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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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ähnlicher, und stell dir vor, Deborah erwartet auch wieder ein Kind!«
    Von Zainab wusste Hayat leider nichts. Sie erzählte weiter, dass ihr Vater sehr krank gewesen war, es ihm aber inzwischen wieder besserging. »Und auch von Yazid hat Amina mir geschrieben. Er ist in Zahara in Gefangenschaft geraten, konnte sich aber befreien. Bei seiner Flucht hat er so viele Christen in den Tod gerissen, dass die Kastilier ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt haben.«
    Zahras Züge verhärteten sich.
    »Er ist, wie er ist, aber er ist mein Bruder«, sagte Hayat leise.
    »Doch das, was er Raschid angetan hat …«
    »Ich weiß«, unterbrach Hayat sie. »Auch das hat mir Amina geschrieben. Es ist unverzeihlich.«
    »Und Morayma?«, wollte Zahra wissen. »Erwartet auch sie wieder ein Kind?«
    Hayat schüttelte den Kopf. »Amina meinte, sie sei seit Ahmeds Abreise in schwere Melancholie verfallen. Sie scheint sich kaum noch von ihrer Schlafstatt zu erheben, und alle sind in großer Sorge um sie.«
    Kurz darauf kam Miguel in den Park. Für einen Moment spürte Zahra den Impuls, sich an ihre Halbschwester zu klammern und sie nicht wieder fortzulassen, aber dann obsiegte die Vernunft. »Wir werden uns wiedersehen!«, sagte sie zuversichtlicher, als ihr zumute war. »Gott stehe dir und den Deinen bei!«
    Hayats Blick brannte sich in ihrem fest. »Ach, Zahra …«
    Sie biss sich auf die Lippen. Auch Zahra konnte nichts weiter sagen. Ihr Hals war wie zugeschnürt.
    Auf ihrem Weg zurück zum Palast drehte sich Hayat immer wieder zu Zahra um. Als sich die Tür des Palastes hinter ihr und Miguel schloss, sank Zahra gegen einen Baum und grub ihre Fingernägel in seinen Stamm, um nicht aufzuschreien.
     
    In den nächsten Tagen fühlte sich Zahra noch matter und elender, zugleich quälte sie der Gedanke an Gonzalo. Je öfter sie darüber nachdachte, desto weniger konnte sie daran zweifeln, dass er sich in der Tat wegen ihr von seiner Frau trennen wollte. Aber die Folgen, stöhnte sie, mein Gott, bedenkt er denn nicht die Folgen für sich!
    Das Schlimmste war, dass sie sich außerstande sah, Gonzalo zu heiraten, und er sich und seine Laufbahn am Hof ganz grundlos in Gefahr brachte. Denn auch wenn sie sich inzwischen sicher war, dass Jaime in ihr nichts als eine Trophäe gesehen hatte, hatte diese Nacht doch alles für sie verändert: Sie wusste nun, was Liebe und Leidenschaft war, und wollte sich in einer Ehe nicht mit weniger zufriedengeben.
    Nachdenklich ging Zahra zum Fenster und blickte hinaus. Die Nacht senkte sich über den Park. Sie fragte sich, wo Torquemada heute so lange mit Ahmed blieb. Normalerweise brachte er ihn ihr vor dem Abendessen zurück, aber das war ihnen schon längst serviert worden. Mit einem Mal knallten auf der Treppe Schritte wie Peitschenhiebe, setzten sich über die Galerie in Richtung ihres Zimmers fort, und nur wenige Atemzüge später stürmten zwei Soldaten mit gezückten Schwertern in ihr Zimmer. Mit einem Aufschrei wich Zahra zurück.
    »Los, mitkommen«, herrschte der grauhaarige Soldat sie an.
    »Aber warum?«, stammelte Zahra. »Was habe ich getan?«
    Der Soldat hob sein Schwert.
    »Ich komme ja, aber könntet Ihr mir nicht wenigstens erklären, was das alles zu bedeuten hat?«
    Statt einer Antwort packte der Grauhaarige sie am Arm und stieß sie aus dem Zimmer, so dass Zahra gegen den Türrahmen fiel. Er packte sie erneut, zerrte sie aus dem Palast und von dort zu einem kleinen Nebengebäude. Als er die Tür aufriss, sprangen drei Soldaten wie von der Tarantel gestochen von ihren Stühlen auf, wobei ihnen die Spielkarten zu Boden fielen.
    »Was ist denn das für ein Sauhaufen?«, herrschte der Grauhaarige sie an. »Bringt das Weib hier in den Kerker, und zwar plötzlich!«
    Die Soldaten erröteten bis zum Haaransatz. Einer hob eilig die Karten auf, ein anderer hastete zu Zahra und zerrte sie zu einer Tür. »Na los, beweg dich!«
    Hinter der Tür führte eine nur durch eine flackernde Fackel beleuchtete Treppe nach unten. Sie war so ausgetreten, dass Zahra mehrmals beinahe ausgeglitten wäre. Unten stieß der Soldat sie an zwei Türen vorbei, schloss die folgende auf und verpasste Zahra einen so harten Rückenstoß, dass sie regelrecht in den Raum hineinflog. Eine Frau schrie auf, beschimpfte Zahra als Trampel und den Wächter als Wildsau, dann fiel die Tür hinter Zahra ins Schloss. Finsternis umfing sie.
    Mit zitternden Beinen richtete Zahra sich auf, wobei erneut jemand neben ihr aufschrie. »Hast du

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