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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Liberator warf ihre Bomben mit tödlicher Ungena uigkeit ab. Der erste Treffer sprengte das letzte Rettungsboot aus der Siebenerkette. Menschen und Holz wurden zerfetzt. Splitter und Gliedmaßen spritzten fächerförmig vom Zentrum der Explosion ausgehend und töteten weitere Menschen. Blut und Schweiß und Tränen vermischten sich mit dem Meerwasser und dem Öl geborstener Maschinen zu einem dickflüssigen Todesbrei. Die Schmerzenslaute der Verstümmelten und Sterbenden übertönten selbst die Explosion der Fliegerbombe. Das Wasser übertrug alle Geräusche und durch den Rumpf von U 46  gellten die Todesschreie in grausamer Kakophonie. Der Krieg streckte wieder seine Klauen aus.
    " Die Bücher, die Bücher, die wollen die Bücher vernichten", jammerte Oberstleutnant Helmut von Spieken. "Alarmtauchen, Alarmtauchen, Alarm, Alarm, die Sechste Sonne", geiferte er. "Canaris wird Sie häuten und Keitel wird Sie vierteilen, Sie Bastard, Sie elender Schweinehund. Bajohr, Sie übernehmen das Kommando! Steinhardt, Sie sind suspen..."
    " Maul halten!", brüllte der Kaleun. "Captain Somers, morsen Sie ein letztes Mal. Dann muss ich mich und meine Männer in Sicherheit bringen. Um Gottes Willen, morsen Sie, Mann. In den Booten und auf meinem Deck ertrinken gleich Hunderte. Der kann die doch nicht einfach abknallen..."
    Captain William D. Somers betätigte verzweifelt die Lichtsi gnale. Die Schreie der Sterbenden klangen in seinem Ohr. Aber die Liberator flog unerbittlich eine Kehre und setzte erneut zum Angriff an.
    " Alle Mann unter Deck!", brüllte Oberleutnant Bajohr. "Kaleun, wir müssen die Leinen kappen. Kaleun?"
    Harro Steinhardt mochte der Höllenhund genannt werden. Und b esonders zu Kriegszeiten empfand er diesen Spitznamen als eine Art Ehrentitel. Dennoch konnte er seine Wut über diesen unmenschlichen Luftangriff des US-Fliegers nicht verhehlen. Er wusste, dass der Pilot nur auf Befehl handelte. Und er ahnte, dass der Feind die zukünftige Gefahr, die seinen Schiffen von U 46 drohte, höher bewertete, als den Verlust an Menschenleben – auch in den eigenen Reihen –, den die Versenkung dieses U-Boots kosten würde. Aber solche Menschenverachtung hätte er nicht erwartet. Vielleicht, weil er sie selbst nie praktiziert hatte. Ob er die Bedeutung dieser verdammten Bücher unterschätzt hatte? Er war sich bewusst, durch die Erfüllung seiner Pflicht, viele hundert Menschen getötet zu haben. Zu Recht oder zu Unrecht? Was solls, er war U-Bootkommandant, kein Philosoph. Es herrschte Krieg. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – maß er seine Erfolge an technischen, taktischen und seemännischen Leistungen und bevorzugte es, sich nur von solchen Motiven leiten zu lassen und jedes versenkte Feindschiff nur unter solchen Gesichtspunkten zu betrachten. Dann ließ sich auch die eigene Verwundbarkeit leichter verwinden, obwohl er wie niemand sonst an Bord genau wusste, dass sein Lohn sicherer als alle Orden und Meriten doch nur der Tod sein würde. Ein Höllenhund als Samariter, war der zum Scheitern verurteilt? Seine Rettungsaktion war menschlich, aber vielleicht war sie auch ein zu gewagtes Zugeständnis an sein Gewissen. Auf jeden Fall schien sie sich zu einer fatalen Fehleinschätzung zu entwickeln. Hoffentlich nicht zu einer Katastrophe.
    " Leinen kappen!", brüllte Kapitänleutnant Harro Steinhardt. "Alarmtauchen und dann volle Kraft zurück!" Er hoffte, dass er unter den übriggebliebenen sechs Rettungsbooten und den dahintreibenden Menschen ein wenig sicherer vor den Bomben der Liberator sein würde.
    " Alle Tauchtanks geflutet, Kaleun", kam eine gestaltlose Stimme aus dem Bauch des Bootes.  Und im gleichen Augenblick entlud sich die Hölle auf das Haupt des Höllenhundes und seiner Männer.
    U 46 stieß über den Bug in die Tiefe und für eine Sekunde durchbrach das Heck wie die Schwanzflosse eines Seeungeheuers die Wasserobe rfläche. In diesem Moment größter Verwundbarkeit wurde es von einer 150-Kilo-Bombe getroffen. Die Hecktorpedorohre, das Ruder und die Schrauben wurden unter der Wucht der Detonation zerschmettert. Wie eine Sardinenbüchse wurde das gesamte Heck der U 46 bis hin zu den seitlichen Tiefenruderflossen aufgerissen. Ein gewaltiger Ruck erschütterte das todgeweihte Boot und riss alle Männer von den Beinen. Wie ein waidwundes Tier wollte U 46 sich aufbäumen. Aber die vollen Tauchtanks ließen das nicht zu. Und so stampfte die Druckwelle durch den ganzen Rumpf, ließ Trommelfelle

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