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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Zum Spielen vergegenwärtigte sie sich nur seiner Sequenzen und setzte sie in ihre Bewegungen, Gestik und Mimik um. Doch im Gegensatz zu ihr spielte der Weise nicht die Rolle, die ein anderer ihm zugedacht hatte, blieb nicht ein Bruchstück des Ganzen, sondern war der Herr des gesamten Konzepts. Nur deshalb konnte er die Teile zusammensetzen, bevor er den fertigen Entwurf kannte; nur deshalb verstand er ihre Summe. Sie war die Schauspielerin, aber er war Regisseur und Cutter und Drehbuchautor in einem. Sie war stolz auf ihr Verstehen und hörte seine melodische Stimme sagen: "...sind die Bücher der Sechsten Sonne, die Bibel der Maya. Ich denke, dass diese verschollenen Bücher die Bücher der Bücher sind. Ja, ich bin überzeugt, dass diese Bücher über meine Synthese hinausgehen und uns den letzten Schritt zeigen: Wie können alle dauerhaft bewahren, was so wenige nur mühsam sich errungen haben? Und wie können wir es schaffen, weiter an diesem allumfassenden Netzwerk zu stricken, dessen Struktur wir nicht verstehen, obwohl wir es unser Leben nennen?"
    " Und diese Bücher sind real?", fragte Marilyn Monroe.
    " Die Bücher wie die Inseln", sagte Huxley. "Ich habe die Auroren besucht. Sie sind ein wahres Paradies. Und ich bin überzeugt, dass sie uns die letzte Antwort geben, wenn wir reif genug sind, sie zu verstehen." Nach einer Pause fügte er heftig hinzu: "Und falls wir bis dahin nicht in unserem Wahn, die Natur bezwingen zu wollen, diese vernichtet haben. Bezwinger der Natur, dass ich nicht lache! In Wirklichkeit haben wir doch nur ihr Gleichgewicht erschüttert und sind bereits im Begriff, die Folgen zu spüren. Denken Sie nur daran, was wir in den letzten anderthalb Jahrhunderten angerichtet haben! Die Flüsse verschmutzt, die wildlebenden Tiere ausgerottet, die Wälder vernichtet, die Ackerkrume ins Meer gespült, ein Ozean von Petroleum verbrannt und die Mineralien vergeudet, die sich im Laufe der ganzen Erdgeschichte abgelagert hatten. Eine Orgie krimineller Dummheit. Aber die Menschen nennen es Fortschritt. F o r t s c h r i t t! Doch zum Glück kann man nicht vernichten, was Illusion ist. Ein Paradoxon, ich weiß…"
    Ohne auf den leidenschaftlichen Monolog des Schriftstellers einzug ehen, bat Marilyn mit mildem Ton aber lauter als zuvor: "Bitte, bitte beschreiben sie mir die Auroren."
    Huxley lachte leise. "Sie geben nicht auf, was? Sie lassen sich auch von der Bitterkeit eines alten Mannes nicht abschrecken. Gut so, Mrs. Miller. Weiter so! Nein, ich bin gar nicht bitter, ich verstehe die Menschen, ich weiß, warum sie tun, was sie tun und glauben, nicht anders zu können, weshalb ihre Angst, über sich selbst hinauszugelangen, größer ist als ihre Neugier, wieso ihre Bequemlichkeit ihnen den Blick hinter die Kulissen verbaut. Ich weiß es und sage es ihnen, in der Hoffnung, ihre Neugier irgendwann doch zu kitzeln. Habe ich Sie genug gekitzelt, Mrs. Miller?"
    " Ich bin gar nicht kitzelig, Mr. Huxley", kicherte Marilyn Monroe mit ihrer unnachahmlichen Mischung aus Naivität und Frivolität. "Aber ich habe Sie schon verstanden. Wissen Sie, ich liebe Gedichte, und ich würde auch Bücher lesen, nicht nur Drehbücher, wenn ich nur wüsste, welche. Die meisten sind so... so langweilig. Meist hat man schon nach drei Seiten  das Wesentliche erfasst und die Geschichten sind sowieso nie wahr. Ich will aber die Wahrheit. Doch wie kann ich sie finden? In was für Büchern? Bitte, wie?"
    " Welches ist das Element, in dem ihre Seele lebt? Die Erde, das Wasser, die Luft? Nein, ich glaube, Sie sind ein Wesen des Lichts. Im Licht ist Ihre Seele zu Hause. Und deshalb werde ich Ihnen vom Licht erzählen. Ich meine nicht das Scheinwerferlicht. Ich spreche vom Licht der Auroren, vom Licht der Sechsten Sonne. Aurora heißt Morgenrot. Und im Morgenrot müssen Sie mit Ihrer Suche beginnen. Schauen Sie in den Himmel, der sich über Ihnen wölbt, lauschen Sie seinem unermesslichen, kristallenen Schweigen, sehen Sie das blaue Licht des Friedens, stellen Sie es sich vor! Mild und doch stark, sanft und dennoch unwiderstehlich in seiner begütigenden Kraft. Begleiten Sie den Tag in den Abend hinein. Der Himmel ist von tieferem Blau als zu jeder anderen Stunde. Aber im Osten nach Westen hin ist ein großer goldener, sich rötlich färbender Schein: das goldene Licht der Freude, das rosige Licht der Liebe. Und im Süden sehen Sie eine kleine Insel, winzig, ein Eiland nur und doch groß und gewaltig wie unsere Erde, eine Insel,

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