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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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sie in den Rücken. »Antworte gefälligst, wenn du etwas gefragt wirst!«
    »Ja, die bin ich«, presste Zahra hervor.
    Der Richter blickte auf ein Pergament. »Wenigstens ein klarer Fall«, murmelte er. »Spionage am Hof.« Er sah zu Zahra auf. »Und wie hast du die Neuigkeiten, die du aufgeschnappt hast, nach Granada geschafft? Da muss dir jemand geholfen haben! Wer war das?«
    »Ich … Aber ich habe nicht …«, stammelte Zahra. »Mein Gott, was redet Ihr denn da?«
    Ein seltsames Grinsen überzog das Gesicht des Richters. »Du willst es nicht sagen? Das passt mir gut. Los, ab ins Folterzimmer mit ihr!«
    Zahra zuckte zurück. Sie wusste von ihren Mitgefangenen, dass Frauen häufig auf dem Streckbett gefoltert wurden. Conchita hatte ihr gesagt, dass diese Foltermethode bei ihr mit Sicherheit vorzeitige Wehen auslösen würde. »Aber, aber Ihr könnt doch nicht … Moment, ich …«
    »Ach, nun willst du doch reden?«
    Zahra schluckte. Das Streckbett – ihr Kind! Die Angst, es zu verlieren, löste ihr die Zunge. »Ihr dürft mich nicht foltern. Ich … ich erwarte ein Kind!«
    Der Richter machte eine Miene, als hätte sie ihm gesagt, sie wäre mit dem Teufel intim gewesen, und herrschte den Büttel an, sie sofort in die Folterkammer zu schaffen.
    »Nein, das dürft Ihr nicht!«, schrie Zahra. Der Büttel trat ihr in den Rücken, so dass sie stürzte. Er packte sie an den Haaren und stieß sie zurück in den Keller in ein kleines, düsteres Verlies, in dessen Mitte das Streckbett stand. Zahra begann zu zittern. Auf dem Holzgestell, an dessen Kopf- und Fußteil Gewichte angebracht waren, klebte Blut. So mancher war hier wohl nicht nur gestreckt, sondern im wahrsten Wortsinn auseinandergerissen worden. Auch ein Stuhl, auf dessen Sitz- und Rückenfläche eine Unmenge langer, spitzer Nägel herausstanden, wartete auf sein Opfer, und weiter hinten standen ein schmaler, langer Tisch mit vielen seltsamen Geräten sowie eine Esse, in der ein Holzkohlenfeuer glühte. Zahra versagten die Beine. Haltsuchend griff sie nach der Wand, doch der Büttel stieß sie weiter. »Ausgeruht wird bei uns nur auf dem Streckbett!«
    Sein Stoß traf Zahra so unerwartet, dass sie hinfiel. Sie spürte ein heftiges Ziehen im Unterleib und stand vorsichtig wieder auf. Die Hand angstvoll auf den Bauch gepresst, ging sie weiter bis zu der Wand hinter dem Streckbett. Obwohl ihr die Knie zitterten, vermied sie es, sich wieder an die Wand zu lehnen, und blickte zu Boden, um den grobschlächtigen Kerl nicht zu weiteren Übergriffen zu provozieren.
    Kurz darauf kam der Folterknecht herein, ein großer, unförmiger Mann, dem ein Ohr und die halbe Nase fehlten, was Zahras Grauen noch verstärkte. Als der Büttel den Raum verlassen hatte, trat er an den Tisch und begann, mit den dort bereitliegenden Folterinstrumenten herumzuhantieren. »Hier, schau mal«, rief er ihr zu, und als sie den Kopf weiter gesenkt hielt: »He, hersehen sollst du!«
    Widerstrebend hob Zahra den Blick und sah, wie er ein Stück Holz in eine der Daumenschrauben klemmte und die durch ein Gewinde verbundenen Backen mit einer Schraube zudrehte. Immer tiefer bohrten sich die Backen in das Holz, bis es unter Ächzen zersprang.
    »Daumen sind weniger widerstandsfähig«, erklärte er ihr grinsend. Während seine Hände noch wählerisch über den anderen Folterwerkzeugen kreisten, kehrte der Büttel mit einer Frau zurück.
    »Die da?«, fragte diese den Büttel. Als er nickte, schickte sie ihn und den Folterknecht mit einem gebellten Befehl aus dem Raum.
    Zahra schätzte sie auf Ende vierzig. Sie trug eine kleine, ehemals wohl wollweiße Haube auf dem Kopf, und auch die Schürze über ihrem Kleid war alles andere als reinlich.
    »Was wollt Ihr von mir?«, fragte Zahra ängstlich. »Ihr dürft mich nicht foltern. Mein Kind – so wartet doch wenigstens, bis ich mein Kind zur Welt gebracht habe!«
    Die Frau verpasste Zahra einen unsanften Stoß. Sie fiel gegen das Streckbett, wobei ihre Hand das eingetrocknete Blut streifte. Angewidert wischte sie diese an ihrem Kleid ab.
    »Hinlegen«, herrschte die Frau sie an. »Und Kleid hoch, damit ich dich untersuchen kann!«
    Mit kalten, grob zupackenden Händen tastete sie Zahras Unterleib ab und rief hernach den Büttel. Augenblicklich kamen er und der Folterknecht wieder zur Tür herein. In ihre lüsternen Blicke schlich sich Enttäuschung. Offensichtlich hatten sie gehofft, dass sich Zahra noch nicht wieder bedeckt hatte. Die Hebamme

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