Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
Faust. »Weil sie nicht wissen, wie der Flipper funktioniert! Los, John, hauen wir ein bisschen auf die Pauke.«
Nach nur drei Spielen hatten sich alle Gäste der Bar um den Flippertisch versammelt.
»Scheiße, ist das geil«, sagte irgendwer.
Von heute auf morgen war das Woodman’s der angesagteste Laden der ganzen Stadt. Ray musste die Türen neuerdings schon mittags öffnen, weil die Studenten regelrecht süchtig nach Flipperspielen waren. An besonders erfolgreichen Tagen fuhr der Flipper beinahe hundert Dollar ein.
Dennoch war Grace unzufrieden. »Wir müssen das ganze Design überarbeiten. Die Spulen brennen immer wieder durch«, bemerkte sie bei einem schnellen Mittagessen im Burger Chef.
»Aber du hast Lou doch gezeigt, wie man den Flipper repariert«, erwiderte John.
»Ja, aber wenn das Design wirklich in Ordnung wäre, müsste Lou den Flipper nicht jeden zweiten Abend reparieren.«
Statt auf den Einwand einzugehen, drückte John ein letztes Mal auf den Taschenrechner. »Einhundertzweiundzwanzig Dollar und fünfzig Cent pro Nase.«
»Was?«, grunzte Henry.
Grace lächelte zufrieden. »Das ist ein Haufen Wechselgeld.«
»Nicht schlecht für zwei Wochen«, stimmte John zu. »Aber wir haben die Ausgaben für die ganzen Teile nicht mit eingerechnet. Ich schätze, die können wir als Spende an das Projekt veranschlagen.«
Henry blickte Grace und John ernst an. »Ist es denn noch ein Projekt?«
»Was denn sonst?«, fragte John.
»Ich weiß nicht, aber vielleicht sollte es eher eine … Firma sein.«
»Warum?«
»Na ja, ein Automat bringt dreitausend Dollar im Jahr. Also bringen zehn Automaten dreißigtausend. Und hundert Automaten bringen über eine Viertelmillion Dollar für jeden, der an diesem Tisch sitzt!«
John verstand. »Aber wollen wir das wirklich?«
»Vielleicht müssen wir«, sagte Grace, »schon um uns zu schützen.«
Henry ließ den Kopf sinken. »Aber wann sollen wir das denn alles machen, wenn die Prüfungen kommen? Das nächste Semester wird noch heftiger als dieses. Ich werde jedenfalls keine Zeit haben, nebenher noch eine Firma zu schmeißen.«
»Vielleicht hast du Recht«, meinte John. »Lasst uns eine Woche drüber nachdenken. Mal schauen, ob die Leute sich dann überhaupt noch für den Flipper interessieren.«
Grace fing an, in ihrer Tasche zu kramen. »Dieses Wochenende ist doch das Turnier. Ich hab Flyer drucken lassen. Schaut mal.« Sie legte einige postkartengroße, grellorange Zettel auf den Tisch, auf denen eine riesige Kugel abgebildet war, die gerade an einem Flipperhebel vorbeisauste. Darunter stand: »Flipper. Das Spiel Nummer eins. Turnier diesen Samstag im Woodman’s. Bringt euer Kleingeld mit.« Sie grinste über das ganze Gesicht. »Nicht schlecht, oder?«
»Aber ziemlich grell«, erwiderte John, wandte sich ab, schirmte die Augen mit der Hand ab – und blinzelte verwirrt. Er konnte nicht glauben, was er da durch das Fenster des Burger Chef sah.
Casey, die doch gesagt hatte, sie müsse arbeiten, stieg lächelnd aus einem Auto und ging zur Fahrerseite hinüber. Eine Hand auf das Wagendach gestützt, beugte sie sich zum Fahrer herunter, wer auch immer das sein mochte.
Gleich darauf öffnete sich die Fahrertür, und er trat auf die Straße: Jack. Johns Magen zog sich zusammen. Der Burger, den er eben verschlungen hatte, machte sich wieder auf den Weg nach oben.
Grace folgte Johns starrem Blick. »Oh je. Ich hatte gehofft, du würdest es nie erfahren.«
Mit einem Schlag verdrängte die Wut alle anderen Gefühle in John. Er knallte seinen Pappbecher auf den Tisch und sprang auf. Als Henry versuchte, ihm besänftigend eine Hand auf die Schulter zu legen, schüttelte er sie ab und machte sich auf den Weg zur Tür.
Er sah nur noch eins: Casey und Jack. Mittlerweile hatte sie seinen Arm ergriffen und schmiegte sich an ihn, wie sie sich so oft an John geschmiegt hatte. Sie standen direkt vor der Glastür des Burger Chef. John stieß die Tür auf und traf Casey fast im Gesicht.
Sie zuckte heftig zusammen – und dann ein zweites Mal, als sie erkannte, wen sie vor sich hatte. »John!«
»Casey.« Johns Stimme verströmte eisige Kälte. Er nickte in Richtung seines Nachfolgers. »Jack.«
»Hey, der große Tänzer«, sagte Jack. »Dürfen wir bitte mal vorbei?«
Casey zog an Jacks Arm. »Komm, gehen wir woanders hin!«
»Nein. Ich will meinen Big Chef.«
Also verlegte Casey sich aufs Betteln. »Bitte hör mir zu, John, ich wollte ja nicht, dass du es
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