Die McDermotts 02 - Manchmal
paar Mal überlegte er, ob es nicht doch besser war, sie wegzuschicken. Eigentlich konnte er das Geld für die Reparatur seines Wagens verschmerzen und eine Fahrkarte nach New Orleans kostete schließlich auch nicht die Welt. Aber dann sah er wieder ihre großen, grünen Augen vor sich, sah die Tränen darin schimmern und seufzte. Aus irgendeinem Grund weckte sie seinen Beschützerinstinkt und er brachte es nicht fertig, sie einfach abzuschieben. Ihre Hilflosigkeit rührte ihn irgendwie – so sehr, dass er nicht einmal daran gedacht hatte, sie nach irgendwelchen Referenzen oder Qualifikationen für den Job zu fragen.
Resigniert schüttelte er den Kopf. Sollte sich herausstellen, dass ihr Arrangement nicht funktionierte, konnte er sie immer noch in den nächsten Bus setzen.
Als Adrian am Montagmorgen in die Küche kam, fand er einen gedeckten Frühstückstisch vor. Melody stand am Herd und briet kleine Würstchen und Spiegeleier. Sie summte leise vor sich hin und schien guter Dinge zu sein.
Er musterte sie einen Moment und stellte fest, dass ihr Outfit keineswegs für sein Vorzimmer geeignet war. Abgesehen von den zerschlissenen Jeans und den Turnschuhen trug sie eine bunte, geblümte Bluse. Die Haare hatte sie lose am Hinterkopf zusammengedreht, einzelne Strähnen hingen heraus und ringelten sich über ihre Schultern. An ihren Ohren baumelten nach wie vor die riesigen Ohrringe, die aussahen, als stammten sie aus irgendeinem Trödelladen.
Mit einem leisen Räuspern trat er näher.
Sie drehte sich um und lächelte ihn an. »Guten Morgen, ich hoffe, Sie sind nicht böse, ich dachte mir, ich mache das Frühstück.«
»Nein, schon in Ordnung.« Er setzte sich an den Tisch und bemerkte erstaunt, dass sie sogar daran gedacht hatte, ihm die Tageszeitung hinzulegen.
Schweigend nahmen sie das Frühstück ein, anschließend machten sie sich auf den Weg nach Crystal City. Zu Melodys Überraschung hielten sie kurz darauf jedoch nicht vor einem Bürogebäude, sondern vor einem exklusiv aussehenden Bekleidungsgeschäft.
»Kommen Sie«, forderte Adrian sie auf, als sie regungslos im Auto sitzen blieb.
»Was tun wir hier?«, wollte sie wissen, während sie ausstieg.
»Wir kaufen Ihnen etwas Vernünftiges zum Anziehen«, teilte er ihr mit und schob sie in das Geschäft hinein.
Sie hielt inne und schaute an sich herab. »Was stimmt denn mit meinen Sachen nicht?«
»Nehmen Sie es mir nicht übel, doch so kann ich Sie nicht in mein Vorzimmer setzen. Ihre Kleidung ist ein wenig zu«, er zögerte kurz, »bunt.«
»Na, Ihnen könnte ein bisschen Farbe auch nicht schaden«, sagte sie schmunzelnd mit einem demonstrativen Blick auf seinen obligatorischen, dunkelgrauen Anzug.
Im gleichen Augenblick kam bereits eine Verkäuferin auf sie zugeeilt. »Mr. McDermott, schön Sie zu sehen. Was kann ich für Sie tun?«
»Hallo Miss Starver«, grüßte er freundlich und deutete dann auf Melody. »Ich hätte gerne ein paar Businessoutfits für die Lady.«
»Moment mal«, protestierte Melody, »Sie wissen genau, dass ich kein Geld habe und schon gar nicht für«, sie machte eine ausholende Handbewegung, »so teure Fummel.«
Die elegant gekleidete Verkäuferin starrte sie entgeistert an, sagte jedoch nichts.
»Ich übernehme das«, erklärte Adrian, ohne eine Miene zu verziehen.
»Oh nein, auf gar keinen Fall«, widersprach Melody energisch. »Ich lasse mich doch nicht von Ihnen aushalten.«
Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen beugte er sich zu ihr herunter. »Keine Angst, das setze ich mit auf Ihre Schuldenliste.«
»Aber …«
»Kein ,Aber‘«, ermahnte er sie bestimmt. »Sie wollten bei mir arbeiten, also erwarte ich entsprechende Kleidung. Oder wäre es Ihnen lieber, wenn ich dem Deputy von dem kleinen Malheur mit Ihrer Autoversicherung erzähle?«
Verärgert blitzte sie ihn an. »Das ist Erpressung.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe schließlich nicht vergessen, meine Prämie zu bezahlen«, sagte er kühl.
»Also gut«, gab sie mit einem resignierten Schnauben nach, »es bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig.«
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich wieder an die Verkäuferin, die das Ganze mit frostigem Gesicht verfolgt hatte. »Miss Starver, bitte. Ein paar Kostüme, Blusen, Schuhe, Strümpfe, Unterwäsche – das komplette Paket.«
Die Frau nickte dienstbeflissen und führte Melody in eine der Umkleidekabinen, eilte dann davon, um eine entsprechende Ausstattung zusammenzustellen.
Adrian nahm in einem
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