Die Maya Priesterin
dem Messer. I n Gedanke n sprac h e r au f si e ein . Unablässig. Bes c hwören d . Du mußt mir glauben. Bitt e . U m unse r beider willen .
Unverwand t sa h si e ih n a n . Ohn e ei n Lächeln , ohn e ei n Wor t . D a ertru g e r ihre n Blic k nich t länge r un d wandt e sic h ab . E r sah u m sich , un d de r Ate m stockt e ihm . Unmöglich , dacht e er . Teuflischer T rug , wa s sonst ? E r fuh r sic h übe r Stir n un d Auge n . W o endet e de r Trug , w o began n di e Wirklichkeit?
Reglos standen die Priester aller Orden auf den Tribüne n . Im Weste n di e goldene n Sonnenpriester , ihne n gegenübe r di e graue Heerscha r Cha'acs . I n kleinere n B l ock s dazwische n di e Priester de r andere n Kulte , ro t un d grü n un d gel b un d bla u . Hoch über ihne n allen , i n ihre n Tempeln , thronte n di e Mächtige n Tayasals . Der Canek und der Lahki n . Alles war wie vor Stunden, zu Begin n de s Spiel s . Nich t eine r de r Tausend e v o n Priestern bewegte sic h . Star r wi e Skulpture n stande n si e da . Niemand tanzte . Nieman d schwan g ei n Opfermesse r. Kein e Rob e wa r in Fetzen , auße r de r seine n . Kein Priester trug blutende Wunden, auße r ih m selbs t .
Aufmerksam sahen die Priester auf das Spielfe l d hinab . Das Dram a wa r z u Ende . Soeben verließen die Mysterienspieler den Plat z . Diego s Blic k irrt e zwische n ihne n un d Ixkuku l hi n und her . Wa s nu r wa r mi t ih m geschehen ? Ein e Vision , dacht e er, empfange n i n Trance . Der Tanz der tausend Opfermesse r . Aber w elch e Wesenhei t hatt e ih m diese s Gesich t gesandt ? Ein Fröstel n überlie f ihn . De r Her r diese r Wel t . Heut e wa r ic h Ihm wahrhaftig Unterta n .
Ixkuku l tra t nebe n ihn , i n di e vorderst e Reih e de r Zuschaue r .
»Gleic h beginn t da s heilig e Ballspie l .« Si e vermie d es , ihn anzusehe n . Star r sa h si e au f da s Spielfel d hinab . Seltsam aufgeregt , wi e ih m nu n schie n .
Seine Verwirrung wuchs. S o dich t stan d si e nebe n ihm , da ß er de n Duf t roch , de r ihre r Hau t entströmte . Die silberne Sichel glänzt e i n de r Flu t ihre s Haars . Waru m h as t d u mic h s o lange Zei t gemieden ? W o wars t d u i n al l de n Tagen ? Etw a be i ihm? S o viele s wollt e e r si e fragen , noc h imme r bracht e e r kei n Wort hervo r . Liebst du ihn? Hast du gemordet mit ihm? Seine Kehle wa r wi e zugeschnürt .
Di e Ballspiele r betrate n de n P lat z . Zweimal sieben an der Zah l . Muskelstarrend e Gestalten , mi t lederne n Prellschützern gerüste t .
»Mein Bruder Chacbala m .« Si e sprac h s o leis e wi e i m Traum .
»Er ist dort unten auf dem Plat z . Zusammen mit sechs anderen Jäger n . De r Lahki n befah l e s so . Weil Chacbala m un d seine Freund e angeblic h Spottrede n gege n ih n geführ t habe n .« Unvermittel t wandt e si e sic h ih m z u . »Chacbala m ha t dieses Spie l noc h ni e gespielt ! Soweni g wi e di e andere n i n seiner Mannschaft .« Si e drückt e seine n Ar m . Ihre Hand fühlte sich he i ß a n . Noc h imme r sprac h si e i m Flüsterto n . »E s is t ei n Spiel de r Priester . Sie aber sind Jäge r . Ihr e Waffe n sin d Pfei l und Speer , nich t Büche r un d Ball . Wi e solle n si e i n diesem ungleichen Kampf bestehen?«
E r sa h si e nu r an , wortlos . Wi e wunderschö n si e wa r . Bitte nim m dein e Han d nich t for t vo n mir . Niemal s meh r .
»Ihr e Gegenspiele r sin d Sonnengottpriester« , flüsterte Ixkukul , »sei t viele n Jahre n i m heilige n Ballspie l geüb t .« Ihre Augen glitzerte n . Noc h nähe r neigt e si e sic h z u ihm , s o dicht, da ß e r ihre n w a rme n Ate m spürte . »Du weißt doch, Diego, was de n Verlierer n geschieht?«
Ihr e Lippe n bewegte n sic h vo r ihm , küh n geschwunge n und überau s ro t . E r mußt e sic h bezwingen , u m si e nich t einfac h auf ihren Mund zu küssen, besinnungslo s .
»De r Lahki n läß t si e enthau p ten«, wisperte Ixkuku l . »Morgen schon, alle siebe n . Hil f .«
3
Die Spieler rannten über den Plat z . Si e rempelte n un d range n . Jagte n de m Bal l hinterher , de r schädelgroße n Gummikuge l . Zweima l siebe n heilig e Spieler , durc h di e Farb e ihrer Stirnbände r unterschi e de n . Golden e Bände r fü r di e Prieste r des Lahki n . Kalkweiße für die Jäger um Chacbala m . Ihren Bruder. O gütige r Gott .
Hilf ! Ixkukul s Stimm e hallt e i n ih m nac h . Ih r Bil d stan d noch imme r vo r ihm , wi e i n sein e Auge n eingeritz t
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