Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
grinste nervös, hatte aber ansonsten nichts zu sagen, was ziemlich untypisch für Grace war.
John schob Henry den Vertrag hin.
Henry blätterte bis zur letzten Seite. »Was soll’s. Fünfzehn Prozent sind zwar nicht die Welt, aber …« Mit einer schwungvollen Bewegung setzte er seinen Namen unter den Vertrag.
Grace nahm ihm den Stift ab und unterschrieb ebenfalls.
»Unsere neue Vorsitzende«, bemerkte Henry.
Nun lag der Vertrag vor John. Er strich die Seite glatt.
Warum zögerte er eigentlich? Es war ja nicht auf Dauer. Es war ja nicht für immer. Und bindend war der Vertrag ohnehin nur in diesem einen Universum.
John unterschrieb. »Pinball Wizards Incorporated«, sagte er, »schwimmt in Geld.«
30
Die Gittertür des Besucherraums fiel hinter Prime ins Schloss. Zwei Tage im Hancock County Jail hatten nicht gereicht, um sich an dieses Geräusch zu gewöhnen, das geradezu zermürbend endgültig klang. Doch bald würde es damit vorbei sein. Casey hatte einen Kautionsagenten gefunden, der sich um die Stellung der Kaution kümmern wollte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Prime hier raus war.
Er blieb kurz stehen und suchte die Besucherplätze hinter der Plexiglasscheibe nach Casey ab, aber sie war nicht da. Als man ihm mitgeteilt hatte, er habe Besuch, hatte er angenommen, es handle sich um eine letzte Frage zur Kautionsvereinbarung oder um eine Beratung mit seinem Anwalt. Doch hier war niemand, den er kannte.
»Nummer drei«, sagte der Wachmann.
Widerwillig ging Prime einen Schritt auf den dritten Stuhl von rechts zu. Hinter der Glasscheibe saß ein Mann – ein auffällig unauffälliger Mann, der Wolljacke, Hut und Brille trug. Ein struppiger Bart verbarg den Großteil seines Gesichts. Sofort war Prime klar, dass das eine Verkleidung sein musste. Der Typ sah irgendwie zu … ungewöhnlich aus.
»Setzen Sie sich«, mahnte der Wachmann.
Prime hielt noch eine Sekunde inne, ehe er rasch die restlichen drei Meter zurücklegte und sich auf den harten Plastikstuhl fallen ließ. Schweigend musterte er den Fremden, bis er vollkommen sicher sein konnte, dass er ihn nie zuvor gesehen hatte, Verkleidung hin oder her. »Was wollen Sie von mir?«
Wie auf Knopfdruck verzog sich der Mund des Fremden zu einem breiten Grinsen. Er beugte sich vor und flüsterte durch die gelochte Scheibe, die ins Plexiglas eingelassen war. »Zu schade, dass Sie nicht einfach alle Sorgen hinter sich lassen können, was?«
Primes Miene verriet keine Regung. »Ich kenne Sie nicht. Was wollen Sie?«
»Kommen Sie, wir haben uns doch schon einmal unterhalten.«
»Wann?«
»Ist nicht lange her.«
»Ist das Ihre einzige Freude im Leben? Irgendwelche Leute im Gefängnis heimzusuchen? Wenn ja, schauen Sie sich bitte nach einem anderen Opfer um.«
»Nein, nicht irgendwelche Leute. Aber Sie, Sie ganz speziell. Zumal mir dies als der vernünftigste Rahmen für unsere Begegnung erschien. Ich meine, bei Ihrem Temperament … Die Verhaftung wird Sie ja auch kaum besänftigt haben.«
»Wer sind Sie?«
»Es ist erst zwei Tage her, dass wir miteinander gesprochen haben.« Der Fremde machte eine Pause und blickte ihn erwartungsvoll an.
»Und?« Primes Verhaftung war genau zwei Tage her.
»Ich hatte Sie angerufen.«
Jetzt ging Prime ein Licht auf. »Ismail Corrundrum.«
»Genau!« Er schien sich ehrlich zu freuen.
»Sie haben mir einen Telefonstreich gespielt. Und?«
»Wissen Sie, es wundert mich wirklich, dass Sie so lange damit durchgekommen sind.«
Kurze Zeit dachte Prime, Corrundrum spiele auf den Mord an, aber dann fiel ihm ein, was der Mann am Telefon gesagt hatte: dass der Würfel gewöhnlich um das Jahr 1980 auf dem Markt auftauche. »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
»Auf solche Dinge achten die, müssen Sie wissen, auf solche technologischen Sachen. Unvorstellbar, dass das noch niemandem aufgefallen ist! Nun ja, vielleicht weil es nur ein Spielzeug ist und Sie es vermasselt haben. Vielleicht haben sie es deshalb nicht bemerkt.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, was Sie da reden.«
»Befinden Sie sich eigentlich im Exil? Sind Sie deswegen hier? Wenn ja, sind wir gewissermaßen Schicksalsgenossen.«
Mit einem Kopfschütteln stand Prime auf. »Das muss ein Irrtum sein.«
»Warten Sie! Vielleicht sind Sie ja doch kein Exilant. Vielleicht … vielleicht verfügen Sie ja über einen Ausweg!«
Prime drehte sich um und fixierte den Fremden.
»Aber das ist wohl kaum möglich«, sprach Corrundrum weiter. »Wie sollten Sie an
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