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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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nichts anhaben!", rief Yaphet Kialu. "Wir können auf den Cornuc flüchten. Der ist über 2000 m hoch."
    " Erst auf einen Zweitausender kraxeln, um dann von glühenden Lavabrocken erschlagen zu werden. Tolle Aussicht!", entgegnete Raboux ungerührt. "Und wer garantiert uns, dass wir nicht doch auf einer verdammten Zeitbombe hocken. Bloß weil das Gestein der Tropfsteinhöhle nicht vulkanisch sein soll... Wenn die Scheiße explodiert, kommt die Kacke rausmarschiert? Und dann sind wir am Arsch. Ich sag nur, wie's immer schon war. Also, wer macht mit?"
    Daria blickte zu Dom und Wolf Martens. Sie wusste, dass die meisten Menschen lieber festen Boden unter den Füßen spürten und mit ihr auf Aurora ausharren würden, was auch geschähe. Sie überlegte, ob sie das Recht hatte, die anderen zum Ble iben zu bewegen. Aber schließlich konnte sie ihren Mund nicht halten. "Wir alle sind in der gleichen Lage. Wir alle haben etwas zurückgelassen: unsere Lieben oder unsere Güter, unser vertrautes Leben, unsere Kollegen, unsere Aufgaben, unsere bekannte Welt. Vielleicht ist sie gestorben. Auf alle Fälle aber ist sie unerreichbar für uns. Die Cuttlefish hat weder Wasser unter dem Kiel, noch genug Diesel im Tank, um das nächstgelegene Festland zu erreichen. Wenn der Hurrikan nicht der Weltuntergang war, vor dem wir uns doch alle so fürchten, dann werden unsere Angehörigen schon Hilfe bringen, sobald es ihnen möglich ist. Bis unsere Rettung naht haben wir eine gute Chance auszuharren, zu überleben. Wenn wir alle zusammen anpacken können wir dieses Überleben sogar halbwegs komfortabel gestalten. Aber versteht ihr nicht, was das bedeutet? Begreift ihr, welche riesige Chance der vermeintliche Weltuntergang uns bietet? Wir sind nicht gestorben; wir wurden neu geboren. Wir können hier etwas aufbauen, etwas von Dauer und von Wert. Ich finde, diese Katastrophe birgt eine grandiose Gelegenheit." Daria atmete schneller. Sie merkte, dass ihre offenen Worte die Aufmerksamkeit der Aureolen geweckt hatte.
    " Was für ein hochgestochener Schwachsinn", polterte Raboux. "Weltuntergang, neues Leben, neue Gesellschaft, Riesenchance! Bockmist! Ein Feldversuch für eine Pseudowissenschaftlerin. Die Welt ist nicht versunken. Wir sind hier. Und ich hab keinen Bock, Versuchskaninchen für Weltverbesserer und andere Spinner zu spielen. In ein paar Tagen sitze ich im Flieger nach Hause. Der internationale Flughafen von Barbados ist keine 100 Kilometer entfernt. Und wenn ich den Kutter rudern muss... Ach, verreckt doch auf Aurora, wenn ihr unbedingt Robinson scheiß Crusoe spielen wollt."  
    " Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!", zitierte Daria und schnitt eine Grimasse. Ihre kupferblonde Mähne leuchtete in der Abendsonne wie flüssiges Gold. Das Bernstein im Meergrün ihrer Augen schimmerte im versiegenden Licht honiggelb, aber ihre angespannten Gesichtsmuskeln verliehen ihrem atemberaubenden Aussehen nichts Süßes, nichts Melancholisches. Keine Spur von Sentiment. Der lockende Schmelz ihrer Worte spiegelte sich nicht in ihrer Mimik wieder. "Du kannst dich hier auskotzen, so viel du willst, Franzose", sagte Caldera. "Aber du kommst hier erst wieder weg, wenn Mütterchen Erde es dir erlaubt. Solange hat unsere geschätzte Frau Doktor Recht. Basta! Und jetzt lasst uns von hier verschwinden, sonst dauert es nicht lange, und wir haben alle Kialus Lockenkopf..."
    Yaphet Kialu rieb sich grinsend seinen blanken Schädel. "Der Feuerregen kommt immer näher. Ich finde, wir schlafen diese Nacht in der Höhle."
    Pater O 'Dom nahm Darias Hand, zog sie an sich und flüsterte ihr ins Ohr. "Wir machen ein Paradies aus unserer Rettungsinsel. Nur schade, dass wir keinen Schlafsack haben."
    "Schämst du dich gar nicht, du frivoler Kerl?", flüsterte Daria zurück und nahm seine Hand.
    "Für Scham ist das Leben zu kurz", antwortete Domnall O'Domhnaill. "Ein Priester war ich im vorherigen Leben. Am 21.12.2012 wurde ich wiedergeboren, und ich weiß noch nicht, was ich bin oder werden will. Aber ich weiß, was ich fühle." Mit diesen Worten legte der Hüne einen Arm um Daria Delfontes Schultern und zog sie sanft aber bestimmt an sich.
     
     
    ***

36 DIE LIBERATOR
    KARIBISCHE SEE, 13°4 'N, 53°47'W, 23. August 1942
     
    Die Stimme von Oberstleutnant Helmut von Spieken überschlug sich beinahe. Das bislang eher arrogante Genäsel des OKW-Gesandten war einem Keifen gewichen, das für die U-Bootmänner von U 46 die Grenze zur Hysterie bereits überschritten

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