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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sitzen nur da und überlegen!‹, rief er. ›Können wir denn nichts tun?‹
    Er hatte ein sehr ungeduldiges Temperament, mon ami, verstehen Sie?
    ›Monsieur‹, sagte ich würdevoll, ›Hercule Poirot läuft nicht die übel riechenden Straßen von Limehouse rauf und runter wie ein kleiner Hund ohne Stammbaum. Beruhigen Sie sich. Meine Leute arbeiten an dem Fall.‹
    Am nächsten Tag hatte ich Neuigkeiten für ihn. Die beiden Männer hatten das Haus tatsächlich wieder verlassen. Ihr wahres Ziel war ein kleines Restaurant an der Themse gewesen. Sie wurden beobachtet, wie sie hineingingen. Lester kam allein wieder heraus.
    Und dann hatte dieser Mr Pearson einen höchst unvernünftigen Einfall! Stellen Sie sich mal vor, Hastings, er wollte persönlich zu diesem Restaurant gehen und Nachforschungen anstellen. Ich versuchte, ihn davon abzubringen, ich flehte ihn an, doch er wollte nicht hören. Er redete davon, sich zu verkleiden – er schlug sogar vor, dass ich – mir fehlen beinahe die Worte –, dass ich mir meinen Schnurrbart abnehmen sollte. Ja, rien que ça! Ich machte ihm klar, wie lächerlich und verrückt das alles sei. Man zerstöre auch nicht mutwillig etwas Schönes! Außerdem – konnte nicht auch ein belgischer Gentleman mit einem Schnurrbart einmal etwas erleben und eine Pfeife Opium rauchen wollen, genauso wie jemand ohne Schnurrbart? Eh bien, in diesem Punkt gab er nach, doch er beharrte dickköpfig auf seinem Projekt. Am Abend kam er wieder – mon Dieu, was für eine Erscheinung! Er trug eine Matrosenjacke, sein Kinn war dreckig und unrasiert. Und sein Schal roch, dass es eine Beleidigung für die Nase war. Doch stellen Sie sich vor, es machte ihm ungeheuren Spaß. Wirklich, die Engländer sind verrückte Leute. Auch in meinem Aussehen veränderte er ein paar Dinge. Ich ließ es zu. Kann man sich mit einem Verrückten streiten? Dann zogen wir los – schließlich konnte ich ihn nicht allein lassen, ein Kind, das sich verkleidet hatte und ein bisschen Theater spielen wollte.«
    »Natürlich, das war unmöglich«, warf ich ein.
    »Also weiter. Wir fuhren hin. Mr Pearson sprach ein höchst seltsames Englisch. Er tat, als sei er ein Matrose, und verwendete einen Haufen Ausdrücke, die ich kaum begriff. Wir standen in einem niedrigen, kleinen Raum mit vielen Chinesen. Und was für komisches Zeug wir aßen! Ah, Dieu, mon estomac!« Poirot klopfte sich zärtlich auf den entsprechenden Teil seiner Anatomie, ehe er weitersprach. »Dann tauchte der Besitzer auf, ein Chinese mit einem Gesicht, das ein einziges böses Lächeln war. ›Sie sind die Gentlemen, denen das Essen hier nicht gefällt‹, sagte er. ›Wollen Sie lieber eine Pfeife rauchen?‹ Mr Pearson trat mir unter dem Tisch sehr gekonnt gegen das Schienbein – er hatte nämlich auch noch Seemannsstiefel an – und sagte: ›Ich hätte nichts dagegen, John. Bring uns hin.‹
    Der Chinese lächelte und führte uns durch eine Tür und dann in einen Keller und durch eine Falltür, dann ein paar Stufen hinunter und wieder hinauf, und schließlich in einen Raum voller Sofas und weicher Kissen. Dann brachte man uns Opiumpfeifen und präparierte Opiumkügelchen, und wir taten, als rauchten wir und würden einschlafen und herrliche Träume träumen. Aber als wir allein waren, rief mich Mr Pearson leise, und wir schlichen uns hinaus. Wir kamen in ein anderes Zimmer, wo andere Leute schliefen, und so weiter, bis wir zwei Männerstimmen hörten. Wir versteckten uns hinter einem Vorhang und lauschten. Sie unterhielten sich über Wu Ling.
    ›Wo sind die Dokumente?‹, fragte der eine.
    ›Mr Lester hat sie‹, antwortete der andere, es war der Besitzer. ›Er sagt, er hat sie an einen sicheren Ort gebracht – wo die Polizei nicht sucht.‹
    ›Aber man hat ihn eingesperrt‹, sagte der erste.
    ›Er kommt wieder frei. Die Polizei ist nicht sicher, ob er es war.‹
    Sie unterhielten sich noch eine Weile darüber, dann hatten wir den Eindruck, die beiden Männer würden auf unseren Vorhang zukommen, und wir liefen in unser Zimmer zurück.
    ›Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden‹, sagte Mr Pearson, nachdem ein paar Minuten verstrichen waren.
    ›Dieser Ort ist höchst ungesund.‹
    ›Ganz meiner Meinung, Monsieur‹, stimmte ich zu. ›Wir haben lange genug Komödie gespielt.‹
    Es gelang uns zu verschwinden, nachdem wir ganz schön für unser Pfeifchen bezahlt hatten. Als wir erst einmal Limehouse hinter uns gelassen hatten, atmete Pearson

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