Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
Jane ihren Teller zu. »Ich hab’s nicht angerührt.«
    »Bist du sicher, daß du es nicht willst?«
    »Mir wird schlecht davon.« Sie goß sich noch ein Glas Milch ein. »Weißt du, ich war nie eine besondere Milchliebhaberin, wahrscheinlich, weil der Kühlschrank bei uns zu Hause sie nie richtig kalt hielt. Aber das ändert sich jetzt. Alles ändert sich.«
    »Ach ja? Was denn zum Beispiel?« Mary Jane machte große Augen. Sie ließ sich die ganze Coke in die Kehle gluckern. »Kann ich mir noch eine holen?«
    »‘türlich«, sagte Mona.
    Sie sah zu, wie Mary Jane zum Kühlschrank hüpfte. Ihr Kleid war gerade so weit, daß es einen an ein kleines Mädchen denken ließ. Ihre Beinmuskeln waren wunderschön geformt, dank der hohen Absätze; sie hatten allerdings auch neulich mit flachen Schuhen gut ausgesehen.
    Mary Jane ließ sich wieder auf den Stuhl fallen und machte sich daran, Monas Essen hinunterzuschlingen.
    Eugenia streckte den Kopf aus der Geschirrkammer.
    »Mona Mayfair, du hast überhaupt nichts gegessen! Du ernährst dich von Kartoffelchips und Junk-food!«
    »Raus!« sagte Mona in festem Ton. Eugenia verschwand.
    »Aber sie will dich doch bloß bemuttern«, sagte Mary Jane. »Warum meckerst du sie an?«
    »Weil ich von niemandem bemuttert werden will. Außerdem tut sie das gar nicht. Sie nervt. Sie glaubt, ich bin ein schlechter Mensch. Es würde zu lange dauern, dir das zu erklären. Aber sie nörgelt ständig wegen irgend etwas an mir herum.«
    »Na ja, wenn der Vater des Babys so alt ist wie Michael Curry, weißt du, dann werden die Leute entweder ihm oder dir Vorwürfe machen.«
    »Woher wußtest du das?«
    Mary Jane hörte auf zu schlingen und schaute Mona an.
    »Na, er ist es doch, oder? Ich dachte mir schon irgendwie, daß du in ihn verknallt bist, als ich das erstemal hier war. Ich wollte dich nicht ärgern. Ich dachte, du freust dich drüber. Ich kriege ständig so Vibrationen mit, die mir sagen, du bist wirklich glücklich darüber, daß er der Vater ist.«
    »Ich bin nicht sicher.«
    »Oh, er ist es«, sagte Mary Jane. Sie stach mit der Gabel durch das letzte Stück Kalbsschnitzel, stopfte es sich in den Mund und kaute lustvoll darauf herum. Ihre glatten braunen Wangen arbeiteten heftig, ohne die kleinste Falte, Runzel oder sonstige Verzerrung zu zeigen. Sie war wirklich ein schönes Mädchen. »Ich weiß es«, sagte sie, als sie einen zerkauten Fleischkloß hinuntergewürgt hatte, der groß genug gewesen wäre, um ihr im Halse stecken zu bleiben.
    »Hör zu«, sagte Mona. »Das ist etwas, das ich noch keinem Menschen erzählt habe, und…«
    »Aber jeder weiß es«, sagte Mary Jane. »Bea weiß es. Bea hat’s mir erzählt. Weißt du, was Beas Rettung sein wird? Die Frau wird aus einem einzigen schlichten Grund über Aarons Tod hinwegkommen: Sie hört niemals auf, sich um alle anderen Sorgen zu machen. Sie macht sich echte Sorgen um dich und Michael, weil er die Gene hat, wie jeder weiß, und weil er Rowans Mann ist. Aber sie meint, der Zigeuner, in den du dich verliebt hast, ist absolut der falsche für dich. Er gehört zu einer ganz anderen Sorte Frau: wild und heimatlos und ohne Familie, wie er selbst.«
    »Das hat sie alles gesagt?«
    Mary Jane nickte. Plötzlich hatte sie den Teller mit Brot entdeckt, den Eugenia ihnen hingestellt hatte, in Scheiben geschnittenes, einfaches Weißbrot.
    Mary Jane nahm die oberste Scheibe, drückte sie zusammen und fing an, den Fleischsaft aufzutanken.
    »Yeah, das hat sie alles gesagt. Und sie hat’s Tante Viv erzählt und Polly und Anne Marie. Wußte anscheinend nicht, daß ich zuhörte. Aber ich meine, das wird sie retten, daß sie sich ständig den Kopf über die Familie zerbricht.«
    »Wie können die alle von mir und Michael wissen?«
    Mary Jane zuckte die Achseln. »Fragst du mich das? Darlin’, dies ist eine Familie von Hexen; das solltest du besser wissen als ich. Sie können es auf tausend Arten herausgefunden haben. Aber wenn ich’s mir überlege: Die uralte Evelyn hat bei Viv geschwatzt, wenn ich mich nicht irre. Daß ihr beide hier zusammen allein wart, du und Michael? So was?«
    »Ja.« Mona seufzte. »Na und? Das brauche ich denen nicht zu erzählen. Basta.«
    Mona goß sich den Rest Milch ins Glas. Sie war immer noch wunderbar kalt. Vielleicht könnten sie und dieses Baby allein von Milch leben; sie war nicht sicher.
    Mary Jane starrte hungrig auf die letzte dünne, einsame Scheibe Weißbrot.
    »Du kannst sie haben«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher