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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Bestimmt hatte Jack ein halbes Dutzend Kumpels dabei, während er selbst nicht auf Verstärkung hoffen konnte.

    »Hau ab, Jack. Du langweilst mich.« In einem Zug trank Casey ihr Wasser aus.
    Jack drehte sich wieder zu ihr um. »Früher war das aber anders. Da hab ich dich glücklich gemacht.«
    »Ja, genauso glücklich, wie mich eine richtig befriedigende Sitzung auf dem Klo glücklich macht. Du riechst ja sogar so ähnlich …«
    John verschluckte sich vor Lachen an seinem Wasser und stieß ein halbersticktes Grunzen aus.
    Währenddessen lief Jack tiefrot an. Doch statt John eine zu verpassen oder zumindest eine Beleidigung abzufeuern, wandte er sich einfach ab und ging.
    »War das wirklich nötig, ihn so zu provozieren?«, fragte John, als nur noch Jacks Rücken in der Menge zu erkennen war.
    »Oh ja, das war nötig.« Caseys Lächeln verwandelte sich binnen Sekunden in Sorge. »Auweia. Schau mal!«
    John folgte ihrem Blick. Durch die Fenster der Lagerhalle blitzten abwechselnd rote und blaue Lichter. Ihm war klar, was los war. »Die Bullen.«
    »Wir gehen dann besser mal«, meinte Casey. Entschlossen fasste sie John an der Hand, zog ihn hinter die Bar und durch eine dünne Metalltür, über der ein unbeleuchtetes Ausgangschild hing. Die plötzliche Stille im Freien kam John unwirklich vor. Gleichzeitig stellte er fest, dass sie ein Problem hatten. »Das Auto steht auf der anderen Seite der Halle.«
    Langsam schlichen sie im Schatten der Lagerhalle auf den Parkplatz zu. Drinnen verstummte die Musik unvermittelt, und es war Geschrei zu hören. Offenbar hatte die Razzia begonnen.
    Auf dem Parkplatz vor der Halle standen drei Streifenwagen. Ein Dutzend Polizisten war bereits ausgeschwärmt, und zwei davon machten sich gerade auf den Weg zu den
Seitenausgängen. John und Casey versteckten sich hinter einem Müllcontainer, bis die Männer vorbei waren.
    »Los«, sagte John bei der erstbesten Gelegenheit. Sie huschten zu der nächstgelegenen Reihe parkender Autos. Leider stand der Trans Am in der letzten. Im gleichen Moment fuhren zwei weitere Streifenwagen vor, und einer davon hielt direkt neben Johns Auto. Er zwang sich, nicht allzu laut zu fluchen. »Scheiße.«
    »Wahrscheinlich nehmen sie uns gar nicht mit«, meinte Casey. »Wahrscheinlich bleibt’s bei einer Verwarnung.«
    »Ja, aber das kann ich mir nicht leisten.« John war sich nicht sicher, ob seine gefälschten Papiere einer fachkundigen Untersuchung standhalten würden.
    »Wieso denn nicht?«
    »Es geht einfach nicht. Die dürfen mich nicht erwischen.«
    »Also wirklich, John. Drei Überraschungen an einem einzigen Abend. Das ist mir nicht mehr passiert, seit ich meine Unschuld verloren hab.«
    Gegen seinen Willen fing John an zu lachen. Er musste sich die Hand vor den Mund halten, um nicht die Polizisten zu alarmieren. »Hör auf damit. Wir müssen hier weg.«
    »Aber wir können das Auto nicht hier stehen lassen. Warten wir noch ein paar Minuten.«
    Mittlerweile führten die Polizisten einige Jugendliche aus der Lagerhalle heraus, manche davon in Handschellen. Und der Fahrer des Streifenwagens neben Johns Trans Am bequemte sich endlich, auszusteigen und ebenfalls zur Halle zu gehen.
    Als er in sicherer Entfernung war, umrundeten John und Casey das Auto, hinter dem sie gekauert hatten, und rannten über das offene Gelände zum Trans Am. Dort angekommen, löschte John vor dem Einsteigen die Innenbeleuchtung. Sie ließen sich tief in die Sitze sinken und beobachteten das Geschehen. Im Dunkeln hielten sie sich an den Händen,
bis alle Polizisten entweder in der Halle verschwunden oder mit den Verhafteten abgezogen waren.
    »Die Luft ist rein«, erklärte Casey schließlich.
    »Ja, die Luft ist rein.« John ließ den Motor an.
    Auf der Heimfahrt erwog und verwarf er ein Dutzend Strategien, zu einem Gute-Nacht-Kuss zu kommen, aber diese Mühe war überflüssig, denn als sie vor Caseys Haus hielten, umfasste sie sein Gesicht und küsste ihn mit heißem, halb geöffnetem Mund. Zehn Sekunden dauerte der Kuss – zehn Sekunden, in denen sie sich an John schmiegte, als ob sie seit je an diese Stelle gehörte.
    »Gute Nacht, John.« Casey blickte ihm feierlich in die Augen. »Bis morgen.«

22
    Obwohl Prime am Tag danach zu Tode erschöpft war, nahm er seine Arbeitsumgebung viel intensiver als sonst wahr. Auf jedes Geräusch, auf jeden Menschen in seiner Nähe reagierte er empfindlich. Immer wieder meinte er zu hören, wie jemand »Carson« sagte, aber wenn er dann

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