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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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scheelen Blick auf Gonzalo hob er wieder den Kopf. Als von diesem keine weitere Reaktion kam, als dass er unwillig die Stirn krauste, fuhr Miguel fort. »Was soll ich sagen? Zuerst erschien Zahra sehr verwundert, aber dann … Herrje, Gonzalo, warum hast du mir denn nicht gesagt, dass du deine Ehe ihretwegen annullieren lassen willst?«
    »Hat Zahra das gesagt?«
    »Nicht so, nein, aber im Endeffekt erschien es uns beiden das Nächstliegende zu sein. Und so ist es doch, oder?«
    Gonzalo zögerte, nickte dann aber doch. »Doch wie sollte dies Zahras Verschwinden erklären?«
    »Ich dachte, sie wollte verhindern, dass du ihretwegen deine Laufbahn am Hof gefährdest.« Miguel kratzte sich an der Stirn. »Sozusagen, um dich vor dir selbst zu retten.«
    Gonzalo ging im Raum auf und ab. »Aber in diesem Fall hätte sie Hayat mittlerweile gewiss eine Nachricht zukommen lassen.« Er blieb vor Miguel stehen. »Und da dem nicht so ist, können wir daraus nur schließen …«
    »Dass ihr etwas zugestoßen ist oder aber die ganze Annahme nicht stimmt«, setzte Miguel seinen Satz fort und fügte hinzu: »Ich gehe davon aus, dass Isabel nicht weiß, dass du den Ehedispens Zahras wegen willst.«
    Gonzalo errötete bis über beide Ohren, woraufhin Miguel einen Schwall Luft ausstieß. »Gonzalo, ich bitte dich – du kannst doch nicht so naiv sein, zu glauben, Isabel ließe dich, gerade dich – nein!«
    »Ach, was weißt denn du, wie diese Frau einem zusetzen kann? Zuerst hat sie sich ganz schmeichlerisch gegeben und gefragt, wer denn die Schöne sei, für die ich das auf mich nehmen wolle, und mir angeboten, diese Frau, während ich in Zahara bin, unter ihren Schutz zu stellen.«
    »Unter ihren Schutz? Dass ich nicht lache!« Miguel schüttelte den Kopf. »Und das hast du ihr geglaubt?«
    »Das hättest du auch!«, gab Gonzalo wütend zurück.
    »Aber später hat sie dir doch eindeutig klargemacht, dass sie den Ehedispens nicht unterstützen wird! Hast du noch nicht einmal dann daran gedacht, dass Zahra in Gefahr sein könnte?«
    Gonzalo schlug mit der Faust auf den Tisch. »Aber sie hat mich doch am gleichen Tag nach Zahara geschickt, und da Isabel den Dispens sowieso nicht unterstützen wollte und wusste, dass ich ihn von Zahara aus nicht weiter betreiben konnte, dachte ich, sie ließe das Ganze für den Moment auf sich beruhen. Was hätte ich von Zahara aus auch tun können? An Zahra schreiben und ihr zur Flucht raten? Damit der halbe Hof meinen Brief liest und ich sie noch mehr in Gefahr bringe? Und dann hat Isabel mich eine halbe Ewigkeit in Zahara festgehalten. Herrgott, wie hätte ich ahnen sollen, dass Isabel Zahra verschwinden lassen würde?«
    Miguel hob die Augenbrauen. »Kennst du die Frauen wirklich so schlecht?«
    Den ganzen Abend überlegten Miguel, Gonzalo und Hayat, wo Isabel Zahra hingebracht haben könnte.
    »Isabel ist eine gottesfürchtige Frau. Nie und nimmer hat sie Zahra einfach den Kopf abschlagen lassen«, stieß Gonzalo hervor, und auch Miguel hielt dies für unwahrscheinlich. »Doch es gibt in Córdoba Dutzende von Kerkern, wo Isabel sie hat verschwinden lassen können, möglicherweise hat sie Zahra sogar aus der Stadt schaffen lassen!«
    »Also bleibt uns nur eins«, meinte Hayat schließlich zu Gonzalo. »Ihr müsst der Königin weismachen, dass Euch Zahra nicht mehr wichtig ist, und Euren Ehedispens fallenlassen. Vielleicht lässt sie Zahra dann wieder frei!«
    Gonzalo nickte und versprach, mit Isabel zu reden, sobald sie zurück war.
    »Außerdem werde ich nach Zahra suchen lassen, und wenn ich alle Kerker Kastiliens nach ihr durchkämmen lassen muss. Und ich weiß auch schon, wer die richtigen Kontakte hat, mir dabei zu helfen: mein Bruder Jaime.«

5.
    Granada
    20 . März 1485
    N ein, Vater, wir können nicht hier bleiben!« Ärgerlich schlug Raschid mit der flachen Hand auf Abdarrahmans Schreibtisch. »Boabdil, sein Bruder Yussuf, Aischa und Morayma mussten letzte Nacht mit ihren Getreuen vor Hassan und az-Zagal aus der Stadt fliehen, ihre Soldaten durchkämmen die Stadt nach den Anhängern Boabdils – und diesmal werden ihre Häscher uns nicht ungeschoren davonkommen lassen. Wir spielen mit unser aller Leben, wenn wir nicht weggehen. Jetzt seht den Tatsachen endlich ins Auge!«
    Abdarrahman verließ seinen Schreibtisch und sank auf den Diwan, wo er die Ellbogen auf seine Knie stützte und den Kopf in die Hände sinken ließ. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie müde ich dieses Krieges

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