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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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schaffen, sich die Kräfte der Sonne Untertan zu machen. Und nur dank ihm, einem herausragenden Mitglied besagter Rasse, würde der Ruhm der Arier das Himmelsgestirn überstrahlen. Von Spieken war äußerst stolz auf seine Taten. Er handelte für ein höheres Ziel. Wenn Kampendonk-May Recht gehabt hatte, dann war der einzig angemessene Ort für diese Bücher der Reichstag zu Berlin, oder zumindest ein Panzerschrank im Führerhauptquartier. Von Spieken hatte sein Ziel fast erreicht. 'Die Bücher der Sechsten Sonne gehören in die Hände einer geistig und seelisch reinen Gemeinschaft', so hatte May sich ausgedrückt. 'Gereifte Menschheit' war die Floskel des loyalitätsvergessenen Trottels gewesen. Von Spieken konnte ihm da nur beipflichten. Mit dem Unterschied, dass er genau wusste, wo diese überlegene Volksgemeinschaft zu Hause war. Führer und Vaterland würden stolz auf ihn sein. Sein Name würde in einer Reihe mit den Großen des Reiches genannt werden: Hitler, Rommel, Guderian, Keitel, von Spieken...
    Die schweren Dieselmotoren von U 46 verstummten mit einem let zten Blubbern.
    Aber zuerst musste dieser sture U-Bootmann ja unbedingt seine B efehle missachten und die feindliche Meute auf sich aufmerksam machen. Wenn das nur gut ginge.
    Oberleutnant Bajohr, der erste Wachoffizier und zuständig für das Torpedoschießen, stand über das Zielgerät gebeugt und berechnete die Schusswerte. Er wollte einen Doppelschlag mit zwei Torpedos ausfü hren, einen Schuss auf den Bug und einen auf das Heck des feindlichen Schiffes – offenbar ein 7200-Tonnen-Liberty-Frachter –, das in knapp zwei Seemeilen Entfernung nur schemenhaft zu erkennen war. "Rohre für Überwasserschuss fluten!", befahl er.
    " Rohre sind geflutet", kam die Rückmeldung aus dem vorderen Torpedoraum.
    Jetzt waren die Torpedos so weit bereit, dass die Außenklappen g eöffnet und die Torpedos mit einem Pressluftstoß abgefeuert werden konnten. Dann würden sie selbständig durch das Wasser gleiten, von ihrem eigenen Elektromotor angetrieben.
    Bajohr richtete die Fadenkreuze des Zielgeräts auf das feindliche L iberty-Schiff. "Außenklappen öffnen!", befahl er und drückte auf den Abfeuerhebel. Der erste anderthalb Tonnen schwere Torpedo mit einem 360 Kilogramm TNT tragenden Gefechtskopf schoss aus dem Rohr. Ein Zittern lief durch den Rumpf von U 46. Zwei Sekunden später folgte der zweite Torpedo und ein erneutes Aufbäumen des U-Boots.
    " Torpedos laufen!", meldete der Unterwasserhorchfunker, der das Schraubengeräusch der todbringenden Lenkwaffen verfolgte.
    Oberleutnant Bajohr verließ seinen Posten im Kommandoturm und kletterte durch ein Luk zum Brückendeck, um sich den Schaden anz usehen, den seine Schüsse anrichten würden. Der Kaleun und von Spieken hatten sich mit Ferngläsern bewaffnet auf den Brückenruderstand begeben.
    Obersteuermann Gross blickte auf seine Stoppuhr und zählte die S ekunden bis zum Aufschlag. In der Zentrale herrschte gespanntes Schweigen. Stumm warteten 41 Deutsche an Bord von U 46 auf die erste Explosion. Als sie unüberhörbar erfolgte, erklang verhaltenes Beifallsgemurmel auf dem ganzen Boot, begleitet von einem weiteren Explosionsgeräusch.
    " Treffer, Kaleun!", meldete der Erste Wachoffizier vom Brückendeck und freute sich über seine gute Arbeit. Zwei Feuerherde erleuchteten den todgeweihten Liberty-Frachter und warfen ein gespenstisch orangefarbenes Licht auf die dunkle See. "Um 0327 Feindschiff mittschiffs von zwei Torpedos getroffen. Die..." Bajohr kniff die Augen zusammen, um mehr durch sein Zeiss Okular zu erkennen. "Die George F. Custer hat schon leichte Schlagseite. Heftige Rauchentwicklung an Steuerbord. Rettungsboote werden zu Wasser gelassen..." Dann sah er die ersten brennenden Leiber wie winzige Fackeln in den nacht-schwarzen Atlantik stürzen und verlöschen. Wie nach jedem Einsatz vermischte sich die Zufriedenheit über seine zielgenaue Trefferquote mit Trauer, Angst und Mitleid, erhielt der Geschmack des Adrenalins auf seinen Lippen eine bittere Beimischung. Er war Soldat. Er handelte pflichtbewusst. Aber er war auch Mensch: Ein Mensch im Krieg.
    " Ich hoffe, nun sind Sie zufrieden, Kapitänleutnant Steinhardt", sagte von Spieken. "Nichts wie weg von hier, bevor feindliche Aufklärer oder Begleitschiffe uns sichten."
    " Ziemlich ungewöhnlich, das, Kaleun", sagte Oberleutnant Bajohr. "Ein Liberty-Schiff so weit ab von allen Hauptschifffahrtsrouten ohne Begleitschutz. Nichtmal eine einzige

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