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Die McDermotts 02 - Manchmal

Die McDermotts 02 - Manchmal

Titel: Die McDermotts 02 - Manchmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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sie, oder vielleicht sogar mehr? Der Gedanke daran jagte ihr ein verlangendes Kribbeln durch den Bauch. Sehnsüchtig drehte sie sich im Bett hin und her, spürte immer noch die Wärme und Geborgenheit seiner Umarmung, seinen Finger auf ihren Lippen, und schließlich schlief sie ein.
    Beim Frühstück am Sonntagmorgen warf sie Adrian sporadisch einen verstohlenen Blick zu, versuchte irgendetwas in seinem Gesicht zu erkennen, doch er benahm sich völlig unauffällig. Irgendwann gab sie es auf und sagte sich, dass es wohl nur eine freundliche Geste gewesen war und er sich nichts dabei gedacht hatte.
    »Ich muss die Angersfield-Unterlagen durchgehen, ich möchte diese Woche noch ein Angebot erstellen«, erklärte er im Anschluss an das Frühstück. »Kommen Sie eine Weile alleine mit Timmy zurecht?«
    »Au ja, dann malen wir ein bisschen«, nickte Timmy begeistert, und Melody lächelte.
    »Wie Sie sehen, Chef, habe ich alles im Griff.«
    Sie ging nach oben, holte ihren Skizzenblock, Bleistifte und Kohlestifte und kurz darauf saß sie mit Timmy auf der Terrasse am Tisch. Mit Feuereifer zeichnete er die große Lebenseiche, die hinter dem Haus stand, und unter Melodys Anleitung gelang ihm das Ganze recht gut.
    »Malst du auch wieder ein Bild von mir?«, bat er anschließend.
    »Du weißt aber, dass du sehr lange still sitzen musst«, erinnerte sie ihn schmunzelnd an den Nachmittag am See, als sie ebenfalls ein Porträt von ihm angefertigt hatte.
    »Klar, das ist kein Problem«, bestätigte er mit kindlichem Ernst und setzte sich in Positur.
    Mit raschen Strichen fertigte sie zunächst eine grobe Skizze an, machte sich danach mit den Kohlestiften an die detaillierte Ausarbeitung.
    »Darf ich mal gucken?«, fragte Timmy mehrmals zwischendurch, und lächelnd drehte sie den Skizzenblock um und zeigte ihm, wie weit sein Bild bereits gediehen war.
    Unterdessen saß Adrian im Arbeitszimmer, doch wie so oft in den letzten Tagen hatte er Mühe, sich auf seine Papiere zu konzentrieren. Ständig schweifte sein Blick aus dem Fenster, er sah Melody draußen auf einem Liegestuhl sitzen, die Knie angezogen, einen Block gegen die Oberschenkel gelehnt. Sie schien Timmy zu zeichnen, der regungslos auf einem Stuhl vor ihr saß. Die Sonne ließ ihre Haare golden leuchten, sie hingen ihr in wilden Locken über den Rücken, und er stellte sich vor, wie er mit den Fingern hineingriff, ihren Kopf zu sich heranzog und sie küsste.
    Ein Kuss. Er sehnte sich so sehr danach, ihre Lippen zu schmecken. Gestern Nacht wäre es beinahe passiert, er hätte sie geküsst, wenn Timmy nicht plötzlich aufgetaucht wäre. Vielleicht hätte er noch ganz andere Dinge getan. Nein, nicht vielleicht – mit Sicherheit. Mit jedem Tag begehrte er sie mehr, wünschte sich, herauszufinden, wie sich ihr nackter Körper unter dem seinen anfühlte.
    Mit einem tiefen Seufzer schob er die Unterlagen beiseite, stand auf und ging hinaus auf die Terrasse. Völlig auf ihre Zeichnung konzentriert bemerkte Melody nicht, dass er aus dem Haus gekommen war und ihr über die Schulter sah.
    »Das sieht sehr gut aus«, sagte er anerkennend, und sie zuckte zusammen.
    »Danke.«
    »Ich nehme an, die Bilder, die Sie drinnen und bei mir im Büro aufgehängt haben, sind auch von Ihnen?«
    Sie nickte verlegen. »Ja.«
    »Sie sind wirklich talentiert. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, Ihre Werke zu verkaufen?«
    »Manchmal«, sagte sie zögernd und dachte wehmütig an die unzähligen Zeichnungen, die sie in New Orleans aufbewahrt hatte und an ihren Traum von einer eigenen Ausstellung. William hatte ihr gesagt, er hätte ihr Zimmer ausgeräumt, und sie fragte sich, was er wohl mit ihren Sachen gemacht hatte.
    Adrian warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Ist alles in Ordnung?«
    Sie schaute ihn an, sah die ehrliche Besorgnis in seinen Augen, und wünschte sich für einen Moment, sie könne ihm erzählen, was sie bedrückte. Doch dafür war es zu spät, nachdem sie ihn die ganze Zeit über belogen hatte, würde er ihr diese verrückte Geschichte jetzt garantiert noch weniger glauben als vorher.
    »Alles okay«, erwiderte sie daher nur und widmete sich wieder Timmys Porträt.
    Eine Weile sah Adrian ihr zu, verschwand dann im Haus.
    Eine knappe Dreiviertelstunde später war Melody fertig, und voller Begeisterung nahm Timmy das Bild und stürmte damit ins Arbeitszimmer, um es seinem Onkel zu zeigen. Lächelnd räumte sie die Malsachen zusammen, ging anschließend in die Küche und bereitete

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