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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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darum bemüht. Doch jetzt hatte irgendwer Wind von der Sache bekommen und wollte ein Stück vom Kuchen abhaben.
    Primes Anwalt wurde die Sache zu brenzlig. Er hätte seinen jungen Klienten am liebsten gleich fallen gelassen wie ein heiße Kartoffel. Doch Prime überzeugte ihn davon, dass man mit der Idee immer noch Geld verdienen konnte, zumindest etwas Geld. Wahrscheinlich würden sie einen Haufen Lizenzgebühren abdrücken und in ein paar Ärsche kriechen müssen, aber es würde Geld dabei herausspringen. So ließ sich der Anwalt überreden, ihn weiter zu unterstützen, obwohl der Vorschuss so gut wie futsch war.
    Casey winkte, als Prime im dritten Stock des Gerichtsgebäudes um die Ecke bog. Sie saß auf einer Bank, den Bauch mehr oder weniger auf den Knien abgelegt. Ihr Gesicht war aufgequollen und gerötet. Hätte Prime sie vor einem halben Jahr so gesehen, hätte er sie kaum erkannt.
    »Hi, Johnny«, sagte Casey. »Hast du die Papiere bekommen?«
    Prime hasste es, »Johnny« genannt zu werden, und er hatte es ihr oft genug gesagt. Aber Casey hielt sich einfach nicht daran. Jeder hatte den kleinen Farmer »Johnny« genannt, und jetzt wurde Prime den Kosenamen nicht mehr los. Manche Dinge würde er wohl niemals ändern können.
    Mit bemühtem Lächeln hielt Prime die Heiratsurkunde hoch. »Ja, alles ist bereit.« Er beugte sich herab und drückte Casey einen kleinen Kuss auf die Wange. »Du siehst wunderschön aus, Liebling.« Wenn das Baby nur endlich da wäre! Dann könnte sie sich endlich wieder so anziehen, wie
es ihm gefiel. Hoffentlich passte die Cheerleader-Uniform noch.
    Die Trauung ging kurz und schmerzlos über die Bühne, auch wenn Casey sich einmal die Augen trockentupfen musste. Es überraschte Prime nicht, dass niemand von ihren Freunden aufgetaucht war. Die Schwangerschaft hatte ihre meisten Bekanntschaften und Aktivitäten ziemlich eingeschränkt, mit Caseys Hockey war zum Beispiel gleich Schluss gewesen.
    Schließlich unterschrieb der Richter die Heiratsurkunde. Es war erledigt, endlich! Prime war nur froh, dass Caseys und seine Eltern nicht erschienen waren. Erst hatten sie darauf bestanden, aber er hatte seinerseits auf einer »intimen Atmosphäre« beharrt. Am Schluss hatten sie sich auf einen kleinen Empfang nach der Geburt des Babys geeinigt.
    Prime wusste, dass seine Eltern enttäuscht von ihm waren. Das war der eigentliche Grund, warum er sie bei der Hochzeit nicht hatte dabeihaben wollen. Natürlich hatten sie andere Pläne für ihn gehabt: studieren, einen tollen Beruf ergreifen, ein besseres Leben führen als sie selbst. Aber das waren Träume, die sie für ihren kleinen Johnny Farmer gehegt hatten. An Prime konnte man diese Maßstäbe nicht anlegen.
    Doch wenn die Geldquellen erst einmal zu sprudeln begannen, würden es seine Eltern schon kapieren. Dann würde Prime ganz sicher keine Enttäuschung mehr darstellen.
    Vorsichtig half er Casey auf den harten Sitz des Trans Am. Prime hatte sich die alte Karre gerade noch leisten können, aber bald würde er sich einen ordentlichen Wagen besorgen. Er setzte sich hinters Steuer, drehte den Schlüssel um und fuhr auf die Route 16.
    »Was bin ich froh, dass wir das hinter uns haben«, bemerkte er, als er auf die linke Spur wechselte.
    »Wirklich?«, fragte Casey.

    »Ich meine, ich bin so froh, dass wir jetzt endlich richtig zusammen sind.«
    »Ja, Schatz. Ich weiß, was du meinst.«
    Prime warf ihr ein Lächeln zu, während er sich innerlich in den Arsch trat. Er musste vorsichtiger sein, wenn er mit Casey sprach. Damals, als die Schwangerschaft langsam unübersehbar wurde und sie ihren Eltern nichts mehr vormachen konnten, hatte Prime sich sosehr gewünscht, er könnte einfach mit dem Gerät ins nächste Universum überwechseln und von vorne anfangen. Er bereute, Johnny Farmer nicht getötet zu haben. Dabei wäre es so einfach gewesen, die Leiche verschwinden zu lassen und das Gerät zu behalten. Und jetzt hing alles von dem verdammten Würfel ab. Nun, da Primes Geld beinahe alle war, würde er wahrscheinlich keine zweite Chance bekommen, ganz egal, welche Wunder der mechanische Bauchmuskeltrainer wirken mochte.
    Auf einmal fühlte er sich allein. Mutterseelenallein. Er hatte niemanden, mit dem er über seine Sorgen sprechen konnte. Am liebsten hätte er Casey alles erzählt, ihr seine ganze Vergangenheit offenbart. Aber das war unmöglich, er konnte es niemals wagen. Außerdem hätte sie ihm wohl kaum geglaubt.
    Prime musste der Realität

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