Die Maya Priesterin
wieder .
Mußt e e s wir k lic h sein , da ß e r Cristóba l i n di e Wildnis schickte ? Jagt e e r ih n nich t doc h nu r au s eigensüchtigen Gründe n for t - wei l de r klein e Frate r ih n a n sein e eigen e Schuld erinnerte ? Un d wei l e r verhinder n wollte , da ß Cristóba l von seine m Sündenfal l mi t Siyi l er f uhr? Nein, dachte Diego, so einfac h wa r e s nich t . Gewiß , de r Anblic k de s kleine n Priesters wurd e ih m widrige r mi t jede m neue n Ta g . Seine Armesündermiene, das zerknirschte Büßertum, zu dem seine Frömmigkei t sic h verdüster t hatte . Und ebenso gewiß war es besser , wen n Cristóba l niemal s erfuhr , wa s zwische n dem verehrte n Pate r un d de m Heidenmädche n vorgefalle n war . Aber allei n au s solche n kleinliche n Motiven , sagt e sic h Diego , würde er Fray Cristo niemals zurück in die Wildnis schicke n . Mutterseelenallei n . Au f ein e Reise , zwöl f Tagesmär s ch e durch di e grün e Hölle , di e Cristóba l Lei b un d Lebe n koste n konnte . Un d dennoch , e s mußt e sein .
De r Pate r räuspert e sic h . »Sie h mic h an , Frater . Hier ist der Brief , vo n de m ic h sprac h .« Cristóba l wandt e ih m seine n Kopf zu , s o langsam , al s könn e e r sic h nu r mi t Müh e bewege n . Diego schwenkte den Brie f . »Morge n i n alle r Früh e brichs t d u auf . Ich sorg e dafür , da ß d u ungesehe n au s de r Stad t kommst . De n Brief bringst du zu Abt Pedro, auf dem schnellsten We g .« Cristóbal nickte . E r öff net e de n Mund , doc h Dieg o beeilt e sich weiterzuspreche n . »De r Ab t wir d höchs t erstaun t sein , nac h so lange r Zei t vo n un s z u höre n . Und wie beglückt erst, dich leibhafti g wiederzusehe n .« Diesmal gelang es ihm sogar, Cristóba l anzulächel n .
Doch die Miene des Taufpriesters blieb angstvoll und angespann t . »De r ehrwürdig e Abt .« Sein e Stimm e klang brüchig , »Wi e rech t Ih r habt , verehrte r Pate r . Seine Freude wird gro ß sei n .« Fray Cristos Lippen zitterte n . Sein e Auge n begannen zu glitzer n . »Und es gibt wirklich kei n e ander e Möglichkeit? Daß ich doch noch bei Euch bleiben darf? Oder daß zumindest jeman d mi t mi r geht ? Yaxtu n ode r selbs t Hernán? O Gott ! Bitte, verzeih t mir! « E r schlu g di e Händ e vor s Gesicht .
»Na , na , beruhig e dich« , brummt e de r Pate r . »So schlimm wir d e s nich t werde n . Immerhin kennst du nun den We g . Und bis t mi t de m Urwal d vertraut .«
E r hiel t inne . Cristóba l lie ß di e Händ e wiede r sinke n . Doch sein e Auge n wiche n de m Blic k de s Pater s au s .
»Ge h au f gerade m We g nac h Ixchel« , wie s ih n Dieg o a n .
»Frag e dor t n a ch der Heilerin Ixtz'ak. Erhol e dic h ei n wenig unte r ihre r Obhut , fall s e s no t tu t . Vielleich t findes t d u i n Ixchel auc h eine n kundige n Begleite r fü r de n weitere n We g . Aber vergeud e kein e Zeit . Reis e s o rasc h wi e möglic h weiter . Mache eine n Boge n u m Mujan e k s Dor f . Un d denk e imme r daran, Frater: Schon in San Pedro beginnt die christliche Welt.« Er seufzte . »Für dich, du Glücklicher. Währen d ic h i n dieser Heidenstad t ausharre n muß . Au f unbestimmt e Frist . Un d unter äußerste n Gefahre n fü r Seel e un d Leib .«
Fra y Cristo s Blic k haftet e a n de m Brie f i n Diego s Han d .
»Ehrwürdiger Vater?«
»Wa s has t d u noc h au f de m Herzen ? Sprich , Cristóba l .« Er bemüht e sic h u m eine n leichte n To n . Es gelang besser als erwartet . Das lichte Panorama, das er soeben entworfen hatte, tat sei n e Wirkung , zumindes t au f ih n selbst . Ein e Wanderun g von einige n Tagen , dacht e er . Mühsam, doch durch vertrautes Gelände . Mit behaglicher Rast bei alten Bekannte n . Ixtz'a k in der Siedlung am Wasserfall. De m Kazike n i n Sa n Pedro . Eine Reise , di e alle s i n all e m nu r gering e Gefahre n bar g . Währen d er selbs t mi t jede m Ta g ärge r u m sei n Lebe n bange n mußte .
»Al s Ih r mi r di e Beicht e abnahmt .« Cristóba l sprac h leise , fast flüstern d . »D a verhieße t Ih r mir , da ß ic h mic h vo n meine r Sünde reinwaschen könnte. Wen n ic h Eu r en Auftrag ausführe, wie Ihr e s vo n mi r verlang t .« E r schluckte . »Ich habe viel darüber nachgedach t . Be i Ta g un d be i Nacht , ehrwürdige r Vater . Argwöhn t nicht , da ß ic h a n Eure n Worte n zweifelt e . Nicht s trifft wenige r z u . Aber bitte sagt mir, Pate r . Wen n e s sich so verhält, wi e Ih r e s mi
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