Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
Vom Netzwerk:
auf ihn zu, Abby auf dem Arm. »John, die beiden Herren wollen sich nach dem Typen erkundigen, der bei euch in der Fabrik verschwunden ist.«
    »Detective Duderstadt«, stellte der Zivilist sich vor, ohne Prime die Hand anzubieten.

    »Sie sind wegen Ted Carson hier, stimmt’s?«, erwiderte Prime.
    »Kennen Sie ihn?«
    »Nicht besonders gut.«
    »Jedenfalls gut genug, um sich mindestens einmal mit ihm geschlagen zu haben.« Während der Detective redete, starrte der hochgewachsene Polizist Prime unverwandt an, die Hände in die Hüften gestemmt. Der Detective war etwas kleiner und trug einen schmalen Schnurrbart.
    »Das ist lange her.« Und das hat ein ganz anderer John Rayburn getan, fügte Prime im Geiste hinzu.
    »Aber Sie wurden deswegen der Schule verwiesen.«
    »Ich wurde rausgeworfen, weil ich keinen Entschuldigungsbrief an seine Mutter geschrieben habe. Es ging ums Prinzip.«
    »Ein Prinzip ist ein gutes Motiv.«
    »Motiv für was?«, fragte Prime. »Carson ist doch einfach abgehauen, oder nicht?«
    »Schon möglich. Aber wie mir zu Ohren gekommen ist, hatten Sie auch in der Fabrik eine kleine Auseinandersetzung mit Ted Carson.«
    »Er hat beleidigende Dinge über Casey verbreitet. Das konnte ich nicht zulassen.«
    »Verstehe.«
    »Carson ist ein Mensch, der andere Leute gern schikaniert. So was macht ihm Spaß. Aber ich hab schon letztes Jahr gelernt, dass es sich nicht lohnt, sich mit ihm anzulegen.«
    »Hat er Sie vorigen Donnerstagabend hier aufgesucht?«
    »Nein.« Prime hielt inne. »Warum sollte er?«
    »Wie es aussieht, hat er vor ein paar seiner Kameraden herumgeprahlt, er werde Ihnen eine Lehre erteilen. Und dazu hätte er doch hier vorbeikommen müssen, oder?«
    »Oder er hat nur das Maul aufgerissen.«

    »Vielleicht hat er auch etwas angekündigt, das er letztendlich nicht einlösen konnte?«
    »Das hätte ihm … Das würde ihm ähnlich sehen.« Prime verfluchte sich innerlich. Warum hatte er in der Vergangenheit von Carson gesprochen? Hatte er sich damit verraten?
    »Ja, klingt ganz so, als wäre er der Typ dazu.« Duderstadt ließ den Blick durch die Wohnung schweifen. »Also, wann haben Sie Carson das letzte Mal gesehen?«
    »Keine Ahnung. Am Donnerstag während der Arbeit, schätze ich.«
    »Das heißt an dem Tag, als Sie auch Ihre kleine Auseinandersetzung im Umkleideraum hatten.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Sieht so aus.«
    Der Detective drehte sich unvermittelt zu Casey um. »Und Sie haben Ted Carson seitdem auch nicht gesehen?«
    »Ich? Warum sollte ich?«, fragte Casey.
    »Aber wenn er hier gewesen wäre, hätten Sie ihn doch gesehen, oder? Ich meine, Sie hier allein mit dem Baby, da hätten Sie doch mitbekommen, wenn er auftaucht?«
    »Natürlich. Aber er war nicht hier.«
    Prime behielt Casey fest im Blick, suchte nach einem Zucken, irgendeinem Zeichen, das ihre Schuldgefühle verriet. Aber sie wirkte nur wie eine gelangweilte, desinteressierte Hausfrau.
    Langsam ließ Primes Anspannung nach. »Können wir sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte er den Detective und ging einen Schritt auf die Tür zu.
    Detective Duderstadt sah ihn bedeutungsvoll an. »Nein, ich denke, fürs Erste wird das genügen.« Er nickte dem Polizisten zu. »Wir verabschieden uns. Aber falls Ihnen doch noch einfällt, dass Sie Ted Carson seit Donnerstag irgendwo gesehen haben, lassen Sie es uns bitte wissen.«

    Prime führte die beiden Männer zur Tür und hörte zu, wie sie die Treppe hinunterpolterten. Als Abby plötzlich krächzte, fuhr er so ruckartig zusammen, dass er die Tür aus Versehen zuschlug. Der Knall musste durch das ganze Treppenhaus hallen.
    Mit leichenblassem Gesicht sah Casey ihn an. »Wir werden Carson woanders hinbringen müssen. Sie sind uns auf der Spur.«
    »Auf gar keinen Fall. Wenn wir die Erde an dieser Stelle schon wieder umgraben, fällt das auf.«
    »Dann müssen wir wenigstens ein paar Wiesenblumen säen. Um die Erde irgendwie abzudecken.«
    »Es ist zu spät im Jahr für Blumen.«
    »Irgendwas müssen wir tun!«
    »Beruhig dich«, sagte Prime. »Die waren bloß hier, um uns unter Druck zu setzen. Wenn wir jetzt in Panik geraten, tappen wir nur in deren Falle.«
    »Aber …«
    »Sie haben weder das Auto noch die Leiche gefunden. Carson ist nichts als ein Jugendlicher, der von zu Hause ausgerissen ist.«
    Casey überwand sich zu einem Nicken. Erleichtert nahm Prime das Baby aus ihren Armen und ließ es auf seinen Hüften hüpfen. Abby gluckste vor Freude.

Weitere Kostenlose Bücher