doch, doch. Diese Unterredung ist zu deren Nutzen. Also. Gab es schon früher

Weitere Kostenlose Bücher