Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
hergeschickt, damit ich dafür sorge, daß die Wünsche der Ältesten ausgeführt werden.«
    »Unabhängig davon, was das für Wünsche sind?«
    »Wer sind Sie, daß Sie mich ausfragen?«
    »Haben Sie Ihren Leuten gesagt, sie sollten Ihnen den Taltos herbringen?«
    »Ja, aber das haben die Ältesten mir aufgetragen! Was werfen Sie mir vor? Was habe ich getan, daß Sie herkommen und Antworten von mir verlangen? Die Ältesten haben diese Leute ausgesucht, nicht ich.« Der Mann holte tief Luft, und dabei musterte er Ash die ganze Zeit und studierte seinen Körper aufs Genaueste. »Ist Ihnen nicht klar, in welcher Lage ich hier bin?« fragte er. »Wenn Aaron Lightner etwas zugestoßen ist, dann muß Ihnen doch klar sein, daß es der Wille der Ältesten war.«
    »Sie akzeptieren es. Aber tun das alle anderen auch?«
    »Es weiß sonst niemand, und es soll auch niemand wissen«, sagte der Mann empört.
    Die Frau schrie leise auf. Vielleicht hatte sie gehofft, daß Aaron doch noch lebte. Und jetzt wußte sie, daß er wirklich tot war.
    »Ich muß den Ältesten sagen, daß Sie hier sind«, sagte der Mann. »Ich muß Ihr Auftauchen unverzüglich melden.«
    »Auf welche Weise werden Sie das tun?«
    Der Mann deutete auf das Faxgerät auf seinem Schreibtisch. Es war ein großes Arbeitszimmer; Ash hatte kaum Notiz davon genommen. Das Faxgerät arbeitete mit Normalpapier; kleine Anzeigelampen blinkten, und das Papierfach war gefüllt. Der Schreibtisch hatte zahlreiche Schubladen. Eine davon enthielt wahrscheinlich eine Pistole.
    »Ich soll sie sofort in Kenntnis setzen«, sagte der Mann. »Sie müssen mich jetzt entschuldigen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Ash. »Sie sind korrupt. Sie taugen nichts. Das sehe ich. Sie haben Mitglieder des Ordens beauftragt, Böses zu tun.«
    »Die Ältesten haben mich beauftragt.«
    »Beauftragt? Oder bezahlt?«
    Der Mann antwortete nicht. Voller Panik schaute er die Frau an. »Rufen Sie Hilfe«, sagte er und wandte sich an Ash. »Ich habe ihnen nur gesagt, sie sollten Sie herbringen. Was dann passiert ist, habe ich nicht zu verantworten. Die Ältesten haben gesagt, ich soll herkommen und tun, was zu tun ist – um jeden Preis.«
    Wieder war die Frau sichtbar schockiert. »Anton«, flüsterte sie; sie machte keine Anstalten, zum Telefon zu greifen.
    »Ich gebe Ihnen eine letzte Chance«, sagte Ash, »mir etwas zu erzählen, das mich davon abhalten könnte, Sie zu töten.« Das war eine Lüge. Es war ihm klar, sobald die Worte aus seinem Mund gekommen waren – aber andererseits, vielleicht würde der Mann ja etwas sagen.
    »Wie können Sie es wagen!« sagte der Mann. »Ich brauche nur meine Stimme zu heben, und Hilfe wird kommen.«
    »Tun Sie das«, sagte Ash. »Die Mauern hier sind dick. Aber versuchen sollten Sie es.«
    »Vera, rufen Sie um Hilfe!«
    »Wieviel hat man Ihnen bezahlt?« fragte Ash.
    »Sie wissen nichts.«
    »O doch. Sie wissen, was ich bin, aber viel mehr wissen Sie nicht. Und Sie haben Angst vor mir. Und Sie lügen. Jawohl, Sie lügen. Höchstwahrscheinlich war es ein Kinderspiel, Sie zu bestechen. Man bot Ihnen Beförderung und Geld, und schon beteiligten Sie sich an einer Unternehmung, von der Sie wußten, daß sie böse war.«
    Er sah die Frau an, die unverhohlenes Entsetzen zeigte.
    »Das ist in Ihrem Orden schon einmal geschehen«, sagte er.
    »Raus hier!« sagte der Mann. Er rief um Hilfe, und seine Stimme klang in dem geschlossenen Raum sehr mächtig. Er rief noch einmal, lauter jetzt.
    »Ich habe die Absicht, Sie zu töten«, sagte Ash.
    »Halt!« Die Frau streckte die Arme aus. »So können Sie es nicht machen. Das ist nicht nötig. Wenn ein gezielter Anschlag auf Aaron durchgeführt wurde, müssen wir unverzüglich den Rat einberufen. Um diese Jahreszeit ist das Haus voll von führenden Mitgliedern. Rufen Sie gleich den Rat zusammen. Ich komme mit Ihnen.«
    »Sie können ihn zusammenrufen, wenn ich gegangen bin. Sie sind unschuldig. Ich habe nicht vor, Sie zu töten. Aber Sie, Anton – Ihre Kooperation war notwendig für das, was geschehen ist. Man hat Sie gekauft; warum geben Sie es nicht zu? Wer hat Sie gekauft? Ihre Befehle kamen nicht unmittelbar von den Ältesten.«
    »Doch.«
    Der Mann wollte hinauslaufen, aber Ash streckte die Hand aus und bekam ihn mit seinen ungewöhnlich langen Armen mühelos zu fassen. Er schloß die Finger sehr fest um seine Kehle, vielleicht fester, als es ein Mensch vermocht hätte, und er begann ihm das Leben aus dem Leib zu

Weitere Kostenlose Bücher