Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
weiß.«
»Da war doch nichts …«
»Casey. Die haben nichts in der Hand. Nichts. Die haben darauf gesetzt, dass ich mir in die Hosen mache, und als das nicht funktioniert hat, haben sie mich eben ins Gefängnis gesteckt. Ihr Fall ist rein gar nichts wert.«
»Das hat der Anwalt auch gesagt.«
»Warum fragst du dann?«
»Ich musste es einfach von dir hören.« Sie bogen in die Ausfahrt zu ihrem Wohngebiet ab. »Übrigens hat dein Büro angerufen.«
»Was hast du ihnen gesagt?«
»Trauerfall in der Familie. Aber es stand ja alles schon in der Zeitung.«
Prime zuckte die Achseln. »Das Ganze ging gerade mal zwei Tage lang. Das wird schon. Geld macht alles wieder gut.«
»Wirklich?«
»Na klar. Dem Geld haben wir unser neues Heim zu verdanken, oder? Und dieses Auto.«
Sie waren angekommen. Lichterketten funkelten an der Fassade ihres Hauses. »Gefällt’s dir?«, fragte Casey. »Ich wollte was Besonderes machen, für deine … Heimkehr.«
»Ja, es gefällt mir, und wie. Bist du etwa da oben …«
»Mein Vater hat mir geholfen.«
»Was hast du ihm gesagt?«
»Die Wahrheit. Dass das alles ein schreckliches Missverständnis ist. Er hat dann die halbe Kaution gezahlt.«
»Ja, es ist ja auch alles ein schreckliches Missverständnis.« Während Prime den Wagen in die Einfahrt lenkte, blickte er sich verstohlen nach rechts und links um. In der Straße standen ein paar dunkle Autos, aber er konnte nicht erkennen, ob sie leer waren oder nicht. Beobachtete Corrundrum ihn vielleicht? Er meinte, in einem der Autos eine undeutliche Bewegung wahrzunehmen, doch er musste wohl oder übel in die Garage hinterm Haus fahren, ehe er sich vergewissern konnte. »Ist der alte Carson hier aufgetaucht?«, fragte er beiläufig. »Oder … irgendwer anders?«
»Nicht, dass ich wüsste. Aber ich war ja auch kaum hier.«
»Stimmt.«
Casey schnallte Abby ab, legte sie an die Schulter und ging die drei Treppenstufen zur hinteren Diele hinauf, während Prime im Auto sitzen blieb.
»Kommst du?«, rief Casey.
»Gleich! Ich will noch kurz vors Haus, die neue Beleuchtung bewundern. Sperrst du vorne auf?«
»Okay.«
Er stieg aus und wartete, bis Casey die Tür zur Diele geschlossen hatte. Dann drückte er sich an der Hecke vorbei in den Nachbargarten. Auf Zehenspitzen huschte er über den Rasen und wich dabei kleineren Schneehaufen aus. Zwischen dem Nachbarhaus und dem nächsten entdeckte er, was er erwartet hatte: ein fremdes Auto. Der Fahrersitz war besetzt. Von dort aus konnte man Primes Haus bequem im Auge behalten.
Schnell duckte er sich hinter den nächsten Baum. Einen kurzen Spurt später kauerte er schon im Schatten eines Busches ganz in der Nähe des Autos. Jetzt erkannte er auch, dass es sich bei dem Fahrer um einen Mann handelte – einen Mann, der unentwegt auf Primes neues Heim starrte. Corrundrum? Er konnte sich nicht sicher sein, schließlich
war Corrundrum bei seinem Gefängnisbesuch verkleidet gewesen. Genauso gut konnte es die Polizei sein.
So gelassen er konnte, stand Prime auf und schlenderte zu dem Auto hinüber. Dort angekommen, beugte er sich zur Seitenscheibe herab – und blickte in ein erstaunt glotzendes Gesicht.
Corrundrums Gesicht.
Er klopfte ans Fenster, bis Corrundrum die Scheibe herunterkurbelte.
»Bitte?«, sagte Corrundrum.
»Sie haben Informationen, die ich brauche. Aber was habe ich, das Sie brauchen?«
31
EmVis stellte ihnen Büroräume in der Konzernzentrale in Columbus zur Verfügung. In dem weitläufigen Gebäude, das auf einem bewaldeten Grundstück im Norden der Stadt lag, hatten John, Grace und Henry jeweils einen eigenen Schreibtisch, ein eigenes Telefon und eine eigene Eingangstür mit Namensschild. Bis auf die Wachleute an der Rezeption, die regelmäßig durch die Flure patrouillierten, schien der dreistöckige Glasbau praktisch leer zu stehen. Tatsächlich begegnete John mehr Wachleuten, als er je EmVis-Personal zu Gesicht bekam. Der Bereich hinter der Zentrale war abgesperrt; über einem hohen Zaun ragten hier zwei weitere Bauwerke auf. Der einzige Weg vorbei an dem Stacheldraht führte durch einen Tunnel mit doppelten Sicherheitstüren.
»Was treiben die da drinnen nur?«, fragte Henry. Er stand am Fenster von Johns Büro und blickte hinaus.
Grace stellte sich neben ihn. »Sieht aus, als hätte EmVis noch ein paar andere Pferde im Stall. Vielleicht entwickeln die da drinnen Waffen.«
»Oder eine Hightech-Mausefalle«, schlug John vor.
Henry drehte sich um. »Ich hab’s.
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