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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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verwickelt war, es Dyer sein musste. Es war bekannt, dass er einmal etwas mit einer chinesischen Verbrecherbande zu tun gehabt hatte, und alles in allem gesehen fanden wir ihn besonders verdächtig.
    Unser nächster Schritt war der Besuch des Hotels ›Russell Square‹. Wir zeigten dem Portier einen Schnappschuss von Wu Ling und er erkannte ihn sofort. Dann zeigten wir ihm Dyers Foto, doch zu unserer Enttäuschung erklärte der Mann entschieden, dass er nicht der Besucher sei, der an jenem Morgen ins Hotel gekommen war. Mehr aus einer Laune heraus holte ich das Bild von Lester hervor. Zu meinem Erstaunen erkannte der Portier ihn sofort.
    Ja, Sin, versicherte er, ›das ist der Gentleman, der um halb zehn hereinkam und nach Mr Wu Ling fragte. Sie gingen dann zusammen weg.‹
    Die Sache entwickelte sich. Als Nächstes interviewten wir Mr Charles Lester. Er begegnete uns mit großer Offenheit, war über das vorzeitige Ende des Chinesen bestürzt und erklärte, wir könnten in jeder Beziehung über ihn verfügen. Seine Geschichte war folgende: Er hatte mit Wu Ling verabredet ihn um halb elf im Hotel abzuholen. Doch Wu Ling erschien nicht. Stattdessen kam sein Diener und erklärte, sein Herr habe eine dringende Verabredung gehabt und sei ausgegangen. Er erbot sich, den jungen Mann zu ihm zu bringen. Lester war einverstanden, ohne Verdacht zu schöpfen, und der Chinese besorgte ein Taxi. Sie fuhren in Richtung Hafen los. Plötzlich wurde Lester misstrauisch, ließ den Wagen halten und stieg aus, ohne auf die Proteste des Dieners zu hören. Das sei alles, was er sagen könne, versicherte er. Wir bedankten uns und gingen. Bald stellte sich allerdings heraus, dass sein Bericht etwas ungenau war. Als Erstes hatte Wu Ling keinen Diener, weder auf dem Schiff noch im Hotel. Zweitens meldete sich der Taxifahrer, der an jenem Morgen die beiden Männer gefahren hatte. Lester war weit davon entfernt gewesen, auszusteigen. Im Gegenteil – der Chinese und er ließen sich zu einem bestimmten zwielichtigen Ort in Limehouse fahren, im finstersten Chinesenviertel. Das fragliche Haus war mehr oder weniger bekannt als eine besonders schäbige Opiumhöhle. Die beiden Gentlemen waren hineingegangen. Etwa eine Stunde später tauchte der Engländer, den der Taxifahrer nach dem Foto identifiziert hatte, wieder auf, allein. Er sah sehr blass und krank aus und befahl dem Taxifahrer, ihn zur nächsten U-Bahn-Station zu bringen. Es wurden Nachforschungen über Charles Lesters Lebensumstände angestellt und man entdeckte, dass er zwar einen guten Leumund hatte, doch hoch verschuldet war wegen seiner Spielleidenschaft. Natürlich hatten wir Dyer nicht aus den Augen verloren. Es bestand die schwache Möglichkeit, dass er den andern Mann gespielt hatte, doch diese Vermutung stellte sich als völlig grundlos heraus. Sein Alibi für den ganzen fraglichen Tag war hieb- und stichfest. Der Besitzer der Opiumhöhle bestritt selbstverständlich alles mit der sprichwörtlichen orientalischen Gelassenheit. Er habe Wu Ling nie gesehen. Er habe Charles Lester nie gesehen. Es seien keine zwei Gentlemen an jenem Morgen in sein Haus gekommen. Und außerdem irre sich die Polizei gewaltig: Bei ihm werde kein Opium geraucht.
    Seine Aussage, so gut sie vielleicht gemeint war, nützte Charles Lester wenig. Er wurde verhaftet unter dem Verdacht, Wu Ling ermordet zu haben. Seine Wohnung wurde durchsucht, die Minenpapiere fand man nicht. Auch der Besitzer der Opiumhöhle wurde in Untersuchungshaft genommen, doch eine Razzia seines Hauses blieb erfolglos. Der Eifer der Polizei wurde nicht einmal mit einer einzigen Stange Opium belohnt.
    Mein Freund, Mr Pearson, war sehr aufgebracht. Er lief mit langen Schritten in meinem Wohnzimmer hin und her und hielt große Klagereden.
    ›Aber Sie müssen doch irgendwelche Ideen haben, Monsieur Poirot‹, sagte er immer wieder. ›Bestimmt haben Sie irgendwelche Ideen?‹
    ›Natürlich habe ich welche‹, erwiderte ich vorsichtig. ›Das ist ja das Problem – man hat zu viele. Und deshalb gehen sie in die unterschiedlichsten Richtungen.‹
    ›Zum Beispiel?‹, fragte er.
    ›Zum Beispiel – der Taxifahrer. Wir haben nur sein Wort, dass er die beiden Männer zu jenem Haus brachte. Das ist schon mal eine Idee. Dann weiter – war es tatsächlich jenes Haus? Angenommen, sie stiegen dort aus, betraten es durch den Vordereingang, verließen es durch einen andern und gingen ganz woanders hin?‹
    Mr Pearson war verblüfft. ›Und Sie

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