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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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zu beißen und einen Entschuldigungsbrief zu schreiben, obwohl er Ted Carson nur die längst fällige Abreibung verpasst hatte.
    Aber das war ein anderer Ted Carson gewesen.
    »An der Highschool war er eine Klasse unter mir«, unterbrach Casey seine Erinnerungen. »Später hat er die Schule abgebrochen, aber er lebt noch in der Stadt, soweit ich weiß. Ich glaube, er arbeitet bei General Electric, genau wie sein Vater.«
    Im Rückspiegel sah John, wie Carson ihm abermals die Mittelfinger entgegenstreckte. Mittlerweile hatten sich seine
Freunde um ihn versammelt und amüsierten sich köstlich. »Manche Dinge ändern sich wohl nie.«
    »Du sagst es«, pflichtete Casey ihm bei.
     
    Beim Abendessen in einem kleinen, romantischen Restaurant namens Riverview kam Casey noch einmal auf den Vorfall zurück. »Dieser Ted Carson regt mich wirklich auf.«
    John zuckte mit den Achseln. »Er ist halt ein Loser. Wird er immer sein.«
    »Der Typ hat sich schon tausendmal an mich rangemacht.«
    Kurz stieg Eifersucht in John auf. »Ach ja?«
    »Zum Beispiel bei dieser einen Party in der Stadt. Da kam er einfach an und wollte mich betatschen! Ich hab ihn dann in die Eier getreten.«
    »Gute Reaktion.«
    »Klappt meistens bei aufdringlichen Typen.«
    »Werd ich mir merken.«
    »Na ja, du musst dir da wohl weniger Sorgen machen.«
    John war sich nicht sicher, ob das heißen sollte, dass sie ihm vertraute, oder ob sie damit sagen wollte, dass sie einem Annäherungsversuch gar nicht so abgeneigt war. Plötzlich fiel ihm ein, was ihm Prime über Carson erzählt hatte. »Ich hab gehört, dass Carson Tiere abmurkst.«
    »Okay, ich kann Carson auch nicht leiden.« Casey klang leicht irritiert. »Aber so was sagt man nicht so einfach.«
    »Aber was, wenn es wahr wäre?« Immerhin änderte sich das meiste nicht vom einen Universum zum anderen.
    »Und, hast du irgendwelche Beweise? Irgendwas mit eigenen Augen gesehen?«
    »Wo Rauch ist, ist auch Feuer.«
    »Und von ›im Zweifel für den Angeklagten‹ hast du noch nie was gehört?«

    »Wie viele Eichhörnchen sollen denn noch dran glauben, bis man mal darauf kommt, dass einer Dreck am Stecken hat?«
    »Und wie viele Unschuldige sollen leiden, nur damit man diesen einen Schuldigen schnappt?«
    John grinste. Casey grinste zurück.
    Am Ende war sie die Erste, die das Schweigen brach. »Was diese Sache angeht, bin ich nicht deiner Meinung. Aber jedenfalls kann man sich mit dir besser unterhalten als mit Jack.«
    »Jack?«
    »Jack wäre sofort aus dem Auto gesprungen und hätte Carson eine reingehauen.«
    »Wer zum Teufel ist Jack denn nun eigentlich? Und warum erzählen alle ständig von ihm?«
    »Na ja, er ist mein Ex.«
    »Aha. Und ich dachte irgendwie, er sei nur irgend so ein schmieriger Typ von einer Party.«
    »Ist er ja auch. Aber egal. Übrigens wird er wahrscheinlich auch gleich in der Disco sein.«
    »Disco? Was für eine Disco?«
    »Wer will schon ins Kino, wenn man auch tanzen gehen kann?« Casey lächelte ihn an. »Das heißt, Moment mal … Ich hatte ganz vergessen, dass du nur auf diesen Country-Quatsch stehst. Wie schade …«
    »Ich hab gehört, dass Die Hexe des Unabhängigkeitskriegs ganz großartig sein soll«, startete John einen letzten Versuch.
    »So, so. Dann schauen wir uns den Film nächste Woche in Toledo an.«
    »Heißt das, dass wir uns wiedersehen?«
    »Sieht so aus. Trotz deiner merkwürdigen Ansichten zu Ted Carson.«
     
    Die »Disco« stellte sich als leere Lagerhalle neben den Gleisen im Osten der Stadt heraus. Völlig isoliert lag sie im Schatten zweier größerer, ebenfalls verwaister Gebäude,
der perfekte Ort für eine Party. Drinnen lief der übliche Rock’n’ Roll, den John schon vom Radio kannte, fröhliche Musik, wie man sie in den Fünfzigern seines Universums geliebt hatte – also wenigstens nicht dieser heftige »Reverb«, zu dem man unmöglich hätte tanzen können. Wie so oft musste er über diese verkehrte Welt den Kopf schütteln: In seiner Heimat hätten dieselben Jugendlichen zu Heavy Metal getanzt; hier setzten sie sich bereitwillig Songs aus, die gut und gerne von Jiles Perry Richardson Junior, bekannt als »The Big Bopper«, hätten stammen können.
    »Bestimmt wirst du mir gleich verraten, dass du gar nicht tanzen kannst«, sagte Casey, als sie gerade den imposanten Türsteher passierten, der sie gleich durchgewunken hatte – anscheinend ging Casey hier ein und aus.
    »Klar kann ich tanzen«, widersprach John. Die Hüpfereien, die die

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