Die McDermotts 02 - Manchmal
schüttelte den Kopf. »Nein, da habe ich überhaupt nicht drauf geachtet, ich war so sehr aufs Fahren konzentriert.«
»Was war es denn für ein Fahrzeug?«
»Ein Personenwagen, klein und rot, aber das Modell weiß ich leider nicht, damit kenne ich mich nicht aus.«
Adrian verdrehte die Augen und der Deputy kratzte sich ein wenig ratlos am Kinn, notierte jedoch ihre Angaben. »Das ist natürlich nicht gerade viel und wird uns vermutlich nicht weiterhelfen. Ich werde das trotzdem ans Sheriffs Department in Carrizo Springs durchgeben, vielleicht haben wir ja Glück. Falls Sie es nicht bereits getan haben, sollten Sie die Kreditkarte so schnell wie möglich sperren lassen.«
»Das ist schon erledigt.«
»Gut. Am besten kommt ihr morgen zu mir ins Büro, damit wir die Anzeige fertigmachen können, und ich nehme noch ein Protokoll des Unfalls auf, für die Versicherung.«
Melody biss sich auf die Lippe. Jetzt würde der Ärger losgehen. Adrian würde dem Deputy erzählen, dass ihr Versicherungsschutz abgelaufen war, und dann konnte sie sich auf etwas gefasst machen. Sie hatte keine Ahnung, womit Fahren ohne Versicherung geahndet wurde, aber sie wusste, dass es kein Kavaliersdelikt war. Mit Sicherheit musste sie eine saftige Geldstrafe zahlen, eventuell nahm man ihr auch den Führerschein ab oder sperrte sie wegen des Unfalls sogar ein.
»Ich glaube, das ist nicht nötig«, hörte sie Adrian im gleichen Augenblick sagen, »ich regele das mit Miss Foster.«
Tom Wilson schaute ihn verwundert an, nickte jedoch. »In Ordnung. Du bist der Geschädigte, wenn du dich selbst darum kümmern willst, soll es mir recht sein, umso weniger Papierkram habe ich. – Also dann, wir sehen uns morgen.«
Sie verabschiedeten sich und leicht verstört ließ Melody sich auf einen Stuhl sinken.
»Warum haben Sie dem Deputy nicht gesagt, dass ich nicht versichert bin?«, fragte sie leise.
Adrian zuckte mit den Achseln. »Was hätte ich davon? Der Unfall lässt sich nicht rückgängig machen und die Reparatur meines Autos bezahlt sich dadurch ebenfalls nicht.« Prüfend betrachtete er ihr blasses Gesicht. »Wir sollten vielleicht fahren, es war wohl doch alles ein bisschen zu viel für Sie«, schlug er nach einem kurzen Moment vor.
Tatsächlich war ihm jedoch daran gelegen, von der Feier wegzukommen, bevor Rose Porter oder seine Geschwister auf die Idee kamen, unangenehme Fragen zu stellen. Wie sollte er auch erklären, was ihn dazu bewogen hatte, eine wildfremde Frau hierher zu schleppen.
»Ich möchte Ihre Gastfreundschaft nicht überstrapazieren«, erklärte Melody leise. »Sie waren ohnehin schon so freundlich zu mir, ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gutmachen soll.«
Er hob eine Augenbraue und warf ihr einen kühlen Blick zu. »Machen Sie sich keine Gedanken, ich tue das nur, um sicher zu sein, dass Sie mir den Schaden an meinem Wagen ersetzen.« Als sie unglücklich den Kopf hängen ließ, fügte er etwas milder hinzu: »Außerdem können Sie ohne Geld doch sowieso nirgends hin.«
7
Als Melody am Sonntag erwachte, war es bereits Mittag. Sie hatte nicht vorgehabt, so lange zu schlafen, aber die ganze Aufregung hatte sie wohl doch mehr mitgenommen, als sie zunächst gedacht hatte. Sie nahm eine kurze Dusche, zog sich an und ging nach unten. Die Küche war leer, auf dem Tisch standen eine Thermoskanne mit Kaffee und ein Teller mit Pfannkuchen. Leises Gemurmel war zu hören, und als sie sich umdrehte, entdeckte sie durch die offene Verbindungstür zum Wohnzimmer Adrian, der offenbar telefonierte. Wie zuvor trug er einen dunkelgrauen Anzug, ein helles Hemd und eine dezent gemusterte Krawatte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob er überhaupt etwas anderes besaß als diese korrekte, förmliche Geschäftskleidung.
In diesem Moment hatte er sein Gespräch beendet und bedeutete ihr, näherzukommen. Sie betrat den Wohnraum und schaute sich um. Nur mit Mühe konnte sie ein Frösteln unterdrücken. Wie die Küche und auch das Gästezimmer wirkte dieser Raum ebenfalls unbehaglich und steril. Die Wände waren weiß gestrichen, ein schwarzes Ledersofa stand an einer Seite vor einem Kamin, ein Glastisch daneben. Eine andere Wand wurde von einem großen, schwarzen Schrank eingenommen, ein weiterer Durchgang führte ins Arbeitszimmer. Es gab noch ein Fernsehgerät und eine chromglänzende Stehlampe, ansonsten war das Zimmer leer, und machte einen kahlen und verlassenen Eindruck. Es gab keine Teppiche, keine Bilder, keine Farbtupfer, die
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