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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Mehr; und sobald ich es gefunden habe – wenn das überhaupt je geschieht –, darfst Du Dir meiner Nachricht gewiss sein.
    Etwas anderes habe ich bereits gefunden; oder richtiger g esagt, unser gemeinsamer Bekannter ist fündig geworden. Du erinnerst Dich bestimmt an den 'Brausekopf', wie Du ihn zu nennen beliebtest: Simón Bolívar. (Hier rufen die Leute ihn El Libertador, den Befreier; denn er hat die Spanier im zweiten Anrennen nun endgültig aus Venezuela vertrieben und rüstet sich schon zu neuen Stürmen.) Simón ist überzeugt, dass er, als er im Exil auf Haiti und anderen westindischen Inseln weilte, zumindest eine erste Spur von den Inseln der Sechsten Sonne aufgenommen hat. In seinem jüngsten Brief zitiert er den Admiral seiner Flotte, Pedro Luis Brion, der aus Curaçao stammt. Der Seebär behauptet, dass etliche seiner indianischen Kanoniere zum Volk der Kabkin gehören, genauso wie sein Adjutant, Leutnant Manolo. Soviel steht jetzt schon fest: Die Inseln Aurora sind keine Phantasiegespinste Deines Melchior Federmanns: Es gibt sie. Aber wo? Wenn ich erst einmal jenen Leutnant Manolo gesprochen habe, werde ich Dir hoffentlich Genaueres mitteilen können.
    Meine eigene Situation ist weniger erfreulich. Die angebotene Stelle als Botanik-Professor an der Universität hier ist zwar recht interessant (meine Frau ist immer noch euphorisch, dass mich nun alle Welt Pr ofessor nennen darf/muss, Professor Aimé, wie albern), aber leider so schlecht bezahlt, dass ich ständig gezwungen bin, nach anderen Pfründen Ausschau zu halten, um wenigstens Hunger und Durst zu stillen. So schmiede ich bereits wieder neue Reisepläne – die Fluten des Paraná, wo mögen sie wohl entspringen? –, und hoffe, dass ich bei meiner Suche nach den Ursprüngen der Quelle Schritt um Schritt näher komme. (Sei so gut, die Nachricht über die Existenz Auroras an die Gebrüder Grimm weiterzugeben. Was immer diese knöchernen Büchergelehrten mit ihrem Wissen auch anfangen mögen!?) Gott behüte Dich und verzeihe mir meine quälende Neugier.
    Es grüßt Dich Dein treuer Freund
    Bonpland – excusé: "Le Professeur Aimé!"
     
    .............................................................
     
    PERU, LIMA, 1. Juni 1827
     
    Mein lieber hochverehrter Alexander von Humboldt,
    ich danke Ihnen für Ihren wohlmeinenden und in der Wirkung s egensreichen Brief vom Januar 1826. Wie Sie, da Sie mich kennen, sicher wissen, bin ich stets ein Freund der Menschen und ihrer Freiheit gewesen. Ich bin wie Sie gegen die Knechtschaft und Tyrannei zu Felde gezogen. Wie Sie diene ich dem Fortschritt der menschlichen Vernunft und einer besonnenen Freiheit. Lediglich in der Wahl meiner Mittel musste und muss ich andere Entscheidungen als Sie, verehrter Herr von Humboldt, treffen. Sie wissen auch, dass ich nicht erst seit heute der Überzeugung bin, dass Ihr Einsatz, Ihr Werk, Ihre Persönlichkeit, ja Ihre Person tiefen Einfluss auf die Geschicke der südamerikanischen Länder genommen haben. Alexander von Humboldt ist der wahre Entdecker Südamerikas. Ihm hat die Neue Welt mehr zu verdanken, als allen Konquistadoren zusammen. So habe ich auch in Ihrem Namen für ein freies Südamerika, für ein friedliches Zusammenleben freier Völker und für den Sieg selbstbestimmter Vernunft gekämpft. Und werde es trotz aller und noch so herber Rückschläge weiterhin tun.
    Der letztjährige Kongress zu Panama stand leider unter keinem gün stigen Stern: eine bedeutende Schlacht ist verloren, aber das Ringen um Gerechtigkeit ist nicht zuende, geht niemals zuende. Auch wenn mein Mut sinkt, so vertraue ich doch weiterhin auf Ihre Unterstützung.
    Leider muss ich Sie mit einer weiteren traurigen Nachricht bekü mmern. Wie ich soeben aus zuverlässigen Quellen erfuhr, hat sich Diktator José Gaspar da Francia von Paraguay trotz Ihrer und meiner langjährigen und vereinten Appelle und Schreiben immer noch nicht entschließen können, unseren gemeinsamen Freund Aimé Bonpland auf freien Fuß zu setzen. Selbst Bemühungen der französischen, englischen und nordamerikanischen Gesandten in Asunción blieben ergebnislos. Mehr als den öffentlichen Druck der Gerechten scheint der Diktator zu fürchten, dass die selbstverwalteten Indianersiedlungen, die Bonpland an den Ufern des Paranás gegründet hatte, erfolgreicher im Anbau und der Vermarktung des Matés sein könnten, als seine eigenen mit hohem Blutzoll betriebenen Plantagen, und darüber hinaus den Keim der Freiheit in sein

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