Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
bedeuten?«
    »Es gibt genetisches Beweismaterial in Hülle und Fülle. Die Talamasca hat dieses Material. In diversen Linien dieser H e xenfamilie gibt es einen außergewöhnlichen Satz von Genen. Gene der Taltos, die unter normalen Umständen von der Natur niemals aktiviert werden, die aber in diesem Fall – durch H e xerei oder durch Besessenheit – tatsächlich ihre Wirkung t a ten, um den Taltos auf die Welt kommen zu lassen.«
    Der große Mann lächelte. Das überraschte Yuri, denn dieses Lächeln verlieh dem Gesicht das Feuer von Ausdruckskraft, Zärtlichkeit und schlichtem Entzücken.
    »Sie sprechen wie alle Männer von der Talamasca«, sagte der Große. »Sie sprechen wie ein Priester in Rom. Sie sprechen, als wären Sie nicht in dieser Zeit geboren.«
    »Nun, sie haben mich anhand ihrer lateinischen Dokumente unterrichtet«, sagte Yuri. »Die Geschichte dieses Wesens, dieses Lasher, reichte zurück bis ins siebzehnte Jahrhundert. Ich habe sie ganz gelesen, und dazu die Geschichte der Familie – von ihrem Aufstieg zu großem Reichtum und Macht und von ihren Geschäften mit diesem Geist Lasher. Natürlich habe ich Hunderte solcher Akten gelesen.«
    »Ja?«
    »Nicht über die Taltos«, sagte Yuri, »wenn Sie das meinen. Dieses Wort habe ich erst in New Orleans gehört – als zwei Mitglieder des Ordens getötet wurden bei dem Versuch, di e sen Taltos – Lasher – aus den Fängen des Mannes zu befre i en, der ihn schließlich umgebracht hat. Aber diese Geschichte kann ich Ihnen nicht erzählen.«
    »Warum nicht? Ich will wissen, wer ihn umgebracht hat.«
    »Wenn ich Sie besser kenne. Wenn Sie meine Bekenntnisse mit den Ihren vergolten haben.«
    »Was kann ich bekennen? Ich bin Ashlar. Ich bin ein Taltos. Es ist Jahrhunderte her, seit ich ein einziges anderes Mitglied meiner Spezies gesehen habe. Oh, es hat andere gegeben. Ich habe von ihnen gehört, bin ihnen nachgejagt, und in ma n chen Fällen hätte ich sie beinahe gefunden. Wohlgemerkt, ich sage beinahe. Aber seit Jahrhunderten habe ich mein eigen Fleisch und Blut, wie die Menschen sagen, nicht mehr berührt. Kein einziges Mal in der ganzen Zeit.«
    »Sie sind sehr alt; das wollen Sie mir damit sagen. Unsere Lebensspanne ist nichts im Vergleich zu der Ihren.«
    »Anscheinend nicht«, sagte der Mann. »Ich muß alt sein. Ich habe jetzt weiße Haare, wie Sie sehen. Aber woher soll ich wissen, wie alt ich bin und wie mein Niedergang aussehen mag und wie lange er, in Menschenjahren gerechnet, dauern wird? Als ich glücklich unter meinesgleichen lebte, war ich zu jung, um zu lernen, was ich für diese lange, einsame Reise brauchen würde. Und Gott hat mir kein übernatürliches G e dächtnis geschenkt. Wie ein gewöhnlicher Mensch erinnere ich mich an manche Dinge mit gespenstischer Klarheit, andere hingegen sind völlig ausgelöscht.«
    »Die Talamasca weiß von Ihnen?« fragte Yuri. »Es ist von entscheidender Wichtigkeit, daß Sie mir das sagen. Die Tal a masca war meine Berufung.«
    »Erklären Sie mir, wie sich das hat ändern können.«
    »Aaron Lightner begann den Mayfair-Hexen in ihrem endlosen Kampf gegen den Geist Lasher zu helfen. Er wußte nicht, w o her dieser Geist kam oder was er wirklich war. Daß eine Hexe ihn 1665 in Donnelaith heraufbeschworen hatte, das war bekannt, aber viel mehr wußte man nicht über ihn.
    Nachdem die Kreatur Fleisch geworden war, nachdem sie den Tod so vieler Hexen verursacht hatte, daß ich sie nicht mehr zählen kann – erst nach all dem bekam Aaron Lightner sie zu Gesicht, und er erfuhr aus Lashers eigenem Mund, daß dieser ein Taltos sei und schon einmal, zu Zeiten König Heinrichs, in einem Körper gelebt habe; in Donnelaith sei er zu Tode g e kommen, in jenem Glen, in dem er dann gespukt habe, bis die Hexe ihn heraufbeschwor.
    Diese Dinge stehen in keiner Talamasca-Akte, die ich kenne. Kaum drei Wochen sind vergangen, seit das Wesen abgeschlachtet wurde. Als die Talamasca erfahren hatte, daß La s her wieder Fleisch geworden war, da schritten sie ein und versuchten, ihn für ihre eigenen Zwecke an sich zu bringen. Womöglich haben sie dabei mit kaltem Vorbedacht mehrere Menschenleben vernichtet. Ich weiß es nicht. Ich weiß, daß Aaron an ihren Intrigen keinen Anteil hatte und sich von ihnen betr o gen fühlte. Deshalb frage ich Sie: Weiß die Talamasca von Ihnen? Gehören Sie zum Wissensschatz der Talamasca? Denn wenn Sie dazugehören, so ist es ein höchst okkultes Wissen.«
    »Ja und nein«, sagte der

Weitere Kostenlose Bücher