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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Frau namens Rowan Mayfair. Ich habe Ihrem Freund von ihr erzählt. Sie war seine Mutter und seine Geliebte. Sie ist das, was wir bei der Talamasca eine Hexe nennen.«
    »Aye«, sagte der kleine Mann, »auch wir würden sie eine H e xe nennen. Es gibt viele mächtige Hexen in dieser Geschichte, Ashlar. Eine ganze Brut von Hexen. Du mußt dir das von dem Mann erzählen lassen.«
    »Ashlar – ist das Ihr voller Name?« fragte Yuri. Es hatte ihm einen Schock versetzt.
    Vier Stunden vor seiner Abreise aus New Orleans hatte er Aarons Erzählung gelauscht, die ihm die Geschichte von La s her offenbart hatte, jenem Dämon aus dem Glen. St. Ashlar – immer wieder war dieser Name gefallen. St. Ashlar.
    »Ja«, sagte der große Mann. »Aber Ash ist die einsilbige Ve r sion, die ich von Herzen bevorzuge. Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber der einfache Name Ash ist mir soviel lieber, daß ich auf den anderen oft gar nicht reagiere.« Er sprach in festem, aber höflichem Ton.
    Der Zwerg lachte. »Ich nenne ihn bei seinem vollen Namen, um ihn stark und vorsichtig zu machen.«
    Der Große ignorierte diese Bemerkung. Er wärmte seine Hä n de über dem Feuer; mit den gespreizten Fingern sahen sie krank aus.
    »Sie haben Schmerzen, nicht wahr?« sagte er und wandte sich vom Feuer ab.
    »Ja. Bitte entschuldigen Sie, daß ich es mir anmerken lasse. Werden Sie mir verzeihen, wenn ich mich hier auf dem Sofa zurücksinken lasse und so sitzen bleibe, obwohl es träge aussieht? Meine Gedanken überschlagen sich. Wollen Sie mir sagen, wer Sie sind?«
    »Das habe ich schon getan, nicht wahr?« sagte der Große. »Sprechen Sie. Was ist Ihnen zugestoßen?«
    »Yuri, ich habe Ihnen doch erklärt«, sagte der Zwerg mit gu t mütiger Ungeduld, »daß dies mein ältester Vertrauter und Freund auf der Welt ist. Ich habe Ihnen gesagt, daß er die T a lamasca kannte. Daß er mehr über sie weiß als irgendein a n deres Lebewesen. Bitte vertrauen Sie ihm. Sagen Sie ihm, was er wissen will.«
    »Ich vertraue Ihnen«, sagte Yuri. »Aber zu welchem Zweck berichte ich Ihnen von meinen Angelegenheiten oder von meinen Abenteuern? Was werden Sie mit diesem Wissen anfangen?«
    »Ich werde Ihnen helfen, natürlich«, sagte der Große langsam und mit sanftem Kopfnicken. »Samuel sagt, die Männer der Talamasca versuchen Sie umzubringen. Damit kann ich mich nur schwer abfinden. Auf meine Art habe ich den Orden der Talamasca immer geliebt. Die Männer der Talamasca waren noch selten meine Feinde… zumindest nie sehr lange. Wer hat denn versucht, Sie zu verletzen? Und sind Sie sicher, daß diese bösen Menschen vom Orden selbst kamen?«
    »Nein, sicher bin ich nicht«, sagte Yuri. »Passiert ist, mehr oder weniger, folgendes. Die Talamasca hat mich als Waisenkind aufgenommen. Aaron Lightner war der Mann, der dafür verantwortlich war. Samuel weiß, wer das ist.«
    »Ich auch«, sagte der Große.
    »Mein ganzes Erwachsenenleben habe ich dem Orden gedient, meistens als Reisender, und oft habe ich Aufgaben erfüllt, die ich selbst nicht ganz verstand. Anscheinend ruhten meine Gelübde, ohne daß ich es wußte, auf meiner Loyalität zu Aaron Lightner. Als er nach New Orleans fuhr, um eine Familie von Hexen zu erforschen, ging irgend etwas schief. Die Hexenfamilie waren die Mayfairs. Ich habe ihre Geschic h te in alten Aufzeichnungen des Ordens nachgelesen, bevor diese Aufzeichnungen für mich verschlossen wurden. Und Rowan Mayfair war es, die den Taltos gebar.«
    »Wer oder was war der Vater?« fragte der Große.
    »Ein Mann.«
    »Ein sterblicher Mann? Dessen sind Sie sicher?«
    »Ohne Frage. Aber es gab andere Überlegungen. In dieser Familie spukte seit vielen Generationen ein Geist, der böse und gut zugleich war. Dieser Geist erfaßte das Kind in Rowan Mayfairs Leib, nahm es in Besitz und half bei seiner Geburt. Der Taltos, der dieser Frau ausgewachsen entsprang, war besessen von der Seele dieses Spukgeistes. In der Familie nannten sie das Wesen Lasher. Einen anderen Namen habe ich dafür nie gehört. Und jetzt ist dieses Wesen tot, wie ich schon gesagt habe.«
    Der große Mann zeigte unverhohlenes Erstaunen. Leise und mitfühlend schüttelte er den Kopf. Er ging zu einem nahen Sessel und nahm darin Platz; höflich wandte er sich Yuri zu und schlug die langen Beine ganz so übereinander, wie Yuri es getan hatte.
    »Zwei Hexen!« flüsterte er.
    »Eindeutig«, sagte Yuri.
    »Sie sagen ›eindeutig‹«, sagte der große Mann. »Was hat das zu

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