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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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sagte Mona. »Bin ich.« Sie räusperte sich. »Ich meine, jeder weiß es. Haben sie es dir nicht erzählt? Es wird ein Mädchen.«
    »Meinst du?« Irgend etwas bereitete Mary Jane äußerstes Unbehagen. Man hätte erwarten können, daß es ihr großen Spaß machen würde, sich auf Mona zu stürzen und alle möglichen Weissagungen über das Baby von sich zu geben. Das war es doch, was selbsternannte Hexen taten, oder nicht?
    »Hast du deine Testergebnisse schon?« fragte Mona. »Hast du auch die Riesenhelix?« Es war hübsch hier oben zwischen den Wipfeln. Sie bekam Lust, in den Garten zu gehen.
    Mary Jane betrachtete sie tatsächlich mit schmalen Augen. Dann entspannte sich ihr Gesicht ein bißchen.
    »Yeah, ich hab die Gene«, sagte Mary Jane. »Du auch, nicht?«
    Mona nickte. »Was haben sie dir sonst noch gesagt?«
    »Daß es wahrscheinlich nichts ausmacht; ich würde gesunde Kinder kriegen, die hätten alle in der Familie immer gekriegt, bis auf einen Zwischenfall, über den aber keiner reden will.«
    »Hmmmmm«, sagte Mona. »Ich habe immer noch Hunger. Laß uns nach unten gehen.«
    Mary Jane wirkte wieder ganz normal, als sie in der Küche ankamen; sie schwatzte über jedes Bild und jedes Möbelstück, das sie sah. Anscheinend war sie noch nie im Haus gewesen.
    Eugenia hatte Kalbfleisch aus dem Kühlschrank genommen, dünne, zarte Scheiben für Scallopini, die Michael für Rowan beiseitegestellt hatte. Die briet sie jetzt, wie Michael es ihr beigebracht hatte, mit in Scheiben geschnittenen Champignons und Zwiebeln, die sie fix und fertig vorbereitet aus einem kleinen Plastikbeutel nahm.
    »Gott, das riecht gut, was?« sagte Mary Jane.
    Dann sah sie Mona wieder an, wie sie sie oben angesehen hatte. Sie saßen einander gegenüber, wie Mona und Rowan hier gesessen hatten, nur daß Mona jetzt auf Rowans Platz saß und Mary Jane auf Monas. Mary Jane hatte gerade ihre silberne Gabel betrachtet, und plötzlich bewegte sie sich nicht mehr, machte schmale Augen und schaute Mona an.
    »Was ist los?« fragte Mona. »Du guckst mich an, als ob etwas los wäre.«
    »Jeder guckt dich an, wenn du schwanger bist; das machen die Leute immer, sobald sie es wissen.«
    »Das weiß ich«, sagte Mona. »Aber die Art, wie du mich anguckst, ist anders. Andere Leute gucken schwärmerisch und liebevoll, sie kriegen einen affirmativen Blick, aber du -«
    »Was heißt affirmativ?«
    »Bestätigend.«
    »Also, ich brauche wirklich ein bißchen Schulbildung«, sagte Mary Jane kopfschüttelnd und legte die Gabel hin.
    Eugenia hatte ihnen einen Salat aus Kartoffeln und Erbsen hingestellt, auch eines von Michael Currys speziellen Herrenrezepten: mit Olivenöl und Knoblauch. Eugenia klatschte einen großen Löffel voll auf Mary Janes Teller.
    »Haben wir noch Milch?« fragte Mona. »Was möchtest du trinken, Mary Jane?«
    »Coca-Cola, bitte, Eugenia, wenn Sie nichts dagegen haben; aber ich kann auch aufstehen und mir selbst eine holen.«
    Eugenia war empört über dieses Ansinnen, zumal da es von einer unbekannten Cousine kam, die offensichtlich eine hundertprozentige Hinterwäldlerin war. Sie brachte die Dose und ein Glas mit Eis.
    »Iß, Mona Mayfair!« befahl sie dann und goß ihr Milch ein. »Komm schon.«
    Das Fleisch schmeckte scheußlich; Mona wußte nicht, warum. Sie liebte solches Essen. Kaum hatte es vor ihr gestanden, war ihr Ekel erwacht. Wahrscheinlich bloß die normale Übelkeit, dachte sie, und das beweist, daß alles nach Plan läuft. Annelle hatte gesagt, daß es nach ungefähr sechs Wochen passieren würde. Das heißt, das war, bevor sie dann erklärt hatte, daß das Baby ein drei Monate altes Monster sei.
    Mona senkte den Kopf. Dünne Fetzen ihres letzten Traums erfaßten sie, sehr zäh und voller Assoziationen, die sich mit rasanter Geschwindigkeit von ihr wegbewegten, sobald sie versuchte, sie zu fassen und festzuhalten und den Traum selbst noch einmal zu fassen zu kriegen.
    Sie lehnte sich zurück und trank langsam ihre Milch. »Laß die Flasche nur stehen«, sagte sie zu Eugenia, die neben ihr wartete, runzlig und ernst, und sie und ihren unberührten Teller erzürnt anstarrte.
    »Sie wird schon essen, was sie braucht, nicht wahr?« sagte Mary Jane hilfsbereit. Die Süße. Sie schlang ihr Schnitzel bereits hinunter und spießte mit der Gabel geräuschvoll jedes Stückchen Pilz und Zwiebel auf, das sie finden konnte.
    Eugenia stolzierte schließlich davon.
    »Hier, willst du?« fragte Mona. »Nimm nur.« Sie schob Mary

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