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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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berührte, musste er gegen einen Schwindelanfall ankämpfen. Zum Schluss kippte Casey einen Eimer Lauge über den Körper. Primes Vater bewahrte immer einen Vorrat davon in der Scheune auf, um den pH-Wert der Erde zu korrigieren.
    »Füll es auf«, sagte Casey.
    Mit dem Schaufelblatt schob er die Erde in die Grube. Das Klatschen der Erdklumpen auf dem toten Fleisch ließ ihn wieder schwindeln, aber er biss die Zähne zusammen und arbeitete weiter. Am Ende war das Grab nur noch ein flacher Hügel in der Mitte der Lichtung.
    »Dieses Wochenende säen wir noch etwas Gras«, meinte Prime.
    »Deine Eltern kommen doch nie hier lang, oder?«
    »Glaube nicht.«
    Sie ruhten einen Augenblick aus, ehe Prime die Werkzeuge zurück in die Scheune brachte. Als er danach auf die
Uhr schaute, war es schon fast fünf Uhr morgens. Beide waren sie verdreckt und verschwitzt und zitterten, nachdem die körperliche Anstrengung so unvermittelt vorüber war.
    »Wir haben’s geschafft!« Eine irre Euphorie durchflutete Prime. »Wir sind damit davongekommen!« Unwillkürlich stieß er ein meckerndes Lachen aus, das Lachen eines Wahnsinnigen. Erschrocken erstickte er es mit einem Räuspern.
    Casey nahm seine Hand. »Gehen wir.«
    Schritt für Schritt stapften sie am Straßenrand entlang Richtung Stadt.
    »Wir haben es wirklich getan«, sagte Casey irgendwann leise. »Wir haben einen Menschen getötet.«
    »Und wir sind damit davonge…«
    »Sei ruhig, John!«
    Prime blickte Casey an und sah, dass sie weinte. »Hey …«
    »Sei still. Wir haben heute Abend einen Menschen getötet, John, egal, ob zu Recht oder zu Unrecht: Wir – ja, wir beide – haben es getan. Wir sind Mörder, und Gott wird uns richten.«
    »Aber eine Million Ted Carsons leben noch. Wahrscheinlich sogar mehr.«
    »Wie meinst du das?«
    »In den anderen Universen leben noch unzählige Ted Carsons.«
    »Aber dieser hier, in diesem Universum, ist tot. Wir haben ihm das Leben genommen.«
    »Ich war es. Ich habe ihn getötet. Das würde ich auch vor Gericht aussagen.«
    »Schwachsinn! Wir beide waren es! Wir hängen da gemeinsam drin.«
    »Hast du mir etwa geholfen, damit ich abhängig von dir bin?« Prime spürte, wie sein Unwille wuchs.
    Casey schlug im gleichen Ton zurück. »Na, dann geh doch! Niemand hält dich auf! Geh und mach ein Vermögen
mit deinen gestohlenen Ideen! Und komm gar nicht erst auf die Idee, Abby und mir was abzugeben. Mir ist es mittlerweile egal.«
    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her.
    »Ich hab’s nicht so gemeint«, erklärte Prime schließlich.
    Casey seufzte. »War eine anstrengende Nacht.«
    »Die Polizei wird bald bei uns auftauchen. Vielleicht hat Carson doch jemandem gesagt, wohin er wollte.«
    »Aber das war nur Gerede. Bei uns hat er sich nie blicken lassen.« Casey sagte es, als würde sie es wirklich glauben.
    »Und was ist mit unseren schmutzigen Klamotten und der Erde an unseren Schuhen?«
    »Ich dachte immer, dein Vater besitzt eine Farm?«
    Prime nickte. »Du machst mir Angst.«
    »Ich mir auch. Komm, gehen wir ein bisschen schneller. In ein paar Stunden musst du zur Arbeit.«

21
    Samstagabend, acht Uhr: John holte Casey ab. Tatsächlich war er schon um halb acht da, aber statt gleich vorzufahren, hielt er auf dem Parkplatz des nahen Burger Chef und starrte ein Weilchen vor sich hin. Kurz überlegte er sogar, bewusst zu spät aufzukreuzen, um besonders cool zu wirken, aber das hätten seine sowieso schon angespannten Nerven nicht mitgemacht. Um fünf vor acht ließ er den Motor an und fuhr die letzten Meter.
    Ein halbwüchsiger Junge, wahrscheinlich Caseys kleiner Bruder, öffnete die Tür. »Hallo?«
    »Ich hole Casey ab.« John war froh, dass er den Satz nur zu diesem Jungen sagen musste. Caseys Eltern gegenüber wäre es ihm deutlich schwerer gefallen.
    »Du bist aber nicht Jack«, stellte der Junge fest.
    »Nein, ich bin John.«
    Der Junge beäugte ihn misstrauisch, bevor er die Tür aufstieß. »Na gut. Ich bin Ryan. Schätze, du kannst reinkommen.« Die Treppe hinauf schrie er: »Casey, dein Lover ist da!«
    Prompt folgte die Antwort von oben: »Halt’s Maul, kleiner Kotzbrocken!« Die Stimme wurde sanfter. »Hi, Johnny.« Casey steckte den Kopf über das Treppengeländer.
    »Hi, Casey.« John musste sich räuspern, um überhaupt etwas rauszubringen.
    »Bin gleich da.«
    Ryan war mittlerweile in der Küche verschwunden, bemühte sich aber nicht, seine Stimme zu dämpfen. »Caseys Typ ist da. Wollt ihr euch den

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